Über Gordon Matta-Clark zum Durchbruch – eine einzigartige Wohnraumerweiterung
Superdraft Studio
20. ottobre 2022
Dachgeschoss (Foto: Ruedi Walti)
Pascal Bögli und Jochen Seelos erklären, wie Superdraft Studio in einem denkmalgeschützten Bau in Basel einzigartige Räume geschaffen hat. Die Architekten haben die bestehende Struktur mit grossen Deckenausschnitten aufgebrochen.
Herr Bögli, Herr Seelos, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Pascal Bögli: Beim Umbau in der Eulerstrasse haben wir gezielte Interventionen vorgenommen im Bestreben, über präzise gesetzte Eingriffe die Wohnqualität zu verbessern und ein grosszügigeres Raumgefühl zu erzeugen. Die Besonderheit der Bauaufgabe war, im Dialog mit der Bauherrschaft und der Denkmalpflege die verschiedenen Bedürfnisse aufeinander abzustimmen, die teilweise unterschiedlicher nicht hätten sein konnten. Wahrscheinlich waren es genau die Gegensätzlichkeiten aus Bewahren und Schützen sowie dem Drang nach Veränderung, die dem Projekt am Ende einen ganz eigenständigen Charakter verliehen haben.
Wohngeschoss mit Küche (Foto: Ruedi Walti)
Einer der drei Deckenausschnitte im Wohngeschoss (Foto: Ruedi Walti)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Jochen Seelos: Inspiriert von den Werken des bekannten Künstlers und Architekten Gordon Matta-Clark, wurden drei grosse Ausschnitte in die Geschossdecke des Wohngeschosses geschnitten. Aus dem markanten Eingriff resultiert ein neues, grosszügiges Raumgefühl, das durch die gewonnene Raumhöhe und vielfältige Raumbezüge besticht.
JS: In der Nachbarschaft der Synagoge zeigt sich die Eulerstrasse als intakter, denkmalgeschützter Strassenzug der Jahrhundertwende. Die Anforderungen des Denkmalschutzes bildeten den Rahmen der Möglichkeiten für die Sanierung im 1. Obergeschoss. Das Gebäude wurde in den 1970er-Jahren aufgestockt, weshalb der darüberliegende Bereich nicht unter den Schutz der Denkmalpflege fällt. Somit mussten unterschiedliche Ansätze im Umgang mit dem Bestand gefunden werden. Während wir im mittleren Wohngeschoss präzise gesetzte Eingriffe vornahmen, konnten im oberen Wohngeschoss radikalere Umstrukturierungen und Zäsuren umgesetzt werden.
Treppenaufgang (Foto: Niko Kopp)
Staketenstruktur (Foto: Niko Kopp)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?
PB: Durch sorgfältige Analyse und Planung sowie einen stetigen engen Dialog mit der Bauherrschaft wurde ein hoher Standard bezogen auf die Ausführungsqualität sowie den Materialeinsatz erzielt. Die eingesetzten Formen und Materialien wirken vermittelnd zwischen Architektur und Nutzer. Sie laden zur individuellen Aneignung ein. Der Umbau in der Eulerstrasse ist ein beispielhaftes Projekt hinsichtlich der Werte, für die Superdraft Studio einsteht. Dank eines speziellen und identitätsstiftenden Eingriffs in die bestehende denkmalgeschützte Gebäudestruktur konnte sowohl ein räumlicher als auch ein gesellschaftlicher Mehrwert für die Bewohner geschaffen werden.
Geländer (Foto: Niko Kopp)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
JS: In den Wohnbereichen des 2. Ober- und des Dachgeschosses bindet eine Holzlamellenstruktur aus Ahorn die Geschosse zusammen. Ein mäanderförmiges Band bildet in Form eines Treppengeländers den Auftakt. Im Dachgeschoss findet es als Absturzsicherung entlang der Deckenausschnitte seine Fortsetzung. Dort wird es zum raumbildenden Element, das in der Höhe variiert. Es entstehen geschossübergreifende, einzigartige Raumsequenzen, durch deren abwechslungsreiches Spiel aus Licht und Schatten die Räume immer wieder neu erlebbar bleiben.
Fassade (Foto: Superdraft Studio)
Situation
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss Dachgeschoss
Schnitt
Umbau und Sanierung eines Hauses in der Eulerstrasse
Standort
Eulerstrasse, 4051 Basel
Nutzung
Wohnhaus mit Gewerbeeinheit
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Superdraft Studio GmbH SIA, Basel
Jochen Seelos, Kai Zähringer, Karl-Heinz Hafenbrack und Hendrik Schwarz
Fachplaner
enelco ag Elektroplanung, Muttenz
HeiVi AG, Basel
FuhrerWerder+Partner AG, Basel
Jahr der Fertigstellung
2021
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 1,0 Mio.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 0,9 Mio.
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Jean Cron AG, Allschwil
Elektro: Ermacora AG, Oberwil
Lüftung: Voirol AG, Basel
Sanitär: Sanitär Schmidlin + Co, Allschwil
Gipser: Goepfert & Friedel AG, Basel
Schreiner: Weizenkorn, Basel
Bodenbelag (Parkett): Stücker AG, Reinach
Fotos
Ruedi Walti und Niko Kopp
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