Begegnung bei der Mauer
Manuel Pestalozzi
6. août 2015
Matthias Ulmann, Architekturstudent an der HTW Chur, sitzt auf der Klostermauer von Muri - und auf seiner Installation. Bild: Ona Pinkus
Die Gemeinde Muri im Aargau veranstaltete einen Wettbewerb für Studierende der Disziplinen Architektur, Kommunikation, Kunst und Landschaftsarchitektur. Sie kam so zu einem temporären Klostermauer-Schmuck.
Gesucht waren kostengünstige temporäre Interventionen im öffentlichen Raum. Matthias Ulmann, Architekturstudent im 6. Semester an der HTW Chur, nahm sich die Mauer der grossen Klosteranlage von Muri vor. Sie vermochte über Jahre hinweg das Kloster zu schützen, hat jedoch ihre ursprüngliche Funktion verloren. Ist sie irgendein Überbleibsel der Vergangenheit, hat sie architektonisch, räumlich und kulturhistorisch eine Bedeutung? Diesen Fragen ging der Student bei seiner Arbeit nach.
Frucht seiner Überlegungen sind 52 bordeauxrote Tafeln aus wasserfesten Mehrschichtplatten, welche der Mauer in regelmässigen Abständen aufgesetzt wurden. Mit dieser «Bordüre» liess er einen Begegnungsort entstehen, welcher einen zentralen Ort des Dorfes aufwertet. Die Abfolge der Tafeltische erinnert dabei bewusst an die Zinnen im Wappen von Muri. Das Versprechen des Tafelns ist kein leeres; die Tische werden durch die gegenüberliegenden Restaurationsbetriebe bedient. Dadurch entsteht eine Promenadensituation entlang Muris Marktgasse, der Verkehr muss sich temporär den Fussgängerinnen und Fussgängern unterordnen.
Von den 64 im Rahmen des Wettbewerbs eingereichten Arbeiten wurden nebst Ulmanns Tafeltischen sechs weitere Projekte prämiert und realisiert. Die Interventionen verzaubern den öffentlichen Aussenraum der Freiämter Gemeinde während diesen Sommermonaten und sind noch bis am 18. September 2015 seh- und erlebbar.