Westschweizer Stiftung scheitert an der Finanzierung eines Erinnerungsortes von Mario Botta

Manuel Pestalozzi
2. maggio 2022
Das Land-Art-Projekt von Mario Botta lässt sich in der strukturschwachen Region nicht verwirklichen. Nun hofft man dort, wenigstens ein kleineres Vorhaben realisieren zu können. (Visualisierung: Buchs & Plumey)

 

Bonfol liegt in der Region Ajoie im Jura. Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Dorf über eine Eisenbahnlinie mit dem Elsass, das damals zum Deutschen Reich gehörte, verbunden und so Teil des internationalen Schienennetzes. In der französischen Nachbargemeinde Pfetterhouse zeugt ein schmucker Grenzbahnhof im ruralen Jugendstil noch von dieser Bahnlinie, die jedoch in den 1960er-Jahren rückgebaut wurde. Auch der Startpunkt eines Themen-Wanderwegs, der dem Verlauf der Westfront des Ersten Weltkriegs folgt, liegt zwischen den beiden Gemeinden.

An besagter Bahnstrecke wurde ab dem Jahr 1961 die Sondermülldeponie Bonfol betrieben. 1976 war das Fassungsvermögen der Grube ausgeschöpft. Sie wurde stillgelegt, mit einer Schicht aus Ton überdeckt und bepflanzt. Bald traten aber, wie aus heutiger Sicht nicht anders zu erwarten, Probleme mit verschmutztem Grundwasser auf. Ab 2007 fand schliesslich unter einer luftdicht abschliessenden Halle die Ausräumung der Grube statt. 2016 waren die letzten Reste der verunreinigten Erde ausgebaggert und abgeführt. Die Kosten für die Bereinigung der Umweltsünde beliefen sich auf CHF 380 Millionen. Sie wurden komplett von den Basler Chemischen Industrien übernommen.

 

Das Wunschprojekt ist gescheitert, doch das ist kein Grund aufzugeben

2019, also nach Vollendung der Aufräumarbeiten, wurde die Stiftung Mémoire Art et Forêt Bonfol gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die Geschichte und Bedeutung dieses Ortes sichtbar zu machen und zum Nachdenken über die Zukunft anzuregen. Mit dem Projekt «Land Art Bonfol» wollten die Mitglieder aus dem Gelände der einstigen Deponie einen Ort der Erinnerung, des Vermittelns und Lernens, der künstlerischen Gestaltung und des Austausches, der Reflexion und auch der Erholung machen. 

Mario Botta konnte für die Idee gewonnen werden. Für die von ihm entworfene Anlage waren ein Arboretum aus einheimischen Pflanzen, zwei Eichenkreise als Endlosschleife mit einem Durchmesser von 400 Metern und ein Pflanzenlabyrinth vorgesehen. Eine bestehende Stützmauer sollte zur Brücke umgestaltet werden. Den Abschluss dieser hätte ein 40 Meter hoher Panoramaturm gebildet. In der eher strukturschwachen Region stiess das Vorhaben auf Begeisterung. Denn man hoffte, das Projekt könne zu einer erfolgreichen touristischen Entwicklung beitragen.

Doch es ist der Stiftung nicht gelungen, innerhalb der vorgegebenen Frist das nötige Geld aufzubringen. Statt der erforderlichen CHF 5,6 Millionen kamen lediglich deren 2,9 zusammen. Aufgeben wollen die Mitglieder aber noch nicht: Nun sei ein bescheideneres, finanziell deutlich weniger aufwendiges Projekt geplant, heisst es. Denn praktisch zeitgleich mit dem Entscheid, das Botta-Projekt nicht mehr weiterzuverfolgen, seien ein Unternehmer, ein Architekt und ein Künstler aus dem Kanton Jura auf die Stiftung zugekommen. Für deren neue Idee ist nun zumindest die Rückbaufrist der Tragmauer, die Mario Botta zur Brücke umgestalten wollte, schon einmal verlängert worden.

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