Vergnügliche wie kritische Blicke
Inge Beckel
11. junio 2014
Der Eingang zur «Monditalia» glitzert dank Swarovskisteinchen. Der Entwurf stammt von Rem Koolhaas selbst. Bild: Christof Kübler
Der fast unendlich lang scheinende Raum im vorderen Teil des Arsenale bespielt jeweils der Kurator der Gesamtausstellung. So jedenfalls war es die letzten Male. Rem Koolhaas liebt bekanntlich das etwas Andere. Entsprechend hat er 41 Personen oder Teams aus Universitäten und Instituten eingeladen, ihre Forschungen zu präsentieren. Generell nennt sich die 14. Architekturbiennale eine der Forschung, wie der Biennale-Präsident Paolo Baratta an der Pressekonferenz von letzter Woche stolz verkündete.
Die Teams von «Monditalia» rekrutieren sich generell aus Italien, auch die Themen betreffen Italien. Nun wurde der lange, rechteckige Raum sinngemäss mit einer historischen Karte des ebenfalls langen, stiefelförmigen Landes überlagert. Entlang dieser entwickeln sich die Projekte von Süd nach Nