Digitales Design-Date

Susanna Koeberle
28. mai 2021
Architektur und Design im Dialog: Im Garten des Roelants House von Willy Van Der Meeren zeigt Maniera während der Collectible Stücke von MOS. (Foto: Jeroen Verrecht)

Die Pandemie hat das Entwickeln neuer Formate der Präsentation gefördert. Eine gelungene gemischte Form hat die Brüsseler Messe Collectible gefunden; als einzige Messe, die sich ausschliesslich zeitgenössischem Design widmet, nimmt die sie eine wichtige Rolle im aktuellen Designgeschehen ein. Mit Collectible Salon bietet die Veranstaltung auf unterschiedlichen Ebenen eine Plattform, in der sich Designschaffende und Künstler*innen mit Interessierten vernetzen können. Zum einen werden Arbeiten online präsentiert, zum anderen haben sich vor Ort verschiede Designgalerien zusammengeschlossen und zeigen für die Dauer der Messe spezielle Ausstellungen. Dazu gehören Spazio Nobile, die gleich mit vier Ausstellungen aufwartet, sowie Maniera, die Stücke von MOS im Garten des Roelants House von Willy Van Der Meeren ausstellt. Dazu sagen die beiden Gründer der Galerie, Kwinten Lavigne and Amaryllis Jacobs: «Das in New York ansässige Architekturbüro MOS mischt vernakuläre Ästhetik mit digitalem Design und Verspieltheit. Es steht in der Tradition amerikanischer Architekten wie Venturi und Scott Brown. Für Maniera hat MOS Outdoor-Möbel entworfen, die von Shaker-Möbeln inspiriert sind. Die Shaker waren die grösste und bekannteste utopische Gemeinschaft im Amerika des 19. Jahrhunderts. Heute gibt es nur noch eine Handvoll von ihnen und doch ist ihr Vermächtnis gross. Ihr Arbeitsethos, die hohe Qualität ihrer Produkte und die Langlebigkeit ihrer Objekte sind auch heute noch aktuell. Wir werden die Stücke im Garten des Roelants-Hauses zeigen, das von Willy Van Der Meeren (einem weiteren Architekten, der grossartige Möbel gebaut hat) entworfen wurde. Das Haus selbst wird mit anderen neueren Stücken aus unserer Sammlung ausgestattet sein. Hauptsächlich Stücke von Francesca Torzo und Lukas Gschwandtner.»

«Peg Bench» von MOS ist vom Schaffen der Shaker inspiriert. (Foto: Maniera)

Ausländische Aussteller – davon sind einige «dank» des digitalen Formats zum ersten Mal dabei – präsentieren Werke in ihrer Galerie und deklarieren ihre Räume kurzfristig zum Collectible Salon. Interviews mit Spezialist*innen sind auf der Collectible-Seite unter «Discover Collectible in-depth» zu finden. Dort erfahren wir etwa von der dänischen Designerin Laura Bilde, was Formate wie die Collectible für sie bedeuten: «Collectible ist eine Plattform mit experimenteller und innovativer Kunst und Design. Durch diese Veranstaltung kann ich die täglichen kommerziellen Aspekte loslassen und experimenteller und innovativer in der Materialverwendung, Konstruktion und Komposition sein. Ich sehe meine Ästhetik als eine Querverbindung zwischen einem kommerziellen und künstlerischen Ansatz, der neue Ideen und Perspektiven in jedes Projekt einbringt. Collectible bietet einen Raum, in dem ich meine eher künstlerischen Gedanken entfalten kann. Auf der diesjährigen digitalen Collectible habe ich meine neueste Arbeit ‹Stabel› vorgestellt. ‹Stabel› ist eine skulpturale, stapelbare Installation und eine Studie über die Verwendung von Hanfbeton im Design. Diese Veranstaltung ist wichtig für meine kreative Praxis, weil ich mich inspirieren lassen und vielleicht andere inspirieren kann.»

Tisch aus der Serie «Stabel» von Laura Bilde (Foto © Alexander Höllsberg)

Ein weiterer Teilnehmer ist Atelier Jespers, zu Hause in einem besonderen Bauwerk in Brüssel. Das Haus wurde in den 1920er-Jahren vom belgischen Architekten Victor Bourgeois für den Bildhauer Oscar Jesper erbaut. Im Haus des Künstlers, wo dieser arbeitete, wohnte und ausstellte, waren damals Persönlichkeiten wie Wassily Kandinsky oder Jean Arp zu Gast. Der Kurator Jean-François Declercq, der selber auch im Haus wohnt, zeigt während der Collectible Stücke von Johan Viladrich. Der in Rotterdam lebende Designer, der kürzlich Möbel für den neuen Shop von Dries van Noten in L.A. entworfen hat, entwickelt Möbel und räumliche Strukturen, die grundlegende Formen erforschen und die Schönheit von Materialien feiern, indem sie in unkonventionellen Kontexten verwendet werden. Seine neueste Serie von konzeptionellen und minimalistischen Möbelstücken wird in den historischen Räumlichkeiten des Atelier Jespers gezeigt. Man wäre zurzeit gerne in Brüssel, doch auch solche Einsichten erfreuen und inspirieren. Nächstes Jahr wird die Messe hoffentlich wieder vor Ort stattfinden können.

Online nimmt auch die dänische Galerie «Etage Projets» erstmals an der Brüsseler Designmesse teil. Sie zeigt Stücke des Schweizer Künstlers Cristian Andersen. (Foto: Etage Projects)

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