Haus Myrte
Wädenswil
- Architectes
- Hosoya Schaefer Architects
- Lieu
- Zugerstrasse 72, 8820 Wädenswil
- Année
- 2024
- Client
- Blattmann Metallwarenfabrik AG
- Bauleitung
- Gasser Baumanagement GmbH
- Bauingenieur
- Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG
- HLKS-Ingenieur
- Consultair AG
- Elektroingenieur
- eik-engineering ag
- Bauphysik I Brandschutzexperte
- Kuster + Partner AG
Gemäss Eintrag im Lagerbuch der Gebäudeassekuranz wurde das Haus Myrte 1845 durch Heinrich Baumann erbaut. Das Wohnhaus war eines der ersten Gebäude, das an der um 1841 erweiterten Zugerstrasse errichtet wurde. Das Haus, das ursprünglich auf dem Land ausserhalb des Dorfes stand, befindet sich nun an einer städtischen Hauptstrasse mit Wohnblocks und Gewerbebetrieben. Da die meisten der damals errichteten kleinstädtisch-bürgerlichen Gebäude inzwischen abgerissen oder ersetzt wurden, ist das Haus Myrte eines der letzten lokalen architektonischen Zeugnisse dieser Zeit. Dazu kommt, dass ein schlichter klassizistischer Walmdach-Bau für ein Bauernhaus etwas Aussergewöhnliches ist und den Übergang vom bäuerlich-ländlichen zum bürgerlich-städtischen Wohnhausbau veranschaulicht.
Im Jahr 1984 wurde das Wohnhaus durch eine «Arbeitsgemeinschaft für Ortsbildpflege und Inventarisation» (AOI) inventarisiert. 2010 ersuchte die Blattmann Metallwarenfabrik die Aufhebung des Denkmalschutzes im kommunalen Inventar. Eine Prüfung durch die Denkmalpflegekommission des Kantons Zürich ergab, dass der Zustand des Hauses auf Grund der baulichen Veränderungen im Laufe der Jahre nicht mehr erhaltenswert sei. Folglich wurde 2011 das Objekt aus der Denkmalschutzliste entfernt.
Im Jahr 2022 wurde die Sanierung und Umnutzung des 179-jährigen Hauses Myrte als erste Etappe der neuen MEWA-Areal-Überbauung in Wädenswil beschlossen. Die Entwicklung des Areals für Wohn- und Gewerbenutzungen soll die nachbarschaftlichen Qualitäten verbessern. Nach seiner Fertigstellung dient das Haus Myrte als Dreh- und Angelpunkt zur Kommunikation für die weitere Standortentwicklung. Als ein Ort der Interaktion wird es informative Veranstaltungen, sowie Vorträge und Ausstellungen beherbergen.
Die Menschen und die Gemeinschaft der Gegend erinnern sich an das historische Gebäude vor der Renovation. Wenn man mit den Stadtbewohnern spricht, werden viele Erinnerungen an dieses Gebäude erzählt. Es war einst ein Lebensmittelgeschäft und eine Herrenschneiderei. Für uns als Architekten war es wichtig, möglichst viel Substanz des geschichtsträchtigen Bauwerkes zu bewahren. Obwohl es nicht mehr unter Denkmalschutz steht, bewahrt das Gebäude Geschichten und Erinnerungen als ein lokales Erbe, welches wir nun mit dem behutsamen Umbau in die Zukunft überführen. Das öffentliche Erdgeschoss bleibt erhalten und dient als Ausstellungsraum, um Anwohner und andere Interessengruppen über die Umnutzung des ehemaligen Fabrikgeländes in Wohn- und Gewerbeflächen zu informieren.
Während der erste Stock für den Bauprozess des MEWA-Areals als Büro dient, bleibt der zweite Stock als räumlich aufgewertete Wohnung erhalten. Durch das Entfernen eines Teils der bestehenden Decke im obersten Stock wird ein loftartiges Wohnzimmer mit hohen Decken generiert. Öffnungen in den Decken schaffen Verbindungen zwischen den Etagen und entspannen die enge Raumkonfiguration. So entstehen auch Blickbeziehungen zwischen dem öffentlichen Erdgeschoss und der Büronutzung im ersten Obergeschoss. Das neue Materialkonzept basiert auf den ehemals produzierten Metallwaren und erinnert an die vergangene Industrie des MEWA-Areals.
Obwohl das Gebäude äusserlich in einem guten Zustand war, ergab eine Bauuntersuchung, dass dessen Struktur ertüchtigt werden musste. Folglich wurde das Gebäude durch den gezielten Einsatz von Stahlbeton stabilisiert und seismische Messpunkte platziert. Darüber hinaus wurden Boden und Dach gedämmt, um zukünftig Energie einzusparen. Wo es die Raumhöhe erlaubte, wurden die alten Heizkörper durch eine Fussbodenheizung ersetzt. Vorläufig wird das bestehende Gasheizsystem beibehalten. Zukünftig soll das Haus Myrte samt allen neuen Gebäuden auf dem MEWA-Areal mittels Geothermie geheizt werden. Die Stuckfassade wird erneuert und in einem Grünton gestrichen, welcher in der Vergangenheit häufig in Fabrikinnenräumen zum Einsatz kam. Gelochte Aluminiumläden ersetzen die ehemaligen Holzläden und bilden eine Hommage an den von Hans Coray im Jahr 1938 entworfenen Landi-Stuhl.
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