Feines Relief
Ulf Meyer
24. 11月 2021
Foto: Kuster Frey
Roger Boltshauser ist es gelungen, dem neuen Verwaltungsbau der Wasserwerke Zug bei allem Pragmatismus einen anspruchsvollen ästhetischen Ausdruck zu verleihen.
Die Äussere Lorzenallmend ist ein Gewerbegebiet zwischen Zug und Cham, direkt am Zugersee. Der Ort war bisher geprägt von Industriebauten. Doch das Areal soll urbaner werden und verschiedene Nutzungen aufnehmen. An der Chollerstrasse, die durch das Gebiet führt, haben sich die Wasserwerke Zug ein neues Bürogebäude errichten lassen. Entworfen hat es, wie unschwer zu erkennen ist, Roger Boltshauser mit seinem Team. An dem funktionalen, doch gestalterisch anspruchsvollen Verwaltungsbau sind architektonische Ideen und Lösungen wiederzuerkennen, die bereits von anderen Bauten des Zürchers vertraut sind.
Foto: Kuster Frey
Der dreigeschossige Bau fügt sich von der Höhe her gut zwischen die benachbarten Gewerbebauten ein. Die Stirnfassade zur Chollerstrasse bildet eine wiedererkennbare Adresse. In einem zweiten Bauabschnitt soll das Bürohaus später bis an die Strasse erweitert und mit einem siebengeschossigen Punkthaus abgeschlossen werden. Denn der Flächenbedarf der Wasserwerke ist gross, und eine Verdichtung der Anlage ist im Gestaltungsplan für das Quartier städtebaulich ausdrücklich erwünscht.
Das Team von Boltshauser Architekten konnte 2016 den Wettbewerb um die Gestaltung des Baus gewinnen. Die Architekten schlugen damals einen funktionalen Skelettbau vor. Drei jeweils zwei Rasterfelder umfassende Höfe bringen dabei Licht in die Bürogeschosse. Sie gliedern zusammen mit den Erschliessungskernen den Bau. Die Struktur des Gebäudes ist modular und flexibel, trotzdem sind unterschiedliche, ansprechende Innenräume entstanden. Die technischen Installationen sind auf Wunsch der Bauherrschaft sichtbar geblieben.
Foto: Kuster Frey
Foto: Kuster Frey
Die beiden Gebäudeflügel fassen den Eingang. Die mit Stahlprofilen und Glasbausteinen ausgefüllten Betonrahmen geben den Fassaden ihren industriellen Charakter und verleihen ihnen zugleich eine angenehme Kleinteiligkeit. Die Ansichten sind je nach ihrer Ausrichtung unterschiedlich gestaltet. Zusätzlich sind an den Brüstungen und auch auf dem Dach Photovoltaik-Paneele montiert.
Foto: Kuster Frey
Die Glasbausteine funktionieren wie eine Isolierverglasung und erzeugen innen wie aussen Transluzenz. In Anlehnung an die rippenförmigen Glasbausteine haben die PV-Brüstungselemente horizontal strukturierte Gläser. An den Fassaden entsteht so ein feines Relief. Je nach Himmelsrichtung liegen Glasbausteine, Brüstung und Sturz sowie die vertikale Fassadenstruktur auf unterschiedlichen Ebenen. Auch die Stirnfassaden sind differenziert gestaltet.
Der Zweckbau ist gut durchgearbeitet und mit grosser Präzision ausgeführt. Ein gestalterischer Höhepunkt ist die Wendeltreppe, die das Kundenzentrum im Erdgeschoss mit den Büroetagen darüber verbindet.