Experimentieren, überprüfen, vermitteln

Elias Baumgarten
19. november 2020
Foto: Elias Baumgarten
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Heute stehen uns für die Entwurfsarbeit viele digitale Werkzeuge zur Verfügung. Schon seit Jahrzehnten werden Programme wie Rhinoceros 3D, kurz «Rhino», verwendet, um Projekte dreidimensional zu modellieren oder sogar von Grund auf zu gestalten. Plug-ins helfen uns, Formen zu generieren oder beispielsweise die Statik zu überprüfen. Auch auf Basis der Daten aus diesen Programmen Modelle zu drucken oder zu fräsen, ist im Grunde bereits ein alter Hut. Neu eröffnen Virtual- und Augmented Reality-Anwendungen, die vielfach aus der Game-Industrie ihren Weg in die Architektur gefunden haben, spannende Möglichkeiten, die eigenen Entwürfe zu präsentieren oder zu überprüfen. Und trotzdem werden in Büros und gerade auch an Architekturschulen nach wie vor unzählige Modelle gebaut – ganz altmodisch von Hand, mit Cutter und Kleber. Warum eigentlich? Damit befassen sich Cyril Veillon und Nadja Maillard in ihrem Buch «Isle of Models. Architecture in Scale». Den Anstoss dazu lieferte eine gleichnamige Schau von Archizoom, der Ausstellungsplattform der EPF Lausanne, an der 81 Modelle von Student*innen zu sehen waren.

Foto: Elias Baumgarten
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Das handliche, sehr ansprechend gestaltete Buch besteht neben dem Vorwort aus sechs Beiträgen. Drei davon, sie stammen von Christophe Van Gerrewey, Nadja Maillard und Nicola Braghieri, sind theoretisch ausgerichtet und befassen sich aus architekturhistorischer und fast philosophischer Perspektive mit der Bedeutung des Modells für uns. In den anderen Texten erläutern mit Anja und Martin Fröhlich, Éric Lapierre und Jo Taillieu vier Lehrer der EPFL die Rolle von Modellen in der Ausbildung. Das Besondere: Die Texte sind jeweils in der bevorzugten Sprache der Autor*innen abgedruckt, also auf Französisch, Italienisch, Englisch und Deutsch. Englische Übersetzungen am Ende des Buches stellen die Lesbarkeit für alle sicher. Ästhetische Bilder von Modellen aus der Schau «Isle of Models» sind zwischen die Texte eingestreut. Farbig, gross und auf anderem Papier heben sie sich deutlich ab. Beim Lesen gefällt das sehr, verschafft es doch angenehme Pausen der Auflockerung innerhalb der mitunter intellektuellen Texte, die Konzentration erfordern.

Foto: Elias Baumgarten
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Was aber lässt sich von der Lektüre schlussendlich mitnehmen? Obwohl die Autor*innen sehr unterschiedliche Perspektiven einnehmen, ist ihre Botschaft doch eindeutig: Der Bau von Modellen ist unverzichtbar, um architektonische Ideen zu entwickeln und zu überprüfen. Zudem sind Modelle das vielleicht beste Mittel, um Nicht-Architekt*innen Projekte zu erklären und ihnen deren Vorzüge näherzubringen. Deutlich wird auch, wie wichtig sie in der Ausbildung sind. So zeigen Anja und Martin Fröhlich, wie ihre Studierenden über die Arbeit an Gipsabgüssen, Innenraummodellen, Mock-ups und Prototypen das nötige Wissen erwerben, um als Architekt*innen bestehen zu können. Klar wird schliesslich, dass digitale Werkzeuge handgemachte Modelle niemals ersetzen können. Dazu passt, dass auch für hierzulande vor allem mit digitalen Werkzeugen assoziierte Architekt*innen wie Zaha Hadid, deren Papierreliefs berühmt sind, oder Frank O. Gehry, in dessen grosser Modellbauwerkstatt zeitweise über 90 Personen beschäftigt waren, Arbeitsmodelle (und übrigens auch Handzeichnungen) eine zentrale Rolle im Entwurfsprozess gespielt haben beziehungsweise spielen. Wie lassen sich beide Methoden in Ausbildung und Praxis künftig zu unserem Vorteil verknüpfen?

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Isle of Models. Architecture and Scale

Isle of Models. Architecture and Scale
Cyril Veillon, Nadja Maillard (Hrsg.)

165 × 232 Millimeter
176 Pagina's
70 Illustrations
Softcover
ISBN 9783038630531
Triest
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