Bauen ist politisch
Inge Beckel
3. juli 2014
Wakkerpreis 2014 an Aarau: Nebst der Altstadtstadt, die seit 2004 vom motorisierten Durchgangsverkehr befreit ist, wurden in anderen Stadtteilen historisch wertvolle öffentliche Bauten und Anlagen aus verschiedensten Epochen mit Sorgfalt renoviert, unter Schutz gestellt oder massvoll erweitert. Bild: © G. Bally/Keystone
Bevor am vergangenen Samstag der Stadt Aarau offiziell der Wakkerpreis 2014 verliehen wurde, hielt der Schweizer Heimatschutz, der den Preis vergibt, eine Delegiertenversammlung ab. Dabei war sowohl bei Präsident Philippe Biéler als auch Geschäftsleiter Adrian Schmid die politische Grosswetterlage zu Baukultur und Heimatschutz ein wichtiges Thema. Schmid lobte die jüngeste Kulturbotschaft des Bundesrates, die eine Erhöhung der Mittel für die Kultur vorsieht. Doch gab er zu bedenken, dass es dabei Gewinner – etwa der Film – als auch Verlierer gebe. Eine grosse Verliererin ist die Denkmalpflege. Was indirekt zu mehr Verantwortung für den Heimatschutz und seine Sektionen führt. Denn vermehrt hört man Leute sagen, etwas müsse unter Heimatschutz gestellt werden. Was, wohlgemerkt, juristisch gar nicht möglich ist. Denn der Heimatschutz ist ein Verein, eine NGO, also Nichtregierungsorganisation. Bauten unter Schutz stellen können nur die Verwaltungen oder, in letzter Instanz, Politiker und Politikerinnen als Vertreter der öffentlichen Hand. Wohl können die Heimatschutzsektionen und der Schweizer Dachverband, der SHS, unterstützend respektive meinungsbildend wirken.
Biéler wies darauf hin, dass durch die beiden – in der Sache richtigen – Gebote der Stunde, nämlich die Energiewende einerseits und die Verdichtung andererseits, sowohl die Natur und mit ihr die Landschaften als auch die Baukultur zunehmend unter Druck geraten. Obwohl die Abstimmenden der Schweiz in den letzten Jahren wichtige Vorlagen und Initiativen zum Schutze der Kulturlandschaft angenommen haben – etwa die Zweitwohnungsinititive 2012 oder die Revision des Raumplanungsgestzes 2013 – ist der politische Druck des bürgerlich dominierten Parlaments gross, den Einfluss respektive die Ein- oder Mitsprachemöglichkeiten der Umwelt- und Heimatschutzverbände einzuschränken. Deswegen haben sich die GSK, Nike, Archäologie Schweiz und der Heimatschutz zur Alliance Patrimoinezusammengeschlossen, schliesslich ist man gemeinsam stärker. Wer die Baukultur mit seinem Beitrag ebenfalls stärken will, dem sei eine Mitgliedschaft beim Schweizer Heimatschutz empfohlen.