S12
Frisches Gewerbe im Hinterhof
SBA Stephan Brunner Architektur
21. setembro 2017
Dachaufbau innen. Bild: Sally Montana
SBA Stephan Brunner Architektur haben kürzlich ein Graphikatelier fertiggestellt. Der Architekt Stephan Brunner stellt sich unseren fünf Fragen.
Nutzung Graphikatelier
Ort Zürich
Auftragsart direkt
Bauherrschaft privat
Architektur SBA Stephan Brunner Architektur GmbH, Zürich, ZH | Projektleitung: Marisa Brunner, beteiligt: Stephan Brunner, Andi Klein, Lena Paulsson, Florence Willi
Fachplaner Bauingenieur Waltgalmarini Zürich (Stéphan Braune) | Bauphysik: AIK Zürich, Kurt Ritter
Jahr der Fertigstellung 2017
Gebäudevolumen 1'200 m3 (SIA 416)
Massgeblich beteiligte Unternehmer GregoryClan Zürich (Schreiner)
Fotos Sally Montana
Dachaufbau Nacht. Bild: Sally Montana
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das bestehende Gebäude ist baurechtlich gesehen eine vorschriftswidrige Baute, die nach heutigen Normen so nicht gebaut werden dürfte – vor allem wegen der Mindestabstände. Grosse Veränderungen am Volumen oder ein zweites Geschoss waren somit nicht möglich. Der Wunsch war, das Gebäude in seinem gewerblichen Charakter zu erhalten und gleichzeitig einen selbstbewussten (stadt-)räumlichen Akzent zu setzen.
Dachaufbau Tag. Bild: Sally Montana
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Bauherr ist Designer und an räumlichen und gestalterischen Fragen interessiert. Im Gegensatz zum üblichen Entwurfsprozess, in dem das Raumprogramm relativ klar definiert ist und sich Lage und Eigenschaft der Räume daraus ergeben, war der Prozess bei diesem Projekt iterativ: räumliche und konzeptionelle Ideen generierten Flächen, die wiederum verschiedene Arten der Nutzung suggerierten. Das Gespräch mit dem Bauherrn über die präzise Nutzung und Stimmung dieser Räume generierte wiederum Kriterien, die Form und Belichtung der Räume beeinflussten. Zum Beispiel gab es anfangs die Idee eines 6m hohen Bücherturms, der einen massiven Dachaufbau benötigte. Die Funktion des Bücherturms verschwand später, zurück blieb das Volumen des Dachaufbaus, der die Funktion eines Oblichts und Treppenturms für die Dachterrasse übernahm. Aus dem Interesse des Bauherrn für Bücher und Kochen entstand der Wunsch nach einem zentralen Möbel, das gleichzeitig Büchergestell, Küche, Treppe und Garderobe ist. Zudem bildet es ein Entrée und trennt den Meetingraum/Küche vom Arbeitsraum.
Büchergestell. Bild: Sally Montana
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Anfangs gab es den Wunsch, das Gebäude in seiner rohen Form zu erhalten und nur Elektro- und Malerarbeiten auszuführen. Das hätte aber bedeutet, dass der Raum in der Heizperiode nur auf ca 16 Grad hätte geheizt werden können – mit enormem Energieaufwand.
In der ersten Baueingabe war zudem ein grosser Lichthof vorgesehen, der das UG zentral belichten sollte. Dieser Lichthof wurde aber im Bauentscheid nicht akzeptiert, da er nicht quartiertypisch sei. Der Dachaufbau war in der Baueingabe doppelt so gross. Als das EG von allen Wänden und Einbauten befreit war, erschien uns das Volumen des Dachaufbaus von innen zu gross und es wurde neu geplant. Interessanterweise war uns dies im Modell nicht aufgefallen.
Küche Treppe. Bild: Sally Montana
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Sobald klar war, dass das Gebäude heizbar sein muss und somit die aktuellen Normen einzuhalten hat, begann eine längere bauphysikalische und denkmalpflegerische Recherche. Schliesslich kamen vier verschiedene Dämmmaterialien zum Einsatz (Innendämmung/Aussendämmung). Das Garagentor aus den 1960er-Jahren wurde aussen gedämmt und originalgetreu aufgedoppelt. So konnte der Ausdruck innen und aussen erhalten werden.
Lager. Bild: Sally Montana
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Beim Dachaufbau haben wir ein Material gesucht, das von aussen neutral und flach wirkt (ohne Rahmenteilung), um die abstrakte Form des Körpers zu unterstützen – auch bei Innenbeleuchtung in der Nacht. Gleichzeitig sollte es innen ein schönes Licht erzeugen, gut dämmen und einfach putzbar sein. Die gewählten opalen Polycarbonatplatten (Hersteller: Rodeca) weisen einen Up-Wert von ca. 0,75 W/m2K auf. Im Innenraum erzeugen sie ein weiches und diffuses Licht, das dem Raum eine geradezu japanische Atmosphäre verleiht.