Nicht in meinem Familiengarten
Jenny Keller
11. Dezember 2015
Bebauungsplan im Gebiet «Stadtrandentwicklung Nordwest» von Basel. Bild via stadtplan.bs.ch/geoviewer
Nachfrage und Angebot sind in Basel auf dem Wohnungsmarkt in einem Missverhältnis. Die sogenannten Stadtrandentwicklungen zur Behebung dieses Dilemmas fordern nun ihre ersten Opfer, nämlich 79 Familiengärten.
Um die Stadtrandentwicklung Nordwest zu realisieren, die vom Basler Grossen Rat im Januar 2014 gutgeheissen und vom Stimmvolk im darauffolgenden September nochmals bestätigt wurde, müssen im Freizeitgartenareal «Milchsuppe» entlang der Burgfelderstrasse 79 Gärten aufgehoben werden. Damit verkleinert sich das Areal von 426 auf 347 Gärten, was einer Reduktion von weniger als zwanzig Prozent entspreche, schreibt das Bau- und Verkehrsdepartement in einer Mitteilung.
Zur Erinnerung: Die Nachfrage nach Wohnraum überstieg auch in Basel-Stadt in den vergangenen Jahren das Angebot, schreibt der Kantonsbaumeister Fritz Schumacher 2010 im Vorwort zum Bericht über die Testplanungsgebiete. Mit den Stadtrandentwicklungen Ost, Süd und Nordwest biete sich die Möglichkeit, Wohnungsbau für verschiedene Bevölkerungsgruppen innerhalb der Stadtgrenze zu verwirklichen. Dafür wurden Testplanungsgebiete von verschiedenen Basler Architekturteams untersucht. Die Stadtrandentwicklung Nordwest, wo nun die ersten Familiengärten weichen müssen, zwischen Luzernerring und Landesgrenze, wurde von den Basler Teams Kunz und Mösch Architekten mit damals Dipol Landschaftsarchitekten, HHF Architekten mit Milica Topalovic, und
Bachelard Wagner Architekten mit Topotek 1 aus Berlin erarbeitet.
Das Ganze Schreiben über die Aufhebung der 79 Familiengärten ist wahnsinnig defensiv gehalten («was einer Reduktion (der Gärten) von weniger als zwanzig Prozent entspricht», «die Kündigung erfolgt über ein Jahr im Voraus»), man erwartet zum Schluss fast eine Entschuldigung der Behörden, dass nun die Stadtrandentwicklung auch in Angriff genommen wird, dabei wurden die Testplanungen bereits 2007 und 2008 durchgeführt und vom Stimmvolk angenommen. Wir kommen deshalb nicht darum herum, an das englische Akronym «nimby» zu denken. Die Abkürzungen stehen für «not in my back yard» und bezeichnet vielleicht den typischen Schweizer (Kleingärtner), der an und für sich schon für mehr Wohnraum ist (und nichts gegen Ausländer hat…), solange es ihn selbst nicht betrifft.