Bildband und Forschungsarbeit: Die Gewinner des DAM Architectural Book Awards

Katinka Corts
23. outubro 2024
In diesem Jahr wurden zehn Publikationen mit dem Architekturbuchpreis des DAM und der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. (Foto: Uwe Dettmar)

Die Frankfurter Buchmesse ist vorbei, und die Bilanz fällt durchzogen aus: Zwar kamen wieder mehr Verlage, doch die Zahlen aus der Zeit vor der Pandemie bleiben vorerst unerreicht. Der Buchmarkt entwickelt sich prima und das Interesse an Neuerscheinungen ist erfreulich gross, doch der Anlass ist gerade für kleine Verlage ein Kraftakt. Umso schöner, dass an der Messe auch Verlegerinnen und Verleger gefeiert wurden, die in der Nische der Kunst- und Architekturbücher zu Hause sind: Zum bereits 16. Mal haben das Deutsche Architekturmuseum (DAM) und die Frankfurter Buchmesse besonders gelungene Publikationen prämiert. Aus 170 Einreichungen von 74 Verlagen hat die Fachjury zehn Bücher ausgewählt, bei denen Konzeption und Gestaltung genauso wie Aktualität und Qualität herausstechen. Die meisten prämierten Bücher stammen aus Deutschland, doch auch Verlagshäuser aus der Schweiz, Luxemburg und Portugal hatten Grund zum Feiern.

Juriert haben dieses Jahr der Architekt Giulio Castegini, die Museumsdirektorin Dr. Dorothee Ader, die Verlegerin Lisa Schons, der Buchgestalter Victor Balko und der Architekt Danny Lettkemann gemeinsam mit der internen Jurorin Dr. Katja Leiskau, die das DAM-Archiv leitet. Zusätzlich zu den zehn Preisträger-Büchern setzten sie zehn weitere Einsendungen auf eine Shortlist und vergaben eine Anerkennung für ein Buch aus dem diesjährigen Messe-Gastland Italien.

