Riehener Raumstation
Manuel Pestalozzi
26. luglio 2018
Das pavillonartige Haus ist ins Gartenterrain eingepasst. Bild: Manuel Pestalozzi
Redaktor fuhr zu einem Baustellenbesuch in die nördliche Nachbargemeinde Basels. Dort traf er inmitten üppiger Vegetation auf den Prototyp eines Kleinhauses, das seine Architektinnen als Case Study betrachten.
Sie nennen es the movable house. Shadi Rahbaran und Ursula Hürzeler, die in Basel das Büro Rahbaran Hürzeler Architekten GmbH betreiben, begannen mit der Planung des kleinen Einfamilienhauses gemeinsam mit ZPF Ingenieure, Basel , bevor sein Standort bekannt war. Nun steht es im rückwärtigen Bereich eines lauschigen Gartens im Riehener Wohnquartier Niederholz und wartet auf die vierköpfige Familie des Bauherrn, die demnächst einziehen dürfte.
Der eingeschossige Pavillon ist konzipiert als ein minimalistisches Kleinhaus, das in einfach transportablen Bestandteilen angeliefert und auch wieder abtransportiert werden kann. In Riehen ist es etwas unter dem Strasseniveau im leicht abfallenden Terrain angeordnet. Trockenmäuerchen spielen hangseits eine gekieste Vorzone frei. Auf den ersten Blick sticht die formale Klarheit ins Auge: Bodenplatte, grosse, geschosshohe Verglasungen, vorkragende Dachplatte, auf der Photovoltaikmodule installiert sind. Keine Stützen, freie Ecken, die sich mit Schiebefenstern öffnen lassedn. Der Grundriss ist ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 10 Metern. Trotz dieser Einfachheit und der geometrischen Strenge wirkt das Kleinhaus nicht wie ein UFO, das hier gelandet ist. Es spricht für das Konzept, welches die Architektinnen gerne weiter bearbeiten und anwenden möchten, dass sich der Neubau gut in die Umgebung einfügt und dem bestehenden Wohnhaus auf dem Grundstück ein zurückhaltender, unscheinbarer, distanzierter Nachbar ist.
Im Bad werden die Leitungen offen geführt. Bild: Manuel Pestalozzi
Bei der Baustellenbesichtigung führten die Architektinnen ihre Gäste in den kreisrunden Zentralraum. Dieser ist in der Diagonalen aus der geometrischen Mitte gerückt, bildet gewissermassen das Herz des Hauses und erschliesst die vier Räume in den Ecken des Quadrates. In einer Diagonalen liegen die Aufenthaltsräume, in der anderen die Zimmer, die sich mit Schiebetüren schliessen lassen. In der Barockarchitektur spricht man in diesem Zusammenhang von Räumen, die sich verschleifen.
Die vier Eckbereiche werden durch raumhaltige Holzeinbauten getrennt, die in zweifacher Hinsicht eine «dienende» Funktion haben: Sie tragen das Dach aus weit in die Ecken auskragenden, vorgespannten Betonelementen. Und sie enthalten Stau- und Technikräume sowie zwei Badezimmer. Auch das Entree mit der Garderobe ist gewissermassen ein begehbarer Schrank und führt, so wie auch das Badezimmer mit kreisrundem Fenster und Oberlicht, direkt in den Zentralraum.
CNC-Fräsen ermöglichten eine hohe Präzision bei der Bearbeitung der Sperrholzelemente aus Baubuche. Bild: Manuel Pestalozzi
The movable house bleibt unverkleidet, beim Baustellenbesuch trafen die Gäste praktisch den Endzustand an. Die Holzelemente aus Baubuchen-Mehrschichtplatten zeigen sich in ihrer ursprünglichen Pracht, auch die vorfabrizierten Bodenplatten aus hellem, geschliffenem Beton erhalten keinen weiteren Aufbau. Leitungen werden in den tragenden Elementen und rund um den Zentralraum geführt. Als Sonnen- und Sichtschutz wird das Volumen noch aussenliegende, umlaufende Vorhänge erhalten. In den Boden integriert sind Salz- und Wachsmodule, welche seine thermische Speicherkapazität verbessern und bei der Klimatisierung eine Wärmepumpe mit Erdregister unterstützen. Diese Versuchsanordnung entstand in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
Die Architektinnen haben, wie sie ihren Gästen bekannten, bei der Umsetzung dieses Projekts viel gelernt, nicht zuletzt bei der Verbindung des architektonischen Konzepts mit dem spezifischen Standort. Die Erfahrungen würden sie gerne für weitere Ausgaben von the movable house nutzen.