Streit um Pionierbau der Moderne: Heimatschutz, Verbände und CSS einigen sich

Manuel Pestalozzi
25. oktober 2022
Das historische «Nagelhaus» (1933) soll möglichst in den Originalzustand zurückversetzt werden. Darauf haben sich der Innerschweizer Heimatschutz, der SIA, der BSA und der SWB mit der CSS verständigt. (Foto © Innerschweizer Heimatschutz)

Das «Nagelhaus» in der Luzerner Tribschenstrasse wurde von Carl Mossdorf (1901–1969) entworfen und 1933 realisiert. Die CSS-Versicherung baute zu Beginn des Jahrhunderts neben dem Geschäftshaus ihren neuen Hauptsitz nach einem Entwurf von Andrea Roost. Bereits im Situationsplan von damals ist zu sehen, dass das Baudenkmal im Erweiterungsbereich des neuen Bürogebäudes steht. Und tatsächlich wollte es die CSS bald abbrechen, um ihren Firmensitz zu erweitern. 

Doch der Innerschweizer Heimatschutz kämpfte für den Erhalt des Baus aus der frühen Moderne. Es folgte eine lange Auseinandersetzung. Der Verein lancierte zwei Petitionen. Ausserdem beschritt er den Rechtsweg und zog mit seiner Klage bis vor das Bundesgericht. Dieses stellte im November 2021 fest, dass es sich bei der Abbruchbewilligung um einen «Zwischenentscheid der Stadt» handle. Über einen Abriss werde erst entschieden, wenn ein konkretes Bauprojekt für den Neubau vorliegt. Damit liess das Gericht nach Ansicht der CSS offen, ob das Gewerbegebäude abgebrochen werden darf oder nicht.

Das historische Gewerbehaus ragt an der Tribschenstrasse aus der Flucht des neuen Verwaltungsgebäudes der CSS hervor, wie am rechten Bildrand erkennbar ist. (Foto © CSS)

Seither ist fast ein Jahr ins Land gegangen. Nun haben die CCS und der Heimatschutz bekanntgegeben, dass eine Einigung gefunden ist. Das Baudenkmal wird bleiben. Eine Vereinbarung zwischen der Versicherung und dem SIA, dem BSA und dem SWB hält fest, dass es «praktisch vollständig in den Neubau integriert werden» soll. 

Im angesprochenen Neubau der CSS sind moderne Arbeitsplätze vorgesehen. Das seit 1933 stark abgeänderte Gewerbegebäude soll nach Möglichkeit in seinen Originalzustand zurückversetzt werden. Derzeit laufen die Vorbereitungen für einen entsprechenden Architekturwettbewerb. Gefordert werden wird bei diesem unter anderem eine hohe architektonische Qualität für die vereinbarte Haus-in-Haus-Lösung. 

Die CSS wünscht sich ein Vorzeigeprojekt. Es soll zeigen, wie im innerstädtischen Bereich neue Lösungen entstehen können, wenn zwei vermeintlich komplett gegensätzliche Interessen aufeinanderprallen. Sofern keine Rekurse gegen die Baubewilligung eingereicht werden, könnte der Neubau in der ersten Hälfte des Jahres 2026 bezogen werden.

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