Erieta Attali, Kengo Kuma – Mirror in the Mirror. In dem bei Hartmann Books erschienenen Bildband mit Texten von Barry Bergdoll sind Erieta Attalis beste Fotografien der Architektur Kengo Kumas versammelt. Gestaltet wurde das Buch vom Stuttgarter Grafikbüro Koma Amok. Die Publikation ist aufwendig realisiert und mit einem Umschlag sowie Kapitel-Trennseiten aus schwarz durchgefärbtem Papier ausgestattet, die mit einer silbernen Sonderfarbe bedruckt sind. Im Kontrast dazu steht das leicht transluzente Inhaltspapier mit den querformatigen Fotografien. Die Jury urteilt, das Buch überzeuge «gleichzeitig durch Understatement und kraftvolle Eleganz von der ersten bis zur letzten Seite». (Foto: Uwe Dettmar)
FEP \ Viana de Lima. João Carmo Simões hat das beim portugiesischen Verlag monade erschienene Fotobuch gestaltet. Es zeigt die von Alfredo Viana de Lima gebaute wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Porto. Abgesehen von einem kurzen Projekttext des Architekten aus dem Jahr 1969, einigen technischen Zeichnungen und einem Essay sind auf allen Seiten Schwarz-Weiss-Bilder des Bauwerks zu sehen. Einen Kontrast dazu bilden lose eingelegte Blätter mit Farbfotografien. Die Jury lobt: «Die dichte, teils expressive Bildsprache ist eine willkommene Abwechslung zum zeitgenössischen Trend der sauberen, fast schon sterilen kommerziellen Architekturfotografie.» (Foto: Uwe Dettmar)
Polylemma. raumlaborberlin befasst sich seit 25 Jahren mit alternativen Wegen der kooperativen Stadtentwicklung. Sein beim Jovis Verlag veröffentlichtes und vom Zürcher Grafikbüro bonbon gestaltetes Buch ist ähnlich experimentell wie die Projekte des Architekturkollektivs. Im Inneren wechseln sich strukturiertes Papier und glatte, glänzende Seiten ab. «Ein Buch, das nicht nur für Studierende empfehlenswert ist, sondern auch einen Platz in den Regalen von Architekturbüros verdient», befindet die Jury. (Foto: Uwe Dettmar)
Was wäre wenn – Ungebaute Architektur in der Schweiz. Der Schweizer Christoph Merian Verlag brachte das Buch als Katalog zur Ausstellung «Was wäre wenn / What if» des Schweizerischen Architekturmuseums S AM heraus. Die gezeigten Entwürfe werden jeweils mit grossen Materialsammlungen und einordnenden Fachartikeln dargestellt. Die Jury ist vom Leseerlebnis angetan: «Die verspielte und zugleich sachliche Gestaltung weckt Entdeckungslust und Forscherdrang nach Unentdecktem, Vergessenem, Unrealisiertem.» (Foto: Uwe Dettmar)
Das Bewusstsein des Ortes. Das Buch des Architekten Kashef Chowdhury aus Bangladesch erschien im Quart Verlag und wurde vom Büro BKVK aus Basel gestaltet. Die harmonische Beziehung von Architektur und Natur steht im Mittelpunkt der Publikation. Mit kurzen philosophischen Denkanstössen und einzelnen Fotografien widmet sich der Autor zeitgenössischen und traditionellen Bauten in Bangladesch und Indien, aber auch in Europa. «Wenn man sich auf die stillen Betrachtungen unvoreingenommen einlässt, kommt man in den Genuss einer Schule des Sehens, Fühlens und Erinnerns», so das Urteil der Jury. (Foto: Uwe Dettmar)
Researching otherwise – Pluriversal Methodologies for Landscape and Urban Studies. Das Buch des Verlags des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich wurde von Dr. Nitin Bathla herausgegeben, während die Gestaltung von Offshore Studio stammt. Der Wissenschaftler betrachtet das Thema der Multidisziplinarität im Architekturdiskurs. Der Zweifarbdruck hilft bei der visuellen Orientierung zwischen den verschiedenen Textelementen und integriert das Bildmaterial harmonisch. Die Jury zeigt sich beeindruckt vom wissenschaftlichen Anspruch einerseits und der gestalterischen Qualität andererseits. Sie schreibt: «Das Ergebnis ist ein überraschend leichtes, fast leichtfüssiges Buch, das inhaltlich einer wissenschaftlichen Textsammlung zuzuordnen ist, jedoch durch den Farbschnitt und die reduzierte Farbgebung visuell kohärent zu einem gestalterisch gelungenen Ganzen zusammengebunden wird.» (Foto: Uwe Dettmar)
Rom – Häuser der Stadt \ 1920–1980. Die von Dietrich Fink und Stefan Imhof herausgegebene Publikation erschien beim Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König. Die Buchgestaltung stammt von Evi Lemberger aus München. Der kompakte Band aus der «Rosa Reihe» dokumentiert in dezentem Layout und gutem Stil 21 Bauten, die zwischen 1922 und 1974 in Italiens Hauptstadt realisiert wurden. «Sehr überzeugend nimmt sich das Werk einem grossen Kapitel der Stadtentwicklung Roms mit eigens erstellten Grundrissen und aktuellen Fotografien an», wertschätzt die Jury. (Foto: Uwe Dettmar)
Thinking and Building on Shaky Ground – On Architecture in Seismic Regions. Das Buch des Verlagshauses Birkhäuser stammt aus der Feder des japanischen Forschers Yun Fu. Für die Gestaltung zeichnet das deutsch-französische Team von Bureau Est verantwortlich. In dem 350 Seiten starken Band werden 120 architektonische Beispiele aus 32 Ländern vorgestellt und in ihren historischen Kontext eingeordnet. Dabei wird die Frage diskutiert, wie in seismisch aktiven Gegenden gebaut werden soll. Die Jury urteilt: «Diese umfangreiche kulturhistorische Sammlung zu Designstrategien erfreut in allem Detailreichtum durch eine wohldurchdachte Ruhe und Übersichtlichkeit.» (Foto: Uwe Dettmar)
Tane Garden House. Die Publikation des Vitra Design Museums wurde 2023 anlässlich der Erweiterung des Museumscampus um das «Garden House» des japanischen Architekten Tsuyoshi Tane gestaltet. «Die Publikation ist eine Collage an Statements, Zeichnungen und Prototypen. Genius Loci mit ‹Grip› auf nachhaltige Erinnerung, somit Geschichte pur», meint die Jury. (Foto: Uwe Dettmar)
Wild Site. Das Buch des Verlags Point Nemo Publishing aus Luxemburg wurde von Charlotte Eva Herunter, Katharina Hummer und Julia Obleitner geschrieben und vom Architekturkollektiv BAU herausgegeben. Die Gestaltung entwickelte Jan van der Kleijn aus Den Haag. Die Publikation ist dem Wert von Brachflächen als Ökosysteme gewidmet. «Dank der einfühlsamen, durchdachten Gestaltung von Jan van der Kleijn ist auch das Buch an sich schon eine wild site», schreibt die Jury. «Ein Buch mit Substanz im verspielten Taschenformat – wie eine kleine Stadtoase zum Mitnehmen.» (Foto: Uwe Dettmar)

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