In drei Tagen die Welt verändern
Jenny Keller
6. Dezember 2017
Bild: Casey Kelbaugh courtesy Fondazione Prada
In Miami sollte man sein: Dort gibt es Palmen und Champagner statt Hochnebel und Glühwein. Und eine Pop-up-Disco – nein, ein Kunstwerk als «real-life experience» – an deren Eröffnung sich das Who's who der Kunstwelt (und dazu gehört ja heute jeder Bankangestellte und jedes mittelmässige Popsternchen) amüsiert hat.
Vom 7. bis zum 10. Dezember findet die Kunstmesse Art Basel Miami Beach statt. Und man weiss ja, bei solchen Anlässen ist die Preview der eigentliche Event. Die Kunstinstallation von Carsten Höller, um die es hier gehen soll, ist denn auch nur vom 5. bis zum 7. Dezember zugänglich. Im Auftrag der Fondazione Prada hat Höller einen Nachtclub «kreiert», der an nur drei Tagen für ausgewählte Gäste geöffnet ist. Aber wer meint, im «Prada Double Club Miami» würde man sich zum Trinken, Tanzen und Flirten treffen, irrt: Der Club biete eine einzigartige Herangehensweise an Unterhaltung und Gastfreundschaft und wolle einen Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst, Musik, Lifestyle und Design schaffen. Das wichtigste Ziel des «Prada Double Club Miami» sei es, Kunst auch ausserhalb ihrer üblichen restriktiven Kontexte zu zeigen und sie in eine «real-life experience» zu verwandeln. Hmmm.
Das liessen sich bei der Eröffnung unter anderem David Adjaye, Ricky Martin und Hans-Ulrich Obrist natürlich nicht entgehen – auch wenn Carsten Höller dieses Konzept bereits 2008 in London für acht Monate schon einmal gezeigt hat. In Miami untersuche der Künstler den Begriff der Zweiseitigkeit jedoch weiter, konkret mit zwei verschiedenen Räumen. Die Anlage ist in einen monochromatischen Clubraum im Inneren und in einen bunten tropischen Garten unterteilt. Und jetzt kommt’s: Gäste und Clubber können laut dem Projektbeschrieb so durchlässige Grenzen überschreiten (wenn sie beispielsweise frische Luft oder eine Zigarette brauchen) und sich in eine doppelte Dimension und auf eine «schizophrene Reise» wagen. Künstler möchte man sein: Da gestaltet man zwei Räume, einen innen, einen aussen – und verändert die Welt. In nur drei Tagen.