Wohnüberbauung Tièchestrasse
Dicht gewebt
Buchner Bründler Architekten
28. décembre 2017
Eine gedeckte Zone schafft Raum für Begegnungen. Bild: Michael Blaser
Buchner Bründler Architekten haben eine Wohnüberbauung mit einer Fassade aus Holz in Zürich fertiggestellt. Andreas Bründler stellt sich unseren Fragen.
Nutzung Wohnüberbauung
Ort Tièchestrasse, Zürich
Auftragsart Wettbewerb (2010)
Bauherrschaft HRS Real Estate AG, Zürich
Architektur Buchner Bründler Architekten | Partner: Daniel Buchner, Andreas Bründler | Associate: Stefan Oehy | Projektleitung Wettbewerb: Nino Soppelsa | Mitarbeit Wettbewerb: Dominik Aegerter, Lukas Baumann, Rino Buess, Raphaela Schacher, Florian Ueker, Stephanie Wamister | Projektleitung Projektierung und Ausführung: Daniel Ebertshäuser, Katharina Kral, Achim Widjaja, Mitarbeit Projektierung und Ausführung: Dominik Aegerter, Sebastian Arzet, Rebecca Borer, Simone Braendle, Michael Glaser, Stefan Mangold, André Santos, Kim Sneyders, Karolina Switzer, Florian Ueker
Jahr der Fertigstellung 2017
Fotos Ruedi Walti, Michael Blaser
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Form der Parzelle war eine Herausforderung. Sie ist lang und schlank und begleitet durchgehend die Tièchestrasse. Auch die Situierung des Grundstückes am Rande des Stadtkörpers von Zürich hat den Bau geprägt, da im Norden Familiengärten und das Naherholungsgebiet Käferberg an die Parzelle angrenzen.
Grosszügige Grünflächen umgeben das Ensemble. Bild: Ruedi Walti
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Idee war für zwei verschiedene Nutzergruppen – Eigentümer und Genossenschaftler – zwei unterschiedliche Bauten mit einem je eigenen Raumangebot zu errichten. So setzt der Eigentumsteil auf Privatsphäre, während der Genossenschaftsteil auch viel Raum für die Begegnung der Bewohner bietet. Trotz dieser konzeptuellen Unterschiede sollten die zwei Bauten aber ästhetisch durch die Fassadengestaltung zu einer Einheit zusammenwachsen: Ein Geflecht aus horizontalen und vertikalen Bändern verbindet sie zu einem Ensemble. Als Inspiration für das Projekt diente weiter die inventarisierte Magerwiese. Die beiden Gebäude spannen einen Grünraum auf, der als Fuge grossräumige Bezüge herstellt: Einerseits leitet er als Grünkorridor vom Städtischen zur Landschaft über, andererseits ist er eine Weiterführung der Grünräume vom Käferberg ins Urbane.
Die Fassade öffnet sich zur Stadt hin. Bild: Ruedi Walti
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die geschwungene Form der Parzelle in einer aufsteigenden Topographie hat zu einem geometrischen Spiel mit zwei linearen Körpern geführt, die sich diagonal im Hang verankern. Der langestreckte Genossenschaftsbau folgt dem topographischen Verlauf: Er ist abgetreppt und wird parallel zum Anstieg der Strasse mittels einzelner Häuser gestaffelt. Der zweite Bau ist minimal abgedreht auf den Grat gesetzt und wird über Brücken horizontal erschlossen. Die Hanglage mit einem schönen Weitblick über Zürich führte dazu, dass das sonst kompakte Volumen der Häuser nach Süden hin aufbricht – es ist mit Loggien, Terrassen oder durchlaufenden Balkonen perforiert und öffnet sich zur Aussicht.
Dank der Hanglage hat man einen Weitblick über Zürich. Bild: Ruedi Walti
Überhöhe im Wohn- und Essbereich. Bild: Ruedi Walti
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Für den Eigentumsteil und sein Raumprogramm waren auch die Notwendigkeiten der späteren Vermarktung der Wohnungen von Bedeutung. Der Genossenschaftsteil wurde im Dialog mit dem Bauausschuss entwickelt. So sind in der unteren Hangetage gemeinschaftliche Bereiche wie Hobbyräume, Fahrradabstellplätze und eine Kinderkrippe untergebracht. Eine breite, vorgelagerte, gedeckte Zone, die sich über die gesamte Länge des Baus erstreckt, lädt zu gemeinsamen Aktivitäten und Begegnungen der Bewohner ein.
Der Eigentumsteil wird über Brücken erschlossen. Bild: Michael Blaser
Durchlaufende Balkonschicht im Genossenschaftsteil. Bild: Ruedi Walti
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Die Setzung in der Topographie wurde durch ein erstes Bewilligungsverfahren, welches zu einer reprofilierten Topographie geführt hat, beeinflusst. Ursprünglich war auch angedacht, das Ensemble ganz als Holzbau zu errichten. Doch musste aus Kostengründen leider auf die geplante Holzkonstruktion verzichtet werden. Beide Häuser wurden in Holzbauweise, die über eine innere tragende Betonstruktur verfügt, erstellt.
Der Durchgang von der Strasse zur Begegnungszone. Bild: Ruedi Walti
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Durch seine Länge nimmt das Ensemble eine Sonderstellung ein. Aber grössere Wohnprojekte mit einer eigenständigen architektonischen wie konzeptuellen Prägung gibt es in unserem Werk bereits, wie den Garden Tower in Wabern bei Bern. Beide Projekte verbindet die Entwurfsmethodik: Der Ort war hier wie da bedeutsam für die architektonische Erscheinung. War es beim Garden Tower der nahe Hausberg Gurten mit seinen Grünflächen und die Silhouette der Alpen, die mittels vertikaler Gärten in die Architektur übersetzt wurden, waren es hier die Topographie und die Magerwiese, die auf die Häuser einwirkten. Auf die Eigenheiten des Ortes einzugehen, ist uns wichtig.
Dicht gewebt ist die Holzfassade zur Strasse hin. Bild: Ruedi Walti
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Der Massivbau ist in Holz eingekleidet. Die Tiefe der hölzernen Hülle gibt dem Haus einen eigenen Charakter und prägt den Ort, der den Übergang vom Stadtkörper zur Landschaft markiert, atmosphärisch. Assoziationen werden wach, an einen Baumstamm und seine Rinde, die durch den dunklen Anstrich noch verstärkt werden. Auch wurde das Holz (Fichte bzw. Tanne) sägerau eingesetzt, sodass die Maserung sichtbar bleibt und das Material, einem Baum gleich, würdig altern kann. Das Holz bleit in seiner Natürlichkeit erkennbar und verleiht einer Überbauung dieser Grösse Wohnlichkeit. Das im Gegensatz zu einer Betonoberfläche relativ kleinteilige Material erlaubte es ausserdem, bei der Fassade gezielt mit einer variierenden Flechtstruktur zu arbeiten: Sie lässt die langen, kompakten Baukörper leichter und lebendiger wirken.