Gar nicht nachhaltig

Jenny Keller
16. janvier 2014
Das Folk Art Museum mit seiner Fassade aus Bronze. Bild via nytimes.com

Das Folk Art Museum aus dem Jahre 2001 wird doch der geplanten Erweiterung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York von Diller Scofidio + Renfro zum Opfer fallen. Die Fachwelt in Amerika diskutierte den geplanten Abriss (Diller Scofidio gingen nach einer ersten Ankündigung nochmals über die Bücher) des Gebäudes der Architekten Williams Tsien mit einiger Empörung, auch unser Redaktor John Hill in New York liess die «Wegwerfmentalität» (so ein Leserinnenkommentar) des MoMA nicht kalt. In seiner Meldung im aktuellen eMagazin von World-Architects.com beschreibt er die Zusammenhänge des nun definitiven Beschlusses von letzter Woche.

Der Direktor des MoMA, Glenn Lowry, sagte sinngemäss, sorgfältige Analysen hätten ergeben, dass man nicht darum herum käme, das Folk Art Museum abzureissen, um einen richtigen Museumscampus zu erhalten. Es geht dabei um dringend benötigte 40’000 Quadratmeter, die das überbevölkerte MoMA mit einem kompletten Neubau gewinnt. New-York-Times-Architekturkritiker Michael Kimmelmann entgegnete auf Twitter: «Hätte das MoMA das Folk Art Museum als architektonisch wertvoll erachtet und behandelt wie seine Objekte der Sammlung, dann wäre die Frage nach einem Abriss gar nie gestellt worden.» Sein Kommentar zu der ganzen Angelegenheit, die er «MoMA-Madness» nennt, liest sich zusammengefasst als zynisches Abrechnen mit einer grössenwahnsinnigen Institution, die Immobilienentwicklung, also Profit, über die Architektur stellt. Todd Williams und Billie Tsien, die Architekten des Folk Art Museum, reagierten erstaunlich besonnen mit einem offenen Brief (s. Bild links), der sehr viel Grösse zeigt.

Die momentan in New York geführte Diskussion erinnert an das Zürcher Kongresshaus, oder noch aktueller an dieZentralbibliothek in Luzern von Otto Dreyer, die einem Ersatzneubau weichen soll. Und auf einmal ist man wieder froh in der Schweiz mit seiner Referendums- und Einsprachepolitik zu leben. Auch wenn das nicht immer ein Vorwärtskommen bedeutet.

Der offene Brief von Todd Williams und Billie Tsien.

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