Hochschulcampus in Etappen
Beat Consoni AG
30. september 2021
Der Erweiterungsbau Z gegenüber dem Gebäude M an der Schulstrasse (Foto: Michael Egloff)
Beat Consoni hat der Pädagogischen Hochschule Thurgau einen dritten Bau hinzugefügt. Er erklärt sein atmosphärisch reiches Projekt, das mit offenen Raumfolgen, Durchblicken und seiner Lichtführung überzeugt und mit den Bestandsbauten ein markantes Ensemble bildet.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Neubau ist eine bauliche Ergänzung zu den 2008 fertiggestellten Gebäuden M und P der Pädagogischen Hochschule Thurgau in Kreuzlingen. Mit einem Geländeschnitt als Böschung und einer dreibündigen Grundrisskonzeption konnte das Raumprogramm in einem zweigeschossigen Baukörper realisiert werden. Ausserdem bleibt so die Sicht vom See auf die markante Klosteranlage gewährleistet.
Die ortsbauliche Ordnung der Gebäude M und P wurde aufgenommen und weitergeführt. Zusammen mit dem bestehenden Gebäude M (Musisch Gestalterisches Zentrum) fasst der Neubau einen Strassenraum, welcher auch dank der angrenzenden Nutzungen zu einem lebendigen und zentralen Ort geworden ist. Zusammen bilden die drei Baukörper ein ortsbaulich markantes Ensemble.
Blick vom Gebäude M auf den Erweiterungsbau Z (Foto: Michael Egloff)
Nebeneingang vom Schulweg zum Gebäude Z: In den Erweiterungsbau wurde eine stirnseitig offene Pausenhalle integriert. (Foto: Michael Egloff)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Ins Gebäude wurde eine Pausenhalle für die angrenzende Primarschule «Schreiber» der Stadt Kreuzlingen integriert. Auf diese Weise wurde ein weiterer gefasster Aussenraum für den Schulbetrieb geschaffen. Mit der Querung vom öffentlichen Schulweg wird dieser zusätzlich belebt.
Die Raumstruktur im Gebäudeinneren ist offen und die Raumfolgen sind differenziert. Verschiedene Durchblicke und atmosphärische Lichtführungen tragen zusätzlich dazu bei, einen inspirierenden Ort der Zusammenarbeit und Weiterbildung zu schaffen. Die Farbgebung ist zurückhaltend und soll die räumlich-plastischen Themen nicht konkurrenzieren.
Die beiden Bestandsgebäude M und P sowie die gesamte Umgebung waren Ausgangslage für die Entwicklung der Volumetrie sowie die Gestaltung des Erweiterungsbaus und des ganzen ortsbaulich stimmigen Ensembles. Der Erweiterungsbau Z ist somit eine Weiterentwicklung der generellen architektonischen Auffassung zu den Bestandsgebäuden aus dem Jahr 2008 und den markanten baulichen Charakteristika wie Betonfassaden mit verschiedenen Öffnungsarten, Skelettbau und Transparenz.
Eingangshalle (Foto: Michael Egloff)
Blick aus den Räumen für Bildnerisches Gestalten zu den Bestandsgebäuden M und P (Foto: Michael Egloff)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Das Wettbewerbsprojekt sah eine unterirdische Einstellhalle mit diversen Nebenräumen vor. Schlechter Baugrund und unverhältnismässige Baukosten führten zum Verzicht auf diese. Das ursprünglich über drei Geschosse geplante Treppenhaus wurde auf eine Treppe reduziert, und anstelle des aussteifenden Erschliessungskerns wurden neu zwei Wandscheiben eingeplant.
Blick aus dem Seminarraum zum Bereich Bildnerisches Gestalten (Foto: Michael Egloff)
Die Raumfolgen im Inneren sind offen und transparent (Foto: Michael Egloff)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Die Themen waren noch immer die gleichen wie bei unseren ersten Bauten auf dem Campus, die 2008 fertiggestellt wurden: ortsbauliche Klärung, Proportion, Nachhaltigkeit und räumliche Atmosphäre.
Die äussere Betonschale ist losgelöst vom inneren statischen System und nur punktuell auf der obersten Decke aufgelagert. Auf diese Weise konnten Wärmebrücken auf ein Minimum reduziert werden. Zusammen mit der Verwendung von Recyclingbeton hat das viel zu einem guten Energiehaushalt beigetragen.
Der neue Erweiterungsbau Z ist Minergie-A-zertifiziert. Dieses Label fordert nicht nur eine hoch effiziente Gebäudehülle, sondern auch eine kritische Auswahl sämtlicher Haustechnikkomponenten sowie eine Unterstützung durch die Nutzung von Fernwärme und eine grossflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Die Fassaden des Neubaus reagieren in ihrer differenzierten Ausformulierung und Orientierung auf die unterschiedlichen Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und die ortsbaulichen Gegebenheiten.
Südhof mit Böschung (Foto: Michael Egloff)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Massgeblich zur erfolgreichen Umsetzung des Gebäudes trug der Recyclingbeton bei. Rund 80 Prozent des Betonverbrauchs entfielen auf ihn, lediglich für die weitgespannten Decken musste Primärbeton eingesetzt werden. Die Ökobilanz des Gebäudes konnte auf diese Weise massiv verbessert werden.
Schwarzplan
Situation
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Pläne von oben nach unten: Nord- und Südfassade, Längsschnitt
Pläne von oben nach unten und links nach rechts: West- und Ostfassade, Querschnitte durch die Halle und den Bereich Bildnerisches Gestalten
Erweiterungsbau der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG)
Standort
Schulstrasse, 8280 Kreuzlingen
Nutzung
Weiterbildung und Verwaltung
Auftragsart
Öffentlicher Projektwettbewerb im selektiven Verfahren
Bauherrschaft
Kantonales Hochbauamt Thurgau
Architektur
Beat Consoni AG, St. Gallen
Fachplaner
Bauingenieur: Conzett Bronzini Partner AG, Chur, und Bänziger Partner AG, St. Gallen
Landschaftsarchitekt: Pauli | Stricker GmbH, St. Gallen
Bauphysik: studer + strauss ag, St. Gallen
HLKS-Ingenieur: Amstein + Walthert AG, Frauenfeld
Elektroingenieur: lepcon GmbH, Horn
Jahr der Fertigstellung
2020
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 23 770000 inkl. MwSt.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 20 845000 inkl. MwSt.
Gebäudevolumen
24000 m3 (nach SIA 416)
Kubikmeterpreis
869 CHF/m3
Energiestandard
Minergie-A
Kunst am Bau
Peter Kamm, St. Gallen
Fotos
Michael Egloff, Zürich