Haus mit Laube
Andreas Pizza
6. 六月 2019
Foto: Aurel Martin
Andreas Pizza hat voriges Jahr ein altes Wohnhaus mit Scheune in Rothrist umgestaltet. Er stellt sich unseren Fragen.
Ort Oberholzweg 42, Rothrist, AG
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Marius und Fabienne Bühlmann
Architektur Andreas Pizza Architektur, Zürich
Jahr der Fertigstellung 2018
Fotos Aurel Martin
Foto: Aurel Martin
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Bei diesem Projekt war von Anfang an klar, dass man die Identität des Hauses bewahren und sein Erscheinungsbild nicht wesentlich verändern wollte. Die Fassade des ursprünglichen Wohnteils wurde deshalb intakt gelassen. Gleichzeitig wollte man neue Qualitäten schaffen. So wurden zum Beispiel neue räumliche Bezüge und neue Sichtverbindungen nach Aussen etabliert, denn mehr Licht sollte ins Haus dringen. All dies sollte über den Laubenersatzbau geschehen. Genau darin lag die Herausforderung. Die Laube ist über ihre ursprüngliche Funktion hinaus neu definiert worden. Sie ist somit nicht nur Zugang und vertikale Erschliessung, sondern gleichzeitig auch Erweiterung des Wohnraumes, Spielfläche für die Kinder, ein Ort für Ruhe und Entspannung, um die Aussicht zu geniessen und die räumliche Verbindung vom Dachgeschoss bis zum Erdgeschoss zu erleben.
Foto: Aurel Martin
Welche Inspirationen liegen dem Projekt zugrunde?Das bestehende Gebäude und die umliegenden traditionellen Bauten haben mich inspiriert. Die originale Funktion der Laube als Zugang, vertikale Erschliessung und Arbeitsfläche hat die Planung stark beeinflusst. Auch die ursprüngliche Raumfolge im Erdgeschoss war ein prägendes Element und wurde deshalb wiederhergestellt: Stube – Küche mit Feuerwand – Laube. Zudem waren für mich der Pragmatismus und die Zierelemente der Bauernkultur Elemente der Inspiration.
Foto: Aurel Martin
Foto: Aurel Martin
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?Er spielte eine wichtige Rolle bei diesem Projekt. Das Haus geniesst eine privilegierte topografische Lage. Es liegt auf einem Hügel am Dorfrand, umgeben von Wiesen und Obstbäumen. Man hat einen herrlichen Blick nach Westen. Ich habe mich mit der wiederkehrenden Typologie der Bauernhäuser aus dieser Region auseinandergesetzt und ortstypische Elemente untersucht wie die Laube, den Sockel, die grossen Dachvorsprünge der Scheunen, die gelochten Bretterverschalungen, die Proportionen der Fassaden und dergleichen mehr. Diese Analysearbeit hat die Gestaltung wesentlich beeinflusst.
Mit den Kunden hatte ich während allen Phasen der Projektierung und der Realisierung ein partnerschaftliches Verhältnis. Es war sehr angenehm, mit ihnen zu arbeiten. Ihr Vertrauen, ihre offene Haltung und Begeisterung für unkonventionelle Lösungen haben sich auf das Endergebnis positiv ausgewirkt.
Foto: Aurel Martin
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?Das Haus mit Laube hat mich intensiv mit der Thematik vom Bauen im Bestand konfrontiert. Das subtile Zusammenspiel zwischen historischen und neuen Elementen beschäftigt mich allerdings schon seit mehreren Jahren. Es war die Bestätigung, dass es möglich ist, einem historischen Gebäude einen völlig neuen Charakter zu verleihen, ohne seine Identität zu verfälschen.
Der bestehende Fassadenputz des Wohnbereichs wurde durch einen Hochleistungsdämmputz ersetzt. Dies hat massgeblich zum Erfolg der gesamten Gestaltung beigetragen. Denn schon mit einer geringen Auftragsstärke kann eine effiziente Dämmung erreicht werden. So war es möglich, vor allem alle Fensterbänke und -gewände zu erhalten. Als Deckputz wurde ein Kellenwurf in traditioneller Weise appliziert. Dies gibt zusammen mit den sägerohen Fichtenbrettern der Laube dem Gebäude ein authentisches Gesicht.