Appenzeller Baukultur erleben: Urlaub im Fabrikantenhaus

Elias Baumgarten
2. 十月 2024
Neu können Kulturinteressierte in einem Fabrikantenhaus im Dorf Schwellbrunn ihre Ferien verbringen. Das Baudenkmal wurde 2020 auf Initiative eines einheimischen Liebhabers von der Stiftung Fabrikantenhaus Schwellbrunn gekauft, die es sanft renovierte. (Foto: Studio Gataric)

Schmuckvolle Bauernhäuser, Viehschauen, gelebtes Brauchtum – die landwirtschaftliche Geschichte des Kantons ist in Appenzell Ausserrhoden allerorts spürbar. Doch der Landstrich war auch ein wichtiger Standort der Ostschweizer Textilindustrie: Die Arbeiten der Appenzeller Webstuben und Stickereien wurden in alle Welt verkauft. Heute zeugen davon noch historische Fabrikanten- und Arbeiterhäuser, aber auch alte Textilfabriken, die einst an Bächen gebaut worden waren, um die Wasserkraft zu nutzen.

Die Fabrikantenhäuser wurden oft prächtig gestaltet. Ihre Architektur zeichnet sich durch Stilelemente aus Barock und Klassizismus aus. Besonders charakteristisch sind die Fensterbänder und die Klappläden. Ein besonders schönes Exemplar steht im Zentrum der Gemeinde Schwellbrunn. Der Bau in der Geren Strasse stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde 1851 letztmalig umgebaut. 2020 kaufte die Stiftung Fabrikantenhaus Schwellbrunn das weitgehend im Originalzustand erhaltene Schutzobjekt aufgrund seiner grossen geschichtlichen und kulturellen Bedeutung. In den Jahren 2023 und 2024 wurde das Baudenkmal dann sorgfältig und nach alten Handwerkstechniken restauriert. 

Das Haus steht an einer Anhöhe. Von dort aus kann man auf den Säntis und in den Alpstein sehen. An klaren Tagen reicht der Blick sogar bis zum Bodensee. (Foto: Studio Gataric)
Das geschützte Baudenkmal wurde vorsichtig hergerichtet. Der Besuch wird zur Zeitreise in die Geschichte des Appenzellerlandes, das einst ein wichtiger Standort der Textilindustrie war. (Foto: Studio Gataric)
Bis zu neun Personen und ein Kleinkind können im Haus nächtigen. Auch Haustiere sind erlaubt. (Foto: Studio Gataric)

Mit der Instandsetzung wurde im Erdgeschoss ein Kunst-, Kultur- und Begegnungsraum eingerichtet. Bei Veranstaltungen können sich dort bis zu 50 Personen versammeln. Zwei Obergeschosse aber gestaltete die neue Eigentümerschaft als Ferienwohnung, die seit diesem Monat durch die Stiftung Ferien im Baudenkmal vermietet wird. Neun Erwachsene und ein Kleinkind können dort schlafen. Auf einer Anhöhe schön gelegen, eignet sich das Domizil nicht nur hervorragend, um die Appenzeller Baukultur aus eigener Anschauung kennenzulernen, sondern auch um die zauberhafte Naturlandschaft der Region zu geniessen – vom Garten aus reicht der Blick auf den Säntis und in den Alpstein, manchmal sogar bis zum Bodensee.

Durch die historischen Kastenfenster fällt der Blick auf die sanften Hügel des Appenzellerlandes. (Foto: Studio Gataric)
Während zwei Stockwerke als Ferienwohnung vermietet werden, wurde im Erdgeschoss ein Kunst-, Kultur- und Begegnungsraum eingerichtet. Bei Veranstaltungen kann er bis zu 50 Personen fassen. (Foto: Studio Gataric)

Das Fabrikantenhaus in Schwellbrunn ist das neueste Ferienobjekt der 2005 vom Schweizer Heimatschutz gegründeten Stiftung. Im ganzen Land übernimmt sie vom Verfall bedrohte Baudenkmäler aus unterschiedlichen Epochen, richtet sie sanft wieder her und vermietet sie zu fairen Preisen an Feriengäste, die nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus dem benachbarten Ausland anreisen, vor allem aus Deutschland. Interessierte können so durch eigenes Erleben viel über Bau- und Kulturgeschichte lernen. Das macht die Menschen sensibler für den Wert historischer Bauten und steigert ihre Bereitschaft, sich für ihren Erhalt einzusetzen.

Bei der Restaurierung in den Jahren 2023 und 2024 wurde auf alte Handwerkstechniken zurückgegriffen. (Foto: Studio Gataric)

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