«Wahnsinnig»

Man beobachtet in der ersten Folge von «Maniac», einer neuen Miniserie auf Netflix, einen erfolglosen und etwas verlorenen Spross einer reichen New Yorker Familie (Jonah Hill als Owen Milgrim) mit seiner Schizophrenie kämpfen. Nicht nur sein Gemütszustand und die Beziehung zu seiner Familie sind kalt und düster, das Setting scheint in einer dystopen Zukunft der Vergangenheit zu spielen: Allgegenwärtige Werbung wird von lebendigen «Ad Buddies» ungefragt vorgetragen, schrottige Putzroboter säubern die Trottoirs von Hundekot, und die Computer sehen aus wie aus den 1980er-Jahren. Rauchen ist noch nicht überall verboten.

Auf jeden Fall hat Owen kein Geld mehr, und statt sich von seiner Familie helfen zu lassen, nimmt er Teil an einem Medikamententest der Firma «Neberdine Pharmaceutical and Biotech». Und dann passiert’s: Das brutalistische, überhohe Hochhaus des Pharmakonzerns hat seinen ersten Auftritt im Film, eine rasante Kamerafahrt zeigt das Gebäude von aussen – und ich muss Pause drücken, zurückspulen und einen Screenshot machen: Das Logo der Firma sieht dem Kunst-am-Bau-Projekt «Tyger, tyger» von Kerim Seiler am Gebäude der firmeninternen Kinderbetreuungsstätte auf dem Novartis-Campus in Basel von 2011 frappierend ähnlich. Thematisch ist man bei Novartis nicht falsch, will man ein Pharma- und Biotech-Unternehmen mimen. Deshalb frage ich mich: Ist der Verfolgungswahn der Serie ansteckend, oder haben wir es hier mit einem Architektur-Generikum (sprich Plagiat) oder milde ausgedrückt, mit einem wohlwollenden Zitat, zu tun?