Design im Engadinerhaus
Susanna Koeberle
12. febbraio 2018
Die Carwan Gallery aus Beirut zeigte Arbeiten von Sigve Knutson, Massimo Micheluzzi, Georges Mohaseb und Mary-Lynn Massoud/Rasha Nawam. Bild: Studio Vedet/Giulia Piermartiri
Zum ersten Mal fand letzte Woche in der historischen Chesa Planta in Samedan die «Nomad St. Moritz» statt.
Die denkmalgeschützte Chesa Planta im Oberengadiner Dorf Samedan war letzte Woche Schauplatz einer besonderen Designveranstaltung. Die «Nomad St. Moritz» – man schmückte sich mit dem klingenden Namen der «Top of the World»-Destination – fand zum ersten Mal im historischen Gebäude statt. Die beiden Initiatoren Giorgio Pace und Nicolas Bellavance-Lecompte nennen ihren Event «The Travelling Showcase for Collectable Design»; dieses neue Format testeten sie bereits letztes Jahr in einer Villa in Monaco. Das Engadin hat sich seit einigen Jahren zu einem Hotspot auf der internationalen Kunstlandkarte gemausert. Es gibt mehrere Galerien und alternative Kunsträume, seit 2010 die Gesprächsreihe «Engadin Art Talks» (wir haben berichtet), ein kunstaffines Hotel und bald solls in Susch sogar ein Kunstmuseum geben. Und nun eben auch eine Designmesse.
Die Schweizer Kuratorin Giovanna Lisignoli zeigte Stücke von sechs Schweizer Gestaltern. Bild: Studio Vedet/Giulia Piermartiri
Platz ist genug vorhanden in der weitläufigen Chesa Planta. Das stattliche Patrizierhaus, dessen Ursprünge auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, war Stammsitz der Familien von Salis (die es 1595 erbaute) und von Planta (in deren Besitz es 1817 überging). Im Verlauf der Jahre wurde der Bau erweitert und entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem Prachtexemplar barocken Baustils. Im 19. Jahrhundert wechselte das Haus erneut seine Gestalt. Federführend beim Umbau war der lokale Architekt Nikolas Hartman sen. 1943 ging das Haus in eine Stiftung über und beherbergt seither auch ein Wohnmuseum.
Die unterschiedlichen Räumlichkeiten boten abwechslungsreiche Bühnen für sammelbares Design aus unterschiedlichen Epochen. Ein Grossteil der 21 teilnehmenden Galerien aus dem In- und Ausland zeigte Entwürfe zeitgenössischer Designer; die erstaunlich gut funktionierten in der historischen Baussubstanz. Doch auch rare Vintage-Stücke machten sich gut in den Räumen, die Aussteller wussten sich die unterschiedlichen Raumatmosphären geschickt zunutze zu machen. Bäuerlich anmutende Kammern wurden zur Kulisse für hochwertiges Handwerk, während reich geschmückte und verzierte Wände eine Plattform boten für schlichte bis schrille Designpreziosen. Auch die grosszügigen Flure mutierten zu Ausstellungsräumen, sogar das Teehaus im Garten wurde bespielt. Dass es nicht immer einen lupenreinen Pseudobergchic braucht, um alpine Architektur zu beleben, zeigte der Event jedenfalls deutlich.
Die beiden Special Projects «A Mind of Winter» und «A Sense of Belonging» bleiben bis 28. Februar in der Chesa Planta.
Sarah Myerscough aus London konzentrierte sich auf handwerklich gefertigte Stücke. Bild: Studio Vedet/Giulia Piermartiri
Auch die Flure mutierten zu Schauräumen. Etage Projects präsentierte wunderschöne Entwürfe von Soft Baroque, FOS, Sabine Marcelis und Guillermo Santonma. Bild: Studio Vedet/Giulia Piermartiri
In den wunderschön bemalten Räumlichkeiten von Massimo de Carlo gab es Keramik zu sehen. Bild: Studio Vedet/Giulia Piermartiri
Articoli relazionati
-
Zeitfenster
on 13/02/20
-
Nomadisches Format
on 13/02/19
-
Design im Engadinerhaus
on 12/02/18