Ein neues Schulhaus für das Dorf

MJ2B Architekten
14. setembro 2023
Foto: Seraina Wirz
Herr Buri, Herr Jüni, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die geplante Erweiterung auf dem überschaubaren Projektperimeter bedurfte eines sparsamen Umgangs mit dem vorhandenen Boden. Mit einem kompakten, präzise gesetzten Bau konnten wir den nötige Freiraum erzeugen. Die Stapelung der Nutzungen Schule und Sport schafft an diesem Ort einen grossen Mehrwert.

Eine lange Mauer terrassiert das Gelände und lässt so Spiel- und Pausenflächen entstehen. Das hölzerne Schulhaus sitzt auf der Mauerkrone. (Foto: Seraina Wirz)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die topografischen Begebenheiten waren wesentlich für die städtebauliche Setzung. Der Ort ist geprägt von stützenden Mauern, welche das Gelände terrassieren. Mit einer neuen, langen Mauer wurde wichtiger Aussenraum für die Schule geschaffen, öffentlicher und privater Raum wurden durch sie zudem klar abgegrenzt und gleichzeitig entstand eine Verbindung zwischen Talstrasse und Trottengasse. Das hölzerne Schulhaus sitzt leicht auskragend auf der Mauerkorne. Die Mauer wird zum Gebäudesockel und zur Fassade der im Terrain versenkten Turnhalle.

Die Fassade besteht aus einer offenen Schalung und aufgesetzten Lisenen in druckimprägnierter Fichte. (Foto: Seraina Wirz)
Helle und natürliche Materialien verleihen den Unterrichtsräumen eine behagliche Atmosphäre. (Foto: Seraina Wirz)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


In ersten Gesprächen mit der Bauherrschaft und den Nutzenden haben wir festgestellt, dass es sich bei dem Vorhaben für das Dorf, in dem knapp 1500 Menschen leben, um weit mehr als nur um ein Schulhaus mit Turnhalle handelte. Das Projekt sollte einen neuen öffentlichen Ort schaffen, welcher der ganzen Bevölkerung zur Verfügung steht, das Dorfleben stärkt und den Vereinen die längst benötigte Infrastruktur bietet.

Die ganze Bevölkerung hat die Fertigstellung mit Freude erwartet. Sichtbar wurde dies, als die Einweihungsfeier zum Dorffest wurde und ein Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohner sich vom Resultat überzeugen wollten.

Verglaste Gruppenräume ermöglichen raumübergreifende Sichtbezüge und bringen Tageslicht weit ins Gebäudeinnere. (Foto: Seraina Wirz)
Für die Wandflächen der Erschliessungsräume wurde ein eigenes Farbkolorit konzipiert. Die farblichen Zonierungen unterstützen die Architektur und erzeugen Rhythmus und Identität. Das Farbkonzept stammt von Sonja Kretz aus Aarau. (Foto: Seraina Wirz)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Die Aufgabe im Wettbewerbsverfahren bestand darin, nebst dem Schulhaus und der Turnhalle auch eine neue Gemeindekanzlei zu planen, welche als zweite Bauetappe auf dem gleichen Perimeter realisiert werden sollte. Wir haben damals anstelle des Neubaus eine spätere Erweiterung des geplanten Schulhauses vorgeschlagen, wodurch der denkmalgeschützte Bestandsbau frei wurde und zum Gemeindehaus umgebaut werden konnte. Dieser Vorschlag hat die Gemeinde überzeugt und dazu bewogen, das Schulhaus von Beginn an grösser zu realisieren, damit zu einem späteren Zeitpunkt direkt mit dem Umbau begonnen werden kann.

Mitten in der Planung ist zudem die benachbarte denkmalgeschützte Mehrzweckhalle einem Brand zum Opfer gefallen und musste vollumfänglich rückgebaut werden. Durch den Verlust wurde das geplante Programm kurzzeitig infrage gestellt. Schlussendlich hat sich die Bauherrschaft jedoch entschieden, den Bau in einem zweiten Schritt zu ersetzen, damit die städtebauliche Situation wiederhergestellt werden kann. Die Planung für den Ersatzneubau der Mehrzweckhalle sowie den Umbau des Bestandsbaus konnten wir mittlerweile in Angriff nehmen.

Das Treppenhaus wird zum verbindenden Element der beiden Nutzungen. (Foto: Seraina Wirz)
Die Treppe führt freitragend durch einen gebäudehohen Luftraum. (Foto: Seraina Wirz)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Das Projekt wurde von Beginn an in Holzbauweise geplant. Die Konstruktion und die Fassade konnten zusammen mit dem ganzen Planerteam kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert werden. Die Bauherrschaft hat diese Wahl stets unterstützt und sich zusammen mit der Holzbauunternehmung für die Verwendung von lokalem Holz ausgesprochen. So konnten für den Bau 300 Tannen aus dem gemeindeeigenen Forst Birretholz verarbeitet werden. Der verwendete Baustoff ist also so zu sagen vor Ort gewachsen.

Der Blick vom Foyer in die Turnhalle verdeutlicht deren versenkte Lage. (Foto: Seraina Wirz)
Der Turnhallenraum ist geprägt durch die sichtbare Betonstruktur. Durch grosse Fenster dringt viel Tageslicht von oben in den Raum. (Foto: Seraina Wirz)
Situation (© MJ2B Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© MJ2B Architekten)
Grundriss Obergeschoss (© MJ2B Architekten)
Querschnitt (© MJ2B Architekten)
Längsschnitt (© MJ2B Architekten)
Bauwerk
Schule und Turnhalle in Holderbank
 
Standort
Talstrasse 9, 5113 Holderbank
 
Nutzung
Schulhaus mit Turnhalle
 
Auftragsart
Projektwettbewerb im selektiven Verfahren
 
Bauherrschaft
Gemeinde Holderbank
 
Architektur
MJ2B Architekten AG, Murten
Beat Buri (Projektleiter), Manuel Jüni, Nadine Aeschlimann, Maëlle Waeber, Aline Ledermann, Roman Bachmann und Philippe Bärtschi
 
Fachplaner
Landschaftsarchitekt: extrā Landschaftsarchitekten AG, Bern
Bauingenieur: Mund, Ganz + Partner AG, Aarau
Holzbauingenieur: Pirmin Jung Schweiz AG, Thun
Elektroingenieur: HKG Engineering AG, Aarau
HLKS-Ingenieur: Leimgruber Fischer Schaub AG, Ennetbaden
Bauphysik und Akustik: Steigmeier Akustik + Bauphysik GmbH, Baden
Brandschutz: Pirmin Jung Schweiz AG, Thun
Lichtplanung: Lichtform AG, Wilderswil
Farbkonzept: Sonja Kretz, Aarau
 
Baumanagement 
Baumanagement: Hertig Noetzli Architekten AG, Aarau
 
Fertigstellung
2022
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 15.3 Mio. (KV)
 
Gebäudevolumen 
16'710 m3 (gemäss SIA 416)
 
Auszeichnung
best architects 24 Award
 
Fotos
Seraina Wirz, Zürich

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