Gefragter Brückenbauer zwischen Forschung, Entwurf und Kunst

Elias Baumgarten
16. outubro 2024
Roger Boltshauser ist neuer Professor für Architektur und Regenerative Materialien an der ETH. (Foto: Michael Arthur Koenig)

Studierende erwarten heute von ihren Professorinnen und Professoren, dass sie sich mit dem klimagerechten Bauen auseinandersetzen. Auf dem Hönggerberg dürfte darum die Freude gross sein, dass Roger Boltshauser von der ETH zum ordentlichen Professor für Architektur und Regenerative Materialien ernannt wurde. Boltshauser ist heute als Lehmbau-Experte international bekannt. Gemeinsam mit dem Vorarlberger Martin Rauch baute er vor bald zwanzig Jahren das famose Haus Rauch (2005–2008) aus Stampflehm. Seit dieser Pioniertat hat sich der Zürcher unausgesetzt mit dem Naturbaustoff beschäftigt. Dabei entstanden nicht nur Projekte wie der Ofenturm des Ziegelei-Museums in Cham (2017–2021), sondern auch etliche Publikationen, darunter Grundlagenwerke wie das Buch «Pisé – Stampflehm» (2019). Seine Forschung zum Lehmbau verbindet Boltshauser gern mit dem Unterrichten: Mit Studierenden baute er beispielsweise im St.Galler Sitterwerk ein Mock-up aus Stampflehm. Die künftigen Architektinnen und Architekten lernten dabei, wie das Material verarbeitet wird und konstruktiv geschützt werden kann.

Doch nicht nur das Bauen mit Lehm können die ETH-Studierenden vom frischgebackenen Träger des renommierten Semper-Architekturpreises lernen: Das wichtigste Anliegen des Architekten, der auch als Künstler arbeitet, bleibt, qualitätsvolle, atmosphärisch reiche Räume zu gestalten. Denn ein guter Entwurf, so sagt er, sei per se nachhaltig. Dabei muss keineswegs dogmatisch immerzu mit Lehm gearbeitet werden: Boltshausers Ensemble auf dem Baufeld F der Zürcher Europaallee (2019) und sein Verwaltungsbau für die Wasserwerke Zug (2021) etwa gewinnen ihre Kraft aus der Kombination von Betonteilen und Glasbausteinen.

Wie Roger Boltshausers Unterricht als Professor an der ETH aussehen könnte, verrät ein grosses Interview, das wir voriges Jahr mit ihm führten. Damals sagte er: «Es geht darum, bewusster zu bauen oder eben gar nicht zu bauen; oder mit zirkulären Strategien, neuen Materialien oder Systemen zu arbeiten. […] Wir Architekt*innen sind gefordert, Alternativen und Visionen zu entwickeln. Diesbezüglich muss man auch die Schulen miteinbeziehen. Sie haben zum einen den Vorteil, forschen zu können, zum anderen haben wir dort die Möglichkeit, solche Themen in Semesteraufgaben durchzuspielen und visionäre Ideen zu entwickeln.»

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