Das «Haus» in der Heimatstadt

Christoph Doswald
23. Februar 2018
Peter Fischli/David Weiss, «Haus», Aluminium und Mineralfarbe, 2015 (1987), anlässlich der Ausstellung «Peter Fischli David Weiss: How to Work Better» vor dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York, 5. Februar – 27. April 2016. Courtesy Peter Fischli, David Weiss

Obwohl Weltbürger und in vielen internationalen Ausstellungshallen zu Gast, haben Peter Fischli und David Weiss nie einen Hehl aus der intensiven Beziehung zu ihrer Heimatstadt gemacht. Zürich war ihnen als Lebens- wie auch als Arbeitsort wichtig. Hier fanden sie den Humus für ihre künstlerische Tätigkeit; hier entstanden die weltbekannten Werke – etwa die legendäre «Wurstserie» (1979) oder «Der Lauf der Dinge» (1987) –, die trotz ihres regionalen Bezugs eine globale Wirkung erzeugten.

Ehrerbietung durch öffentliches Werk
Die Mäzenin und Kunstsammlerin Maja Hoffmann pflegte einen langjährigen Dialog mit Peter Fischli und David Weiss und beschäftigte sich mit deren Oeuvre. Nach dem frühen Tod von David Weiss hatte sie die Idee, die Bedeutung der beiden Künstler für die Kunst und für die Stadt Zürich mit einer künstlerischen Reverenz zu würdigen – einer öffentlich zugänglichen Fischli/Weiss-Skulptur.

Die Wahl fiel schliesslich auf ein Werk, das lange Jahre nicht mehr gezeigt wurde, ja zwischenzeitlich physisch nicht mehr existierte: «Haus» stammt von 1987 und wurde ursprünglich für die Ausstellung «Skulptur Projekte Münster» konzipiert. Das Kunstwerk stellt ein unscheinbares Gewerbegebäude im Massstab 1:5 dar, wie sie auch heute noch in Gewerbezonen des helvetischen Mittellandes zu finden sind. Die ursprüngliche Version für Münster bestand aus Holz, Metall und Plexiglas und war nach der Ausstellung nicht mehr zu verwenden.

Lokale Künstler – internationale Ausstrahlung
Bis zum Tod von David Weiss im April 2012 arbeitete das Duo an einer Neurealisierung des Kunstwerks, an einer robusten und wetterbeständigen Version für die permanente Installation im Freien. Darum wurde «Haus» schliesslich in der Kunstgiesserei St. Gallen in Aluminium gegossen und 2016 erstmals ausgestellt: Anlässlich der Fischli/Weiss-Retrospektive im Guggenheim Museum in New York stand «Haus» 2016 vor dem monumentalen Museumsgebäude von Frank Lloyd Wright an der 5th Avenue. Den grauen Fassaden-Anstrich hat Peter Fischli eigenhändig vorgenommen – und der von der Kunstgiesserei St.Gallen produzierten 300 x 400 x 500 Zentimeter grossen Skulptur damit eine «handschriftliche» Note verliehen.

An der Schenkung haben sich neben der Mäzenin Maja Hoffmann auch Peter Fischli sowie die Erben von David Weiss beteiligt. Mit dieser Geste, die einen Kunstmarkwert von rund 2 Millionen Franken beinhaltet, soll die Bedeutung des Künstlerduos Fischli/Weiss für das kulturelle Leben der Stadt gewürdigt und die internationale Ausstrahlung Zürichs als Kunstmetropole hervorgehoben werden.

​Um den richtigen Standort zu finden, wurde gemeinsam mit Peter Fischli rund ein Dutzend Möglichkeiten in der ganzen Stadt geprüft. Wichtig war der Bezug zum Kontext, die Einbettung in eine Umgebung, die dem «Haus» gerecht wird. Fündig wurde der Künstler schliesslich in Oerlikon, auf einer kleinen Brache, einem Wiesenstück direkt vor der Offenen Rennbahn, der ältesten Sportanlage der Schweiz. In dieser suburbanen Umgebung, die für das Werk von Fischli/Weiss so wichtig war, wird nun auch das «Haus» zu stehen kommen.

Bild: Courtesy Peter Fischli, David Weiss.

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