Ländliche Baukultur als Inspiration

Manuel Pestalozzi
15. de novembre 2023
Architektonisch erinnert das siegreiche Wettbewerbsprojekt an landwirtschaftliche Ökonomiebauten. Die verglaste Front des Garagentrakts weist indes auf den öffentlichen Charakter des neuen Bauwerks hin. (Visualisierung: © kit architects)

Die Feuerwehr Werdenberg Süd rückt aus, wenn es in der Stadt Buchs oder den Gemeinden Sevelen und Wartau brennt oder sich sonst Notfälle ereignen. Die in einem Zweckverband organisierte Truppe wird künftig in einem neuen Interventionszentrum stationiert, das auch zum Zivilschutzstandort und Rettungsstützpunkt gestaltet werden soll. Der Neubau soll in der Rheinebene auf einem freien Feld von 9000 Quadratmetern Grösse in Rans/Oberräfis gebaut werden. Der Weiler liegt auf dem Gemeindegebiet von Sevelen. 

Mit einem Architekturwettbewerb, bei dem zehn Projekte eingereicht wurden, suchte man nach der besten Gestaltung für die Anlage. Durchsetzen konnte sich das Zürcher Büro kit architects mit seinem Entwurf «Woody Woodpecker». Die Architekt*innen sind mit der Bauaufgabe bereits vertraut: Sie gewannen sowohl den Projektwettbewerb für die Realisierung des Sicherheitszentrums in Weinfelden als auch jenen für die Feuerwehr Herzogenbuchsee.

Der Neubau soll am nordöstlichen Rand des Weilers Rans/Oberräfis entstehen. (Situation: © kit architects)

Was aber zeichnet den Entwurf aus, der in Holzbauweise verwirklicht werden soll? Die Architekt*innen schlagen einen Baukörper aus zwei Gebäudeteilen vor, die sich durchdringen. Mit ihren flachen Giebeldächern und den Holzfassaden erinnern sie an die landwirtschaftlichen Gebäude der Region, obschon natürlich die Dimensionen in Länge und Breite deutlich grösser ausfallen. Die Anlage wird über ein Untergeschoss mit Tiefgarage und zwei oberirdische Stockwerke verfügen. Der Bau soll rund acht Meter hoch werden, sodass die schönen Ausblicke der Anwohner*innen nicht weiter beeinträchtigt werden. 

Der schmale Gebäudeteil an der Zufahrtsstrasse beinhaltet sämtliche Fahrzeuggassen der Feuerwehr und des Zivilschutzes. Rückwärtig schliesst der etwas kürzere, breitere Teil mit allen dienenden Nutzungen an. Mit der gewählten Struktur und der Positionierung auf dem Grundstück haben die Architekt*innen Rücksicht auf das angrenzende Wohngebiet genommen: Die Einsatzfahrzeuge rücken über eine dem Dorf abgewandte Ausfahrt auf die Badstrasse aus. Lärm- und Lichtemissionen werden so im Rahmen des Möglichen gering gehalten.

Die Jury lobt vor allem die Vermittlung zwischen der umgebenden Landschaft mit Gewerbebauten und der kleinteiligen Dorfstruktur des Weilers. Auch die Effizienz des Grundrisses, der mit nur sehr kleinen Erschliessungsflächen auskommt, wird positiv hervorgehoben. Das Projekt liegt bei der Flächenbilanz unter dem Zielwert. Kurzum, die Entscheidung des Preisgerichts fiel einstimmig. Auf Kritik stiess einzig die Umgebungsgestaltung. Sie ist der Jury aktuell noch zu «schmatisch».

Die oberirdische Struktur ist als vorfabrizierter Holzbau geplant. Der effiziente Zweckbau verspricht architektonisch und räumlich ansprechend zu werden. (Visualisierung: © kit architects)

Ziel ist es nun, im Frühling 2024 mit der Erarbeitung des Vorprojekts für den Neubau zu beginnen, wie der Zweckverband Feuerwehr Werdenberg in einer Medienmitteilung bekanntgegeben hat. Mit der Fertigstellung des neuen Interventionszentrums ist frühestens Ende 2027 zu rechnen. 

Das Siegerprojekt sowie die weiteren neun beim Wettbewerb eingereichten Entwürfe können noch bis zum 18. November im Theorieraum des Feuerwehrdepots in Buchs besichtigt werden. Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Im Obergeschoss verspricht ein kleiner Patio einen attraktiven Bereich zum Aufenthalt im Freien. (Visualisierung: © kit architects)

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