Architektur versus Natur
Manuel Pestalozzi
26. Februar 2020
Einheimische Flora und Fauna sind bei dieser Überbauung zugesichert. Naturschützer*innen überzeugt das nicht. (Visualisierung: schwinbach-arlesheim.ch)
Feuersalamander, Ringelnattern, Eidechsen und Erdkröten, plus im Naturinventar als «schützenswert» bezeichnete Bäume können im Verbund mit anderen bedrohten Pflanzen und 47 Vogelarten Bauwillige ganz schön ins Schwitzen bringen. Beispielsweise auf dem Areal Schwinbach-Süd in Arlesheim.
Offenbar hatte es niemand kommen sehen: Im Jahr 2018 stimmte die Agglomerationsgemeinde im Kanton Basel-Landschaft dem Quartierplan «Schwinbach Süd» ohne viel Aufhebens zu. Das Bebauungskonzept legt Wert auf einen sorgfältigen Umgang mit der bestehenden Umgebung entlang des Schwinbächleins, das wenige Schritte vom Goetheanum im benachbarten Dornach talwärts fliesst. Der Entwickler Implenia plant hier «52 nachhaltige Wohnungen in naturbelassener Umgebung», nach Plänen des Architekturbüros TrinklerStulaAchille Architekten AG aus Basel. Viel ist auf der Website des Projekts von der Nachhaltigkeit die Rede. Der grosszügige Abstand zwischen den Gebäuden in Holzbauweise und im Standard Minergie-P ermögliche eine frei zugängliche, verbundene Grünfläche. Somit ergebe sich eine natürliche Umgebung.
Freimütig wird eingeräumt, dass ungefähr 14 Bäume gefällt werden müssten. Dies, damit später alle Parkplätze unterirdisch angeordnet werden könnten und oberirdisch grösstmöglicher Platz für Grünflächen ohne Autoverkehr entstehe. Eine grosse, ehrwürdige Esche wolle man nach Möglichkeit erhalten, vorgesehen seien etwa 23 Neupflanzungen mit einheimischen Laubbäumen und Hochstammobstbäumen, die Zwetschgen, Äpfel oder Birnen tragen. Auch die Wildhecken wolle man wo immer möglich erhalten oder ergänzen, mit ihren Blüten und Früchten böten diese Gewächse Nahrungsquelle für Bienen, Insekten und Vögel.
Aktivist*innen aus dem Naturschutz scheint das nicht zu überzeugen, wie die bz meldet. 186 Einsprachen gegen das Projekt werden nach diesem Bericht ergänzt durch eine Petition, die schon über 7400 Unterschriften verbuchen kann. Und die Fondation Franz Weber beantragte bei der Regierung, den betroffenen Quartierplan für nichtig zu erklären. Grund sind die erwähnten Tiere und Pflanzen, welche das Schwinbächli zu ihrem Habitat machten. Wenn man bedenkt, dass das Quartierplanverfahren reibungslos über die Bühne ging, kommt der Protest spät. Der Kanton sieht keinen Grund, das von den Aktivist*innen bemängelte Naturinventar der Gemeinde anzuzweifeln. Doch die Geschichte ist nicht ausgestanden: Die Fondation Franz Weber hat der bz bereits bestätigt, gegen die Entscheidung des Kantons, so sie denn nicht in ihrem Sinne ist, Rekurs einreichen zu wollen. Die Winterstarre der Feuersalamander wird somit am Schwinbächli in dieser Saison sicher nicht gestört!