Foyer, Künstlerhaus Boswil

Boswil
das neue Foyer vor dem Südeingang der Kirche
© Gian Salis Architektur
Südansicht mit Betonbalken, der als Sitzbank dient und über die mittelalterliche Ruine spannt
© Gian Salis Architektur
Das Vordach vom Haupteingang und das Dach vom neuen Foyer
© Gian Salis Architektur
Ansicht Kirchenhügel
© Gian Salis Architektur
geschliffener Betonbalken, der als Sitzbank dient und das Foyerdach trägt
© Gian Salis Architektur
Blick in die Bünzebene
© Gian Salis Architektur
Foyerraum mit geschungener Decke
© Gian Salis Architektur
die neue Treppe aus dem regional abgebauten Mägenwiler Muschelkalk und darüber aufgeschungenes Dach
© Gian Salis Architektur
Blick in den Garten, Mundgeblasene LED-Leuchten
© Gian Salis Architektur
Kirchenraum mit ergänzter Emporentreppe
© Gian Salis Architektur
Bartheke, Urushi auf Ahorn
© Gian Salis Architektur
WC-Anlage im Untergeschos
© Gian Salis Architektur
Grundriss mit Kirchem, Foyer, Ruine und Kapelle
Disegno © Gian Salis Architektur
Schnitt
Disegno © Gian Salis Architektur
Architetti
Gian Salis Architektur GmbH
Sede
Flurstrasse 21, 5623 Boswil
Anno
2017
Cliente
Stiftung Künstlerhaus Boswil
Team
Ingenieur: Walter Bieler AG; Bonaduz, Bauleitung: dierealisatorin.ch gmbh; Zürich, Bauphysik: BWS Bauphysik AG; Winterthur, Umgebung: Jane Bihr – de Salis Landschaftsarchitektin BSLA; Kallern, Denkmalpflege: Kantonale Denkmalpflege Aargau; Reto Nussbaumer, Archäologie: Kantonsarchäologie Aargau

Charakteristisch für die Alte Kirche von Boswil ist ihre Lage auf einem von einer Mauer gefassten Moränenhügel. Die seit dem Jahr 1100 erwähnte und in der heutigen barocken Form 1664 erbaute Kirche wurde bereits 1890 profaniert und umgenutzt. Seit den 1960er Jahren wird sie von der Stiftung Künstlerhaus Boswil als überregional bedeutender Konzertsaal bespielt. Daraus ergab sich das Bedürfnis für ein Foyer, welches in Abstimmung mit der Denkmalpflege seitlich vom Kirchenschiff angebaut wurde. Wie ein grosses Vordach hängt es an der Kirchenmauer über der Südtüre und hebt einladend die äussersten Ecken für die kommenden Gäste. Ein leichter Schwung im Dachrand unterstreicht die formale Eigenständigkeit des Anbaus. So wird das Foyer Teil der Kirche und bleibt doch als neuer, dem Park zugeordneter Bau erkennbar. Das Foyer nimmt sich trotz seines beachtlichen Volumens zurück und lässt den Blick über den Kirchenhügel frei.

Die in ihren Zustand vor den Ruinenausgrabungen gebrachte Parkanlage lädt zum Schlendern rund um die Kirche ein und eröffnet Blicke in die Landschaft und die Alpen. Das auf der Ebene vom Park liegende Foyer nimmt diese Bewegung auf, indem eine lange Sitzbank aus geschliffenem Beton parallel zur Kirchenmauer über die mittelalterliche Ruine hinweg spannt und den Ankommenden eine Sitzgelegenheit bietet. Eine geschwungene Treppe aus dem in der Region abgebauten Mägenwiler Muschelkalk bildet den neuen Zugang zum Kirchenraum. Darüber wölbt sich das Dach auf und verleiht dem Raum Grosszügigkeit, ohne die Kirchfenster zu verdecken. Das Dach wirkt wie ein vom Wind in Bewegung versetztes Tuch. Dank einer innovativen Konstruktion aus vielen gebogen verleimten Holzträgern, welche über Klötze miteinander steif verbunden sind, ist dieses trotz der grossen Spannweite von neun Metern relativ leicht und sorgt für eine gute Akustik. Die davon abhängenden Glas-Leuchten wurden speziell entworfen und von Mund geblasen.

Verglasungen mit filigranen Metallprofilen schaffen einen Innenraum, der den Vorschriften entsprechend gedämmt ist und im Winter beheizt ist. Durch die Südfenster öffnet sich ein weiter Blick in die Bünz-Ebene. Bei schönem Wetter können die Glastüren auf beiden Stirnseiten grosszügig geöffnet werden. Die Besucher können so durch das Foyer hindurch um die Kirche promenieren, und das Foyer wird zum Schattendach.

Vor der Kirchenwand stehen Garderobenständer und eine Theke, welche mit schwarz glänzendem Urushi lackiert ist. Eine kurze Treppe führt ins Untergeschoss der Kirche zur umgebauten und erweiterten Toilettenanlage. Ein Lift verbindet die drei Ebenen Kirche, Foyer und Toiletten miteinander und sorgt für eine behindertengerechte Erschliessung der Anlage. Im Kirchenschiff wurden die Einbauten der 80er Jahre zurückgebaut und zur Verbesserung der Sicherheit eine zweite Treppe zur Empore erstellt.

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