Harte Schale, hölzerner Kern

Jenny Keller
7. 2月 2013
Bild: Roger Frei, Zürich

Die Auszeichnung Bau des Jahres ging in die zweite Runde. Mit einem Stimmenanteil von guten 18 Prozent (bei 51 Projekten) hat das Einfamilienhaus Vitznau von Lischer Partner Architekten die Onlineabstimmung klar gewonnen. Wir gratulieren. Auch der zweite und der dritte Platz gehen an Privatobjekte, das townhouse one in Horgen von Moos. Giuliani. Herrmann. Architekten und dasStöckli in Balsthal (Pascal Flammer) folgen mit neun respektive sieben Prozent.

Grundriss Erdgeschoss. Alle Pläne: Lischer Partner Architekten

Daniel Lischer freut sich sehr über die Auszeichnung Bau des Jahres 2012. Auch wenn das Einfamilienhaus in Vitznau bereits den internationalen Detail-Preis gewonnen hat. Die nationale Anerkennung, die wahrscheinlich im Wesentlichen von Berufskollegen stamme, sei eine weitere und schöne Wertschätzung der Arbeit seines Büros, meint Lischer, obwohl Architekturpreise heute fast schon«inflationär» vergeben würden. «Den Bau der Woche auf Swiss-Architects.com verfolgen wir regelmässig, denn hier werden immer aktuelle Beispiele vorgestellt, die wahrscheinlich schon durch eine Triage gegangen sind. Diese Selektion macht die Qualität aus.» Hier ganz zuvorderst zu stehen sei eine Ehre.

Grundriss Niveau Eins.

Zwei Preise
Ein Grund für die Beliebtheit des Objekts sieht Lischer in der Ausstrahlung des Hauses; nicht die luxuriöse Lage oberhalb des Vierwaldstättersees oder die Bauaufgabe des Ferienhauses seien ausschlaggebend gewesen.

Man habe lange am Entwurf gearbeitet, um eine zeitgemässe Formensprache mit der Wertschätzung und Zurückhaltung gegenüber der Landschaft zu kombinieren. Die Kraft des Felsens der Rigi werde durch die Architektur förmlich unterstrichen, und das könnte ein Grund sein, weshalb das Haus, abgesehen von den inneren Qualitäten, bei den Leserinnen und Lesern des eMagazins und davor bei der Jury des Detail-Preises gut angekommen sei.

Grundriss Niveau Zwei.

Der Fakt, dass das Gebäude bereits zuvor einen Preis gewonnen hat, führte bei ihnen im Architekturbüro dazu, dass man gezwungen war, über das Gebäude zu sprechen und dabei die Gedanken hinter dem Entwurf  - ähnlich wie beim gebauten Haus - sorgfältig zu formulieren. So seien drei wesentliche Elemente in diesem Haus vereint, das von aussen zwar nach typischer Swiss-Box aussehe, im Innern aber viel mehr zu bieten habe: Paris, Wien und Rom kämen in einem Gebäude vor, etwas konkreter die promenade architecturale von Le Corbusier der Villa Savoye, der Raumplan von Loos in Kombination zur Wegführung und die Spanische Treppe in Rom mit dem barocken Achsenschub. (Um das nachzuvollziehen, zeigen wir hier alle verfügbaren Pläne des Hauses.)

Schnitt

Ein Lob an die Bauherrschaft
In der ursprünglichen Einsendung zum Bau der Woche lesen wir, dass die Bauherrschaft sich einen Holzbau gewünscht hat. Doch Lischer Partner haben in einem Gebäude mit Holzfassade keine adäquate Antwort auf den Ort gesehen. «Die Bauherrschaft hat die gezielte Provokation (Lischer spricht auf die Betonhülle an) und die Verwandtschaft dieser Typologie zu Häusern in den Schweizer Bergen zum Glück verstanden», sagt der Architekt. Das Vertrauen, die Freude an der Sache und der Stolz auf das Endprodukt seien zentral bei einem Bauwerk. Er gibt das Kompliment und die Auszeichnung gleich an die Bauherrschaft weiter, mit der man in der Zwischenzeit befreundet sei: «Gute Architektur zu verwirklichen ist mit einer intelligenten und guten Bauherrschaft wesentlich einfacher».

Konstruktionsschnitt
Bild: Roger Frei, Zürich

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