Ein Turm als Sinnbild für einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft
Manuel Pestalozzi
18. junho 2023
In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs von Ostermundigen soll ein nachhaltiges, zukunftsweisendes Holzhochhaus entstehen. Die Quadrat AG aus Zollikofen möchte mit dem Bauwerk ihre Haltung zum Ausdruck bringen. (Visualisierung: © Filippo Bolognese Images)
In Ostermundigen ist unweit des Bahnhofs ein Holzhochhaus mit Wohnungen, Ateliers und Gewerbeflächen geplant. SSA Architekten haben den Lowtech-Bau nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip entworfen.
«Wir möchten einen vielfältigen Ort für unterschiedliche Menschen und Bedürfnisse schaffen.»
Der BäreTower in Ostermundigen von Burkard Meyer Architekten könnte demnächst Gesellschaft bekommen: Im Rahmen der Testplanung «Entwicklung zentrale Baustelle 3, Bahnhof Ostermundigen» wurde bereits im Jahr 2020 ein weiteres Hochhaus als städtebaulicher Akzent vorgesehen. Nun konkretisieren sich die Planungen für die Parzelle, die der Quadrat AG aus Zollikofen gehört: SSA Architekten haben einen Turm entworfen, der ökologisch, aber auch sozial Vorbildcharakter haben soll. Derweil hat der Gemeinderat jüngst die für das Projekt nötige Überbauungsordnung verabschiedet.
Das neue Hochhaus, das bis zu 69 Meter hoch aufragen darf, soll Gewerbeflächen, Gemeinschaftsräume zum Leben und Arbeiten sowie Wohnraum von der Kleinstwohnung bis zur Gross-WG beherbergen. Die Bauherrschaft spricht deswegen von einem «Lebensort». Konstruiert werden soll der Holzbau nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Die Architekt*innen haben darauf geachtet, dass die Bauteile nach Möglichkeit mechanisch und ohne Leim verbunden werden. Das wird dereinst die Demontage und Wiederverwendung erheblich erleichtern. Ausserdem soll der Aufwand für die Gebäudetechnik so gering wie möglich gehalten werden. – Dies, so erklärt die Bauherrschaft, sei nicht nur ökologisch nachhaltiger, sondern auch ökonomisch. Denn die Unterhaltskosten würden so geringer ausfallen.
Die Grundrisse sollen ferner so ausgelegt sein, dass der Turm immer wieder neuen Bedürfnissen und sozialen Entwicklungen angepasst werden kann. SSA Architekten gehen davon aus, dass das Hochhaus auf diese Weise auch in 100 Jahren noch problemlos genutzt werden kann. Wie hoch die Mieten dereinst sein werden, ist unterdessen natürlich noch Spekulation. Jedoch beabsichtigt die Bauherrschaft, die Wohnungen in Kostenmiete anzubieten.
Für die Quadrat AG und deren Inhaber Dan Hodler ist das Projekt eine Herzenssache: Hodler sagt von sich, ihm sei schon lange klar, dass es einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft brauche.
So könnte das Hochhaus dereinst aussehen. Es soll nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip konstruiert werden. (Visualisierung: © Filippo Bolognese Images)
Die Mitwirkungsphase hat begonnenNachdem sowohl die Planungskommission als auch der Gemeinderat von Ostermundigen die für den Bau nötige Überbauungsordnung akzeptiert haben, steht nun eine Mitwirkungsphase an: Die Bevölkerung ist eingeladen, vom 15. Juni bis zum 10. August dieses Jahres Meinungen und Anregungen schriftlich bei der Gemeinde einzubringen. Danach möchte man das Projekt dem Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) zur Prüfung vorgelegt.
Die Quadrat AG zeigt sich in einer Medienmitteilung zuversichtlich, dass das Projekt auf die Gunst der Bevölkerung treffen wird: Sie plant den Baustart im Jahr 2025 – wenn letztlich auch das Parlament zustimmt. Frühestens 2026 könnten dann die ersten Mieter*innen einziehen.