Wiederaufbau am Scex Rouge
Manuel Pestalozzi
10. luglio 2023
So wird der Ersatzneubau des Restaurants dereinst aussehen. (Visualisierung: © Mario Botta Architetti)
Nachdem ein Brand das Restaurant in der Bergstation der Glacier-3000-Anlage zerstört hat, läuft nun der Wiederaufbau. Mario Bottas neues Bauwerk wird unter anderem über grosse Panoramafenster und 600 Solarpaneele verfügen.
September vergangenen Jahres: In den frühen Morgenstunden wird ein Feuer im Restaurant in der Glacier-3000-Bergstation gemeldet. Obwohl mehrere Löschhelikopter zum Einsatz kommen, gelingt es zunächst nicht, dem Brand Herr zu werden. Der Seilbahnbetrieb muss eingestellt werden. Schlussendlich wird das Bauwerk von Mario Botta schwer beschädigt, der obere Teil ist nach dem verheerenden Feuer sogar völlig zerstört. Bis heute konnte die Brandursache nicht ermittelt werden. Vor zwei Monaten begann der Rückbau der Stahlkonstruktion.
Die Arbeiten an dem Ersatzneubau neben der bekannten Hängebrücke des «Peak Walk» haben mit dem Rückbau der zerstörten Gebäudeteile begonnen. (Foto: © Glacier 3000)
Erneuter Auftrag trotz Spannungen in der VergangenheitNachdem die Trümmer beseitigt sind, beginnen die Arbeiten an einem Ersatzneubau. Mittlerweile ist das Vorhaben bereits ein gutes Stück fortgeschritten. Auch die neue Anlage stammt aus der Feder Mario Bottas. Dies mag verwundern, denn während des Baus des ersten Restaurants hatte sich der Tessiner mit der Bauherrschaft zerstritten. Er zog sich schliesslich sogar aus dem Projekt zurück. 2004 beteiligte sich Botta dann an einer Gletscherschutzkampagne des WWF.
Doch viele Jahre später reizt ihn, der für Bauten auf Berggipfeln wie das umstrittene Restaurant auf dem Monte Generoso (2017) bekannt ist, das Wiederaufbauprojekt im Dienste des Tourismus trotz allem: «Ich wollte das Aussehen des Gebäudes erneuern und ihm einen noch stärkeren und widerstandsfähigeren Charakter verleihen», wird er in einer Medienmitteilung von Glacier 3000 zitiert, «dadurch sollte das Signalbild der Teufelsgabel, das die Identität dieses Ortes in den letzten 20 Jahren geprägt hat, verstärkt werden».
Die neue Stahlstruktur entsteht über dem Massivbau der Seilbahnstation. Dieser überstand den Brand im Jahr 2022 unbeschadet. (Foto: © Glacier 3000)
Angepasste Hülle, neues InnenlebenDas äussere Erscheinungsbild des Neubaus wird dem zerstörten Vorgänger weitgehend entsprechen. So können die einst für das abgebrannte Restaurant ausgestellten Genehmigungen erneut wirksam werden. Der Innenraum jedoch ist von Grund auf neu gestaltet. Die nutzbare Fläche wächst dabei um 35 Quadratmeter pro Etage, zudem wird es neue Eckfenster geben, die schöne Aussichten eröffnen. Weiter wird eine 250 Quadratmeter grosse Panoramaterrasse auf dem Gebäudedach entstehen, die einen Ausblick auf die Hängebrücke des «Peak Walk», aber auch das Matterhorn und nicht weniger als 24 Viertausender bietet.
Auch der Brandschutz wird verbessert: In Zusammenarbeit mit der Feuerversicherung des Kantons Waadt wurde ein neues Feuerlöschsystem entwickelt. Ausserdem erhält der Neubau zusätzliche Fluchttreppen auf der Südwestseite.
Mario Botta liess es sich nicht nehmen, den Ersatzneubau zusammen mit Bernhard Tschannen, CEO von Glacier 3000, der Öffentlichkeit zu präsentieren. (Foto: © Glacier 3000)
An der Südwestfassade und den seitlichen Vordächern werden 600 Solarpaneele montiert. Sie sollen einen grossen Teil des Energieverbrauchs des Restaurationsbetriebs decken – oder anders ausgedrückt: bis zu sechs Prozent des gesamten jährlichen Energiebedarfs der Glacier-3000-Anlage. Die Betreibergesellschaft spricht deswegen auch von einem alpinen «Mikro-Solarkraftwerk». Darüber hinaus soll die Wärme, die bei der Belüftung der Küchen und dem Betrieb der Kühlräume entsteht, zur Erzeugung von Warmwasser genutzt werden.
Im Sommer 2024 werden die ersten Gäste in den beiden Restaurantteilen mit insgesamt 400 Sitzplätzen speisen. Für den Selbstbedienungsbereich, das Restaurant «Le 3», wird dann ein neues Bestell- und Bezahlsystem mit QR-Codes zur Verfügung stehen.
Am 1. April dieses Jahres wurde Mario Botta 80. Wir blicken aus diesem Anlass zurück auf das Werk des unermüdlichen Tessiners. Zum Kommentar
Patricia Lunghi traf Mario Botta an der EPF Lausanne, um mit ihm über seine Architektur zu sprechen. Zum Porträt auf Französisch