Schulhaus St. Johann

130 Jahre und kein bisschen weise

MET Architects
18. avril 2018
Hauptfassade des Schulhaus St. Johann mit neuen Eichenfenstern. Bild: Christian Kahl

Ort Spitalstrasse 50, 4056 Basel
Nutzung Primarschule
Auftragsart 1. Platz Wettbewerb im offenen Verfahren
Bauherrschaft Kanton Basel Stadt, Hochbauamt
Architektur MET Architects GmbH SIA, Basel, Thomas Thalhofer, Roula Moharram, Thomas Wirsing (PL) als Generalplaner in Arge mit Caretta + Weidmann Baumanagement AG, Basel
Fachplaner Bauingenieur: WMM Ingenieure AG, Basel | Haustechnik: Scholer Blatter AG, Liestal |Elektro: Eplan AG, Reinach | Sanitär: Wenger & Ott, Basel | Bauphysik/Akustik: CSD Ingenieure AG, Liebefeld, BE/Gruner AG, Basel | Brandschutz: Visiotec AG, Allschwil, BS
Bauleitung Caretta + Weidmann AG, Basel
Jahr der Fertigstellung 2016
Gesamtkosten BKP 1–9 CHF 12,3 Mio. inkl. MwSt.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 8,8 Mio. inkl. MwSt
Gebäudevolumen 22’811 m3
Kubikmeterpreis CHF 540/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer Abbruch: Marti AG, Basel | Baumeister: Implenia AG, Basel | Bedachung: Arge Emil Landsrath AG/Aeschlimann GmbH, Basel | Montagebau in Holz: Husner AG, Frick | Elektro: Schachenmann AG, Basel | Heizung: Alltech AG, Basel | Sanitär: Schaub AG, Basel | Gipser: Lotti Partner AG, Basel | Maler: PP Maler, Pratteln | Schreiner: Scheider AG, Pratteln | Parkettböden: ABT AG, Basel | Fliesenböden: Paul Welker AG, Basel
Fotos Christian Kahl

Klassenzimmer. Bild: Christian Kahl

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das nach den Plänen von Kantonsbaumeister Heinrich Reese 1886 bis 88 errichtete St.-Johann-Schulhaus war nach dem Bläsi- und Sevogelschulhaus das dritte Basler Schulhaus in einem Aussenquartier. Das monumentale Gebäude wurde in streng symmetrischen Neurenaissanceformen erbaut. Charakteristisch sind die vielen Fenster, die einen hohen Lichtanteil bewirken und die zum vorgelagerten Park ausgerichtete, sehr plastisch bearbeitete Hauptfassade. Die übersichtliche Gesamtorganisation mit ihrem in der Mitte gelegenen Eingang, den Treppenhäusern an beiden Kopfenden, den breiten, grosszügig belichteten Korridoren und nicht zuletzt die ostseitig orientierten, ebenfalls sehr gut belichteten Unterrichtsräume entsprachen der damals neuesten Erkenntnis im Schulhausbau.
 
Besonders interessant ist, dass die räumliche Umsetzung der damaligen Erkenntnisse nach mehr als einem Jahrhundert immer noch ihre Gültigkeit besitzt. Trotz der stetig wachsenden technischen, aber vor allem auch pädagogischen Anforderungen. Mit der Gesamtsanierung und dem Dachgeschossausbau wird das auch für die kommenden Jahrzehnte der Fall sein.

Gruppenraum. Bild: Christian Kahl

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
In der vertieften Auseinandersetzung mit dem Bestand haben wir versucht, die entwerferischen Ansätze von Herrmann Reese, sowie dessen Farb- und Materialauswahl zum Ausgangspunkt unserer Überlegungen zu den Eingriffen zu machen. Dabei ging es darum, das vorgefundene architektonische Vokabular weiterzuverwenden, es phantasievoll zu kombinieren und manchmal auch Neues hinzuzuerfinden. Ausschlaggebend war, dass die dem Haus innewohnende räumliche Qualität in Zukunft weitergeführt werden kann und so ein stimmiges, nicht auf seine zeitliche Herkunft zurückführbares Gesamtbild entsteht.

Haupttreppenhaus (li) und Zugang Dachgeschoss (re). Bild: Christian Kahl

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Im Zentrum des dritten Obergeschosses wurde die neue Treppe zur Erschliessung des Dachgeschosses in die Raumschicht an Stelle eines Büros eingebaut. Das dort liegende Fenster der Hauptfassade musste verschlossen werden, ohne jedoch den wunderbaren Ausblick über die St- Johanns-Vorstadt bis hin zur Basler Altstadt aufzugeben. Der Widerspruch konnte durch den Einbau eines «Guckrohrs» aufgelöst werden, welches das Basler Münster ins Visier nimmt und an dem bereits «erste Erinnerungsherzen» von der Bedeutung des Ortes zeugen.

Guckrohr. Bild: Christian Kahl

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die erfolgreiche Umsetzung von Projekten wie das Schulhaus St. Johann braucht mehr denn je die reibungsvolle, sehr konstruktive und vor allem vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten. So war es möglich in «kleiner Runde» kontrovers, aber immer mit Blick auf das beste Endergebnis alle massgeblichen Fragen konsensorientiert zu lösen. Die Bedürfnisse der aktuellen Schulreform (HarmoS) konnten erfüllt und die Gebrauchstauglichkeit der architektonisch hochstehenden Anlage für die kommenden Jahrzehnte gesichert werden.

Textilatelier. Bild: Christian Kahl

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das St.-Johann-Schulhaus ist der vierte Schulhausumbau unseres Büros nach dem 2014 fertiggestellten Hebelschulhaus in Riehen, dem 2017 umgebauten Vogesenschulhaus in Basel und dem ebenfalls 2017 fertiggestellten Pestalozzischulhaus in Basel. Über die Jahre wurde unsere Arbeit im Büro durch die intensive Beschäftigung mit Schulhäusern, insbesondere denkmalgeschützten, stark beeinflusst. Das «architektonische Spiel» auf den unterschiedlichsten «stilistischen Klaviaturen» historischer Gebäude stellt für uns immer wieder aufs Neue eine besondere Herausforderung dar. Gleichzeitig wurde sie zu einem Hauptmerkmal unserer Arbeit als Architekten. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fürs Weiterbauen wenden wir inzwischen auch bei artverwandten Aufgaben, wie z.B. Schulheimen, Schwimm- und Sporthallen, Theatersälen und Aulen an.

Zeichenatelier. Bild: Christian Kahl

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
In einer Farb- und Materialuntersuchung wurden die «originalen» Farbtöne erforscht. Das historische Farbspektrum reichte von den Braun-, und Beigetönen der Erbauungszeit, über Dunkelgrün, Grünblau und Oxidrot um 1930 bis hin zu gelb-orangen Pasteltönen in den 1960er-Jahren, die 1990 von ursprungsähnlichen Farbtönen abgelöst wurden. Die Intensität und die Tiefe der verwendten Farbtöne bzw. –typen trägt heute wesentlich zur atmosphärischen Qualität der prächtigen Innenräume bei. Sie bildet einen ruhigen Rahmen für die Nutzung als Primarschule und bildet ein innenräumliches Pendant zur äusseren Monumentalität des «Schulpalastes».

Situation
Erdgeschoss
1. und 2. Obergeschoss
3. Obergeschoss
Dachgeschoss
Querschnitt
Längsschnitt

Articles liés

Projet à la une

fsp Architekten AG

Lokwerk Aufstockung Winterthur

Autres articles dans cette catégorie