Ein Holzhaus in Berlin
Ulf Meyer
24. novembro 2020
Foto: Jan Bitter
Gemeinsam haben Scharabi Architekten und Anne Raupach einen Holzmassivbau in Berlin gestaltet. Das Gebäude steht als Barriere zwischen einer lauten Hauptstrasse und einem ruhigen Friedhofsgelände. Darum haben ihm die Architekt*innen zwei Gesichter gegeben.
Bei Deutschlands Hauptstadt würden wohl die meisten nicht zuerst an Holzbauten denken. Doch urbaner Holzgeschossbau hat in unserem Nachbarland Aufwind – genau wie die Baugruppen. Und so wurde in Berlin kürzlich zwischen dem Georgen-Parochial-Friedhof und dem Volkspark im Stadtteil Friedrichshain ein sechsgeschossiges Wohnhaus als Holzmassivbau umgesetzt. Es heisst «Walden 48» und wurde von Scharabi Architekten zusammen mit Anne Raupach, die sich auf zukunftsfähiges Bauen spezialisiert hat, entworfen. Das Gebäude beherbergt 43 Wohnungen einer Baugruppe. Es ist 60 Meter lange und bietet sichtbare Holzoberflächen innen und Holzfassaden aussen. Architektonisch zeigt es zwei unterschiedliche Gesichter, um sowohl auf den rückwärtigen Friedhof als auch die vielbefahrene Landsberger Allee vorne angemessen zu reagieren: Strassenseitig springt der zweigeschossige Sockel hinter eine bestehende Friedhofsmauer aus Klinker zurück, der Wohnriegel mit Schieferfassade liegt darüber. Einige der locker angeordneten Fenster treten aus der Lochfassade hervor. Zum Friedhof hin öffnet sich das Haus dagegen mit tiefen Loggien, welche die Schottenbauweise ablesbar machen. Gartenfassade und Staffelgeschoss sind mit naturbelassenen Lärchenschalungen versehen.
Gartenfassade mit naturbelassener Lärchenschalung (Foto: Jan Bitter)
Im Foyer (Foto: Jan Bitter)
Im Erdgeschoss und auf dem Dach befinden sich Gemeinschaftsflächen, Erd- und erstes Obergeschoss nehmen Maisonette-Wohnungen auf. Wie von den Bewohner*innen gewünscht, wurde im Keller ein Fahrradparkhaus vorgesehen. Besonders ist, dass nicht nur das Gebäude selbst in Massivholzbauweise ausgeführt wurde, sondern auch die Aufzugsschächte und Treppen. Die Geschosse trennen Holzverbunddecken, und allein die Treppenhaus- und Brandwände bestehen aus Stahlbeton. Die Deckenspannweite von etwas über sieben Metern und die Raumtiefen von bis zu 13 Metern ermöglichen flexible Wohngrundrisse.
Foto: Jan Bitter
Foto: Jan Bitter
Die Aussenwände wurden in Holzrahmenbauweise ausgeführt und sind stark isoliert. Zur Landsberger Allee hin wurde besonders auf die Schalldämmung geachtet.
Die Holzkonstruktion wurde auf Abbrand bemessen. So war es möglich, sie sichtbar zu belassen und Gipsbekleidungen (Kapselungen) zu vermeiden. Das Material wird so in besonderem Masse erlebbar. Ausserdem sanken die Kosten durch das vereinfachte Bauen. Auf eine Sprinkleranlage konnte ferner verzichtet werden.
Verglichen mit einer konventionellen Bauweise konnte die Bauzeit um drei Monate verkürzt werden. Das Haus ist mit einer Erdwärmepumpe ausgestattet und erreicht in Sachen Energieeffizienz, einem wichtigen Teilaspekt nachhaltigen Bauens, den KfW 55-Standard. Im verwendeten Holz sind 1500 Tonnen CO2 gespeichert. Daneben trägt das Material zu einem angenehmen und gesunden Raumklima bei.