Die Schönheit des Ruralen
Elias Baumgarten
21. mars 2024
Foto: © Gataric Fotografie, Stiftung Ferien im Baudenkmal
Mit der sorgsamen Renovierung der Ca’ di Bifúi in Moghegno hat die Stiftung Ferien im Baudenkmal ein Juwel der traditionellen Tessiner Architektur als Feriendomizil zu neuem Leben erweckt.
Rustikale Steinhäuser, romanische Kirchen und stolze Burgen, aber auch Meisterwerke moderner Architektur und elegante Infrastrukturbauten – das Tessin besitzt ein einzigartiges, wertvolles baukulturelles Erbe, das es zu bewahren gilt. Dafür engagiert sich auch die Stiftung Ferien im Baudenkmal des Schweizer Heimatschutzes: 2015 kaufte sie die einsturzgefährdete Casa Portico im Maggiatal und sanierte das mittelalterliche Steinhaus liebevoll. Seit 2020 können Interessierte dort ihre Ferien verbringen. Die gelungene Instandsetzung und die begeisterten Feriengäste machten die Erben des Nachbarhauses, der Ca’ di Bifúi, auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam. 2021 verkauften sie das Baudenkmal an diese. Seither wurde das Steinhaus renoviert und nun können bis zu vier Gäste in ihm übernachten.
Das Zentrum des Hauses ist die historische Wohnküche im Erdgeschoss. Einst spielte sich dort das Familienleben ab. (Foto: © Gataric Fotografie, Stiftung Ferien im Baudenkmal)
Foto: © Gataric Fotografie, Stiftung Ferien im Baudenkmal
Das turmartige Haus mit charakteristischem Steindach und ortstypischen Loggien im Dorfkern von Moghegno wurde um 1784 als Wohn- und Lagerhaus von einheimischen Bauern errichtet – darauf weist eine Inschrift hin. Über die Jahre wuchs das Baudenkmal mit den Nachbarhäusern zu einem Ensemble zusammen. Seine oberen Geschosse waren bis zur Renovierung nur über eine steinerne Aussentreppe erschlossen. Bauhistoriker vermuten deswegen, dass die Ca’ di Bifúi im Laufe der Zeit mit steigendem Platzbedarf aufgestockt wurde. Aufgrund schöner Wandmalereien und Nischen im Eingangsbereich gehen sie ausserdem davon aus, dass der heutige Eingang zunächst ein öffentlicher Durchgang war.
Zentrum des Hauses ist die traditionelle Wohnküche im Erdgeschoss, deren Boden mit grossen Granitplatten belegt ist. Nebenan befindet sich ein Raum, dessen Wände über und über mit Pech und Russ bedeckt sind. Dort dürfte sich einst die Räucherkammer befunden haben.
Blick aus der früheren Räucherkammer in die Wohnküche. (Foto: © Gataric Fotografie, Stiftung Ferien im Baudenkmal)
Bis zu vier Personen können in der Ca’ di Bifúi übernachten. (Foto: © Gataric Fotografie, Stiftung Ferien im Baudenkmal)
Die Ca’ di Bifúi vermittelt Tessiner Kulturgeschichte. Sie gibt Zeugnis vom harten Leben der Menschen in den Tälern des Südkantons. Das sollten die künftigen Besucherinnen und Besucher nicht vergessen: Die zauberhaft schönen Steinhäuser, die heute so romantisch wirken, wurden von Menschen erbaut, die ums Überleben kämpfen mussten. Lange gehörte das Tessin zu den ärmsten Regionen der Schweiz. Dennoch hat es eine reiche Baukultur hervorgebracht.
Vielleicht darf in dem geschichtsträchtigen Feriendomizil ferner auch eine Gegenposition zum Massentourismus im Maggiatal gesehen werden, ein wertschätzender, aufgeschlossener und behutsamer Ansatz im Umgang mit der beliebten Urlaubsregion Tessin.