Wohnhaus Z22 und Werkstatt F88, Zürich 2017

Im Dialog mit der Geschichte

Gus Wüstemann
11. Mai 2017
Ansicht von der Feldeggstrasse. Bild: Bruno Helbling

Nutzung MFH
Auftragsart Direkt
Bauherrschaft Privat
Architektur gus wüstemann architects         
Team Manuel Greter, Bianca Kilian, Valentin Kokudev, Daniel Pelach, Panagiota  Sarantinoudi, Gus Wüstemann
Fachplaner Ingenieur: Born Partner AG | HLSK Planer: Frei + Partner 
Jahr der Fertigstellung 2017
Gebäudevolumen SIA 416 3750 m³ beheizt, 360 m³ unbeheizt
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Baumeister: Corti AG | Betonmöbel vorfabriziert: Dade design | Schreiner: Ernst Wieland, Gebert Möbelgestaltung  | Böden: Fiechter + Fuchs AG | Zimmermann: Cremer Bruhin AG | Fensterbauer: Huber Fenster |Spengler: MARTI Komfortlüftung & Bauspenglerei AG | Oberlichter: Cupolux AG Heizungsanlagen: Kurtisi | Sanitär: Heierli Partner Haustechnik AG | Gipser: Agosti AG | Metallbauer: R+R Metallbau AG
Fotos Bruno Helbling
 

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Themen Umbau und Bauen im Bestand gewinnen heute immer mehr an Bedeutung. Es geht um den Kontext, um den Dialog mit der Geschichte — wie antworten wir nachhaltig mit zeitgenössischen Interventionen auf Gebautes? Das gilt für einen Umbau ebenso wie für den städtischen Raum. Hier handelt es sich um den Umbau eines Mehrfamilienhauses mit Werkstatträumen in der Stadt im Zürcher Seefeld. Das Haus ist seit der BZO-Revision neu in einer Kernzone. Daher ist die Mantellinie geschützt, und das Projekt wurde  in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entwickelt.

Das Haus ist 170 Jahre alt; Die historischen, massiven Steinmauern waren Ausgangspunkt, um im Dialog darin zeitgemässe Wohnformen zu applizieren.
 

Steinbogen mit Betontopographie Atelier 1. Bild: Bruno Helbling

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Wohnhaus ist ein Stadthaus erbaut vor 170 Jahren. Die Natursteinmauern wurden zwar vor 170 Jahren erstellt, aber schon damals wurden die Wände verputzt. Nun haben wir den Verputz entfernt und quasi einen Rohzustand der Natursteinwände herbeigeführt, den es so nie gab. Es ist eine Referenz an das Material, die Konstruktion und nicht zuletzt an die den Arbeitsprozess. Der architektonisch gesellschaftliche Aspekt, das bürgerliche Haus von damals, tritt dabei in den Hintergrund.
 
Auf engstem Raum haben wir mit einem kommunikativen, steinigen Programmkern einen fliessenden, um die Natursteinmauern freien, Raum entwickelt. Quasi als neue Typologie der «Promenade architecturale» auf engstem Raum, wo, abhängig von der sozialen Struktur und des Tagesablaufs die Programme sich entfalten und mit der Peripherie, der Natursteinwand kommunizieren.

Rohraum Atelier 1. Bild: Bruno Helbling

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Ja. Es war uns erst klar, dass alle Einbauten massiv und betoniert sein müssen, als wir die Natursteinmauern und Steinbögen ohne Putz vor uns sahen.

In den Werkstätten wurde auf die grossen Natursteinbögen mit einer Topographie aus Beton geantwortet — eine kontemporäre Antwort auf ein starkes historisches Element. Eine steinerne Landschaft nimmt Programme auf, die nur noch marginal in Erscheinung treten — die Tektonik und das Licht sind der Schwerpunkt und füllen den Raum mit poetischer Kraft.

Natursteinmauer roh Wohnung 5. Bild: Bruno Helbling

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Roh ist fertig — es gibt keine Hierarchien von Material und Raum.
 
Alle historischen Elemente wurden neu in einen Rohzustand versetzt, oder es wurde neu roh weitergebaut — eine Hommage ans Material — ohne Hierarchisierung. Es gibt keine minderwertigen Materialien. Die gesellschaftlich soziale  Konnotation verschwindet damit. So wird der Raum frei und authentisch — wie der Mensch es auch sein kann.
 
Wie sind der Überzeugung, dass tief im Innern alle Menschen gleich sind, roh und frei, und alle verdienen den gleichen Respekt. Die Architektur soll unbedingt auch ethisch sein.

Grundriss Wohnung 5 und 6
Schnittplan

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