Unfinished Business

Jenny Keller
31. mai 2018
Irgendwas läuft hier falsch. Bild: jk

Die Touristenströme an der Riva degli Schiavoni, der Uferpromenade zwischen Markusplatz und Arsenale, reissen tagsüber nicht ab. Immer wieder fahren Boote Reisegruppen an, die eiligst durch Venedig geschleust werden, bevor sie am Abend wieder im Bauch eines Kreuzfahrtschiffes verschwinden. Diese trägen Massen müssen nun nicht einmal mehr Treppen steigen (über jeden der vier Kanäle führt eine Steinbrücke mit mehreren Stufen), denn provisorische Rampen nach dem Entwurf eines Gerüstbauers wurden zu permanenten, hindernisfreien Übergängen. Auf verschiedenen Foren («Joggen in Venedig» etc.) werden diese Rampen angepriesen und man fragt sich, weshalb jemand nach Venedig reist, um dort joggen zu gehen. Scheinbar wurden die Rampen für den Venedig-Marathon (auch das gibt es) errichtet, testweise stehen gelassen – und bleiben nun, da sie sich nicht nur für Jogger, sondern auch für Rollstühle, Buggys und Müllkarren bewährt haben, für immer stehen. Und erinnern uns schmerzlich daran, dass lediglich ein kleiner Prozentsatz der gebauten Umwelt von Architekten entworfen wird. 

Das ist schade, denn in diesem Falle hat diese «vernacular architecture» keinerlei Charme. Die Rampen sind äusserst hässlich, klapprig und der einmaligen Szenerie unwürdig. Weshalb stellt man keine permanenten Lösungen auf, die nicht nur gebrauchstauglich, sondern auch ästhetisch sind? Wäre das nicht eine Aufgabe, derer sich Architekten annehmen könnten, die mit ihrer Biennale ja auch für Touristenströme verantwortlich sind?

Man kann auch die Treppe benutzen. Bild: jk
Auch die Details sind nicht schön. Bild: jk

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