Stadthaus Felsenrain
Das mögliche Nichtstun
Atelier M Architekten
29. août 2018
Adresse. Bild: Frank Blaser
Atelier M Architekten haben kürzlich die Erneuerung eines historischen Mehrfamilienhauses in Zürich fertiggestellt. Daniel Minder stellt sich unseren Fragen.
Nutzung Mehrfamilienhaus mit Laden
Ort Schaffhauserstrasse 435, 8050, Zürich, ZH
Auftragsart Gesamtsanierung
Bauherrschaft privat
Architektur Atelier M Architekten GmbH, Zürich, Daniel Minder
Fachplaner Elecon Ingenieure AG (Elektro), T.A.U. GmbH (Bauphysik)
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 1,3 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 1,3 Mio.
Fotos Frank Blaser
Halle. Bild: Frank Blaser
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Mit einer möglichst geringen Eingriffstiefe eine möglichst grosse Komfortsteigerung zu erreichen, war der Kern dieser Aufgabe. In der historischen Liegenschaft waren viele bauzeitliche Details gut erhalten: Deckenmalereien, Türfronten mit Maserierungen und geätzten Gläsern, wunderschöne Holzöfen, Wandverkleidungen und vieles mehr. Eine Zentralheizung fehlte zum Glück. Diesen Schatz galt es bei geringen baulichen Eingriffen und gleichzeitiger Komfortsteigerung zu erhalten.
Salon. Bild: Frank Blaser
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Projekt «2226» von Bauschlager Eberle Architekten. Dietmar Eberle hat in Lustenau ein modernes Bürohaus errichtet, ohne Heizung, ohne Lüftung und ohne Dämmung. Historische Häuser weisen mit ihren dicken Wänden ähnliche Voraussetzungen auf: grosse Masse, kleiner Fensteranteil. Das Knowhow aus diesem Neubauprojekt sollte auf ein historisches Gebäude angewendet werden. Dietmar Eberle hat uns dabei mit seinem Wissen unterstützt.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Zürich ist ein aufwendiger Ort zum Planen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Haus nur in Absprache mit der Denkmalpflege, aber ohne Baugesuch, zu sanieren. Dank diesem Vorgehen konnten wir viele bauzeitliche Details erhalten.
Heizen. Bild: Frank Blaser
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Es war ein Glücksfall, dass Bauherrschaft und Planer aus denselben Köpfen bestanden. Dadurch war es möglich, ungewöhnliche Wege abseits bestehender Normen zu beschreiten und die daraus entstehenden Chancen zu nutzen. Eine konventionelle Bauherrschaft würde darin normalerweise ein Risiko sehen.
Buffet. Bild: Frank Blaser
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Der Planungsprozess war fast eine Forschungsarbeit. Wir haben die bauphysikalischen Werte der wichtigen Bauteile gemessen und den Energieverbrauch des unsanierten Bestandes ein Jahr lang aufgezeichnet. Die Resultate haben wir in einem 3-D-Model abgebildet. Das ermöglichte uns als Basis für die Planung, verschiedene Sanierungsszenarien zu simulieren und unsere Thesen zu überprüfen.
Bad. Bild: Frank Blaser
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Unser Büro konzentriert sich vermehrt auf Bauaufgaben an historischen Gebäuden. Wir entdecken hier ein verborgenes Wissen, mit welchem Komfortansprüche mit reinem Knowhow und wenig Technik befriedigt werden können. Interessanterweise wird dieses Wissen an den Hochschulen nicht oder nur vereinzelt vermittelt. Im Zeitalter der Ressourcenknappheit wäre dieses Wissen aber gerade wieder aktuell und innovativ.