Susanne Zenker ist neue SIA-Präsidentin
Elias Baumgarten
1. 五月 2024
Susanne Zenker (Foto: Reto Schlatter)
Auf die Architektin warten verzwickte Aufgaben, wenn sie am 1. Juli ihr Amt antritt. Doch die scheidende Leiterin des Bereichs Development der Immobiliensparte der SBB bringt die Erfahrung und das Format mit, sie zu meistern.
Es ist eine Herkulesaufgabe, die vor Susanne Zenker liegt: Im Sommer übernimmt sie die Leitung des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), der turbulente Zeiten hinter sich hat. Peter Dransfeld, ihr Vorgänger im Amt, verliess seinen Posten nach gerade einmal zwanzig Monaten – mutmasslich, weil es über die Erneuerung des Vereins und wichtige inhaltliche Weichenstellungen zum Streit gekommen war. Ad interim übernahmen Alain Oulevey und Urs Rieder das Präsidentenamt. Die grossen Herausforderungen indes blieben dieselben. Zu ihnen zählen die zeitgemässe Weiterentwicklung des Normenwesens und die Revision der Leistungs- und Honorarordnung. Der Klimawandel, die Digitalisierung und das erwartete Bevölkerungswachstum in der Schweiz haben grosse Auswirkungen auf die Arbeit der SIA-Mitglieder. Und viele wünschen sich darum eine klare Haltung und Positionierung ihres Berufsverbands.
Mit Susanne Zenker erhält der SIA nun eine kompetente Präsidentin, die dem kolossalen Druck gewachsen sein dürfte: Die an der EPFL ausgebildete Architektin leitet seit Jahren den Bereich Development bei SBB Immobilien und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Ihre Aufgaben bei einer der drei grössten Immobilienfirmen des Landes wird sie Ende Juni abgeben, bevor sie ihr neues Amt antritt. Die gebürtige Schwedin sollte also routiniert mit hohem Erwartungsdruck umgehen können und das nötige Fingerspitzengefühl für schwierige Führungsaufgaben mitbringen. Dass sie um die Herausforderungen weiss, die künftig auf Architektinnen und Architekten zukommen, bewies sie zum Beispiel, als sie an der Tagung «Auf dem Weg zu einer digitalen Baukultur» von BSA und CRB teilnahm: Intelligent und kritisch sprach sie unter anderem über die digitale Wettbewerbsabgabe. Auch für die Qualität der gebauten Umwelt setzt Zenker sich ein: Sie ist Stiftungsrätin bei der Stiftung Baukultur Schweiz.
«Der SIA vereint mit seinen Mitgliedern ein enormes Wissen und Engagement unter seinem Dach. Die nachhaltige Gestaltung des Lebensraums ist eine anspruchsvolle und vielfältige Aufgabe. Im SIA müssen wir darum unser Wissen noch mehr vernetzen, um wirkungsvoll zu bleiben. Dafür möchte ich mich als Präsidentin einsetzen.»
Wichtig ist der frischgebackenen Präsidentin, den Austausch zwischen SIA-Mitgliedern aus unterschiedlichen Landesteilen und Disziplinen zu stärken. Denn die Herausforderungen unserer Zeit werden Einzelkämpfer nicht meistern können. Ihre Arbeit als Brückenbauerin sehr erleichtern wird Zenkers grosses Sprachtalent: Neben Französisch spricht sie auch hervorragend Deutsch, beherrscht also zusätzlich zu Englisch und Schwedisch zwei Schweizer Landessprachen.
Die SIA-Delegierten wählten sie einstimmig zur neuen Präsidentin. Damit hat übrigens zum ersten Mal in 190 Jahren Vereinsgeschichte eine Frau die Führung inne. «Die Wahl einer Frau an die Spitze des Vereins ist ein historischer Moment», sagte Alain Oulevey nach der Abstimmung und fuhr fort: «Mit Susanne Zenker gewinnt der SIA eine erfahrene Brückenbauerin. Ich bin überzeugt, dass sie die vielfältigen Interessen im Verein auf gemeinsame Ziele auszurichten vermag.»