Herz, Verstand und Hirnzentrum
Manuel Pestalozzi
2. 八月 2016
Bilder: CAS Architektur AG via zentralplus.ch
Das Projekt ist da, die Baubewilligung auch, doch die Auftraggeberin ist zahlungsunfähig. Beim geplanten Hirnzentrum in Roggwil (BE) geht der Architekt René Chappuis der CAS Architekten AG in die Offensive.
Wer ein Architekturbüro führt, muss Rückschläge und Verluste einstecken können. Besonders hart ist das, wenn es um eine gute Sache geht. Dass das geplante Pflege-, Wohn- und Beschäftigungszentrum für Menschen mit einer Hirnverletzung in Roggwil eine solche ist, bestreitet grundsätzlich niemand. Es wäre das erste seiner Art in der Schweiz. Der Mann dahinter ist allerdings keine Fachperson aus dem Gesundheitswesen, wie der Gründer des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil. Der Versicherungsagent aus dem Luzernischen will aber Guido A. Zäch nacheifern.
Wie die Organisation «Pro Integral» an seinen hohen Idealen, mangelnder Kompetenz und fragwürdiger Geschäftsführung scheitert, hat die Internetpublikation «zentralplus» dokumentiert. Sie berichtet nun, dass das mit dem Projekt beauftragte Architekturbüro CAS Chappuis Aregger Solèr Architekten AG dieses auf eigene Faust realisieren will. Hinter dieser Initiative steht nicht alleine humanitäres Engagement: CAS wird von «zentralplus» als grösste Gläubigerin der «Pro Integral» bezeichnet.
René Chappuis, Verwaltungsratspräsident und Inhaber der CAS Architektur AG, teilte Reporter Linus Ruegge mit, dass sein Büro das Kompetenzzentrum für Hirngeschädigte eigenständig vorantreiben möchte und legte eine entsprechende Vereinbarung mit «Pro Integral» vor. 62,5 Millionen Franken müssen gemäss Chappuis aufgetrieben werden, das ist wohl ein bisschen viel für Crowdfunding. Erreicht die Spendenaktion diesen Beitrag nicht, bleibt noch die Möglichkeit einer Partnerschaft mit einem Investor.
So hofft der Architekt, dass die ganze Arbeit seines Büros nicht für die Katz gewesen ist und dass das Projekt ohne die ursprünglichen Initiatoren realisiert werden kann. In der vorgesehenen Standortgemeinde wäre es offenbar durchaus willkommen, da mit ihm auch die Hoffnung auf Arbeitsplätze verbunden ist. Es handelt sich offenbar um eine Pioniereinrichtung für ein komplexes Spezialgebiet. Da kann man den Risikoträgern nur fachkompetente, integre Partnerinnen und Partner wünschen, die sich mit Engagement hinter das Projekt stellen.