Zukunftspläne für das historische Hotel Sonnenberg
Manuel Pestalozzi
18. januari 2023
Das einstige Grandhotel und Kurhaus mit seiner prächtigen Fernwirkung liegt an der schmalen Erschliessungsstrasse von Seelisberg. (Foto: Manuel Pestalozzi)
Wird der Hotelpalast über dem Urnersee bald aus seinem Dornröschenschlaf geweckt? Der Kanton Uri, die Gemeinde Seelisberg und die Halter AG sind sich über die Revitalisierung der prunkvollen Anlage grundlegend einig.
Auch für Bahnreisende auf der Gotthardlinie gut sichtbar, thront das Hotel Sonnenberg über dem Urnersee. Es steht nur 500 Meter Luftlinie von der Rütliwiese entfernt, die sich 350 Meter tiefer unweit des Ufers befindet. Das Hotel wurde 1875 als «Grand Hôtel und Kurhaus» eingeweiht. Der Architekt des schmuckvollen Baus war Franzose Horace Edouard Davinet (1839–1922), der in der Schweiz lebte und besonders im Deutschschweizer Alpenraum veritable Hotelpaläste verwirklichen konnte.
Nach erfolgreichen Zeiten als heilklimatische Kuranstalt mit hydrotherapeutischen Einrichtungen, Park- und Gartenanlagen mussten die Eigentümer vor dem Ersten Weltkrieg Konkurs anmelden. Doch ein reduzierter Betrieb wurde noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weitergeführt, bevor die Anlage ihre Pforten endgültig schloss. In den 1970er-Jahren machte das Hotel Schlagzeilen, weil sich die kontroverse Bewegung rund um den indischen Guru Maharishi Mahesh Yogi dort niederliess. Seine damals aufgrund von Kontakten zu internationalen Popstars wie den Beatles sehr bekannte Gefolgschaft erklärte das Gebäude zum Hauptsitz der «Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung». 1992 wurde dieser in die Niederlande verlegt, die wenig genutzte Immobilie in Seelisberg gehört aber noch immer der Maharishi-Stiftung. Diese hatte allerdings laut Medienberichten schon vorletztes Jahr Verkaufsabsichten geäussert.
Das Bundesamt für Kultur führt das Hotel Sonnenberg im Verzeichnis der Denkmäler, Ensembles und archäologischen Stätten von regionaler Bedeutung. Das Schicksal des Gebäudes ist also in besonderem Masse von öffentlichem Interesse. Deshalb wurde vom Kanton Uri, der Gemeinde Seelisberg und der Halter AG ein Vorschlag zum Erhalt des Baudenkmals entwickelt. Dieser soll neben dem Tourismusbetrieb auch eine Wohnnutzung umfassen. Bei der Revitalisierung der Anlage könnte demnach die Hotelnutzung für ein breites Zielpublikum im Zentrum steht. Neubauten und verschiedene Wohnnutzungen würden sie ergänzen.
Im Laufe des Jahres sollen die Pläne gemeinsam weiter ausgearbeitet werden. Dabei werden neben dem Landschaftsschutz und der Denkmalpflege auch die Themen Ortsgeschichte, Architektur und Landschaftsarchitektur, Betrieb sowie Mobilität berücksichtigt. Dazu wurde eigens ein interdisziplinäres Projektteam zusammengestellt, das in Zusammenarbeit mit den Behörden den kooperativen Planungsprozess vorantreiben soll. Auch die Maharishi-Stiftung sei von den Plänen und dem Vorgehen angetan und stehe für die künftige Entwicklung weiterhin unterstützend zur Verfügung, heisst es. Als Ziel wurde ausgegeben, im Jahr 2024 die Sondernutzungsplanung abzuschliessen und bis Ende 2025 das Baugesuch einzureichen.
Seelisberg liegt, wie eingangs angetönt, auf einer abgeschiedenen Anhöhe. Eine direkte Anbindung ans Strassennetz besteht nur über eine kleine Passstrasse, die in den westlichen Nachbarkanton Nidwalden führt, wo sich eine Zufahrt zur Autobahn A2 befindet. Von Brunnen aus gibt es eine Schiffsverbindung über den Urnersee zum Weiler Treib, der wiederum über eine 1916 eingeweihte Standseilbahn mit Seelisberg verbunden ist. So thront die urban wirkende Anlage über der Nord-Süd-Achse, ist zwar ans Verkehrsnetz angebunden, aber dennoch ein Stück weit entrückt. Aus dieser widersprüchlichen und ungewöhnlichen Situation gilt es, das Beste zu machen. Qualitätskriterien müssen erarbeitet werden, die zugleich den kommerziellen Erfolg und den Erhalt des historischen Hotels an einem für die nationale Identität der Schweiz wichtigen Ort sicherstellen.
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