Das Gesicht der Industrie 4.0?
Manuel Pestalozzi
10. juin 2019
Dicht, pragmatisch, unauffällig – so präsentiert sich das Projekt «uptownBasel». (Visualisierung: Fankhauser Arealentwicklungen Gesamtplanungen)
Die Arealentwicklung «uptownBasel» in Münchenstein soll «führende Unternehmen» zum «vernetzten Arbeiten» in die Region locken. Am 7. Juni 2019 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Wenig ist über die architektonische Ausgestaltung bekannt.
Für einmal geht es nicht um Architektur mit grossem A oder die Finessen des Städtebaus. In «uptownBasel» soll ein neues Quartier für die im ökonomischen Sinn produktive Schweiz von morgen entstehen. Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beteiligten sich an der Zeremonie zur Grundsteinlegung, darunter die Basel-Landschaftliche Regierungsrätin Sabine Pegoraro und ihr Ratskollege Thomas Weber wie auch Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. Schauplatz für das Vorhaben ist das Schorenareal zwischen Birs und Bahnlinie Basel-Delémont, beim Sundgauerviadukt, welches das Gebiet mit einem Anschluss an die Kantonale Autobahn Baselbiet J18 versieht, Hauptakteur die uptownBasel AG, deren VR-Präsident der Privatinvestor Thomas Staehelin ist.
Auf dem Schorenareal, wo die Elektrizitätsgesellschaft Alioth einst Lokomotiven für die SBB herstellte, wird ein Kompetenzzentrum für die Industrie 4.0 entstehen, in dem sich «führende Unternehmen» zum «vernetzten Arbeiten» niederlassen sollen. So soll die Industriegeschichte der Region und der Schweiz fortgeschrieben werden. Geplant sind sieben Produktionshallen und 35'000 m2 Bürofläche. Dazu werden bis 2025 neue Bauten erstellt und bestehende Gebäude umgenutzt. Die Regie führt dabei das Unternehmen Fankhauser Arealentwicklungen Gesamtplanungen aus Reinach im Kanton Basel-Land.
Das erste, fünfstöckige Gebäude «The Pioneer» ist bereits im Bau. Es integriert drei stützenfreie Hallen, die von Stahlträgern überspannt werden. (Foto: Bela Böke, arbel gmbh)
Die Bauten von «uptownBasel» sind auf die Anforderungen der industriellen, digitalen Produktion ausgerichtet. Damit eng verknüpft sind zum Beispiel das Internet der Dinge, die Cyber Security, Elektromobilität, neue Batterietechnologie, Virtual Reality, Roboter-Technologie und der 3D-Druck. Zwei grosse europäische Technologiekonzerne, Axians und Bouygue, sind in Münchenstein bereits als Mieter an Bord. «uptownBasel» soll zum Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit avancieren, unter anderem dank der Nutzung der Abwärme aus den geplanten Rechenzentren sowie einer Holzschnitzelanlage, die mit Altholz befeuert die Energieversorgung des ganzen Quartiers sicherstellen soll.
Kein Nachhaltigkeitsthema sind in der frisch publizierten Präsentation des Projektes Fragen des Städtebaus. Auch die architektonische Ausgestaltung wird darin eher vage angedeutet. Gerne wüsste man genauer, wie angesichts der wortreich vorgetragenen Zielen mit Fragen der Repräsentation umgegangen werden soll. Für Macher*innen auf dem Gebiet der wirtschaftlich produktiven Innovation sind diese vielleicht nur von sekundärer Bedeutung und treten vor funktionalen und betrieblichen Fragen in den Hintergrund, dennoch sollte man sich mit ihnen, wenn die Nachhaltigkeit im Sinne einer zeitlichen Permanenz ernst gemeint ist, verstärkt und öffentlich auseinandersetzen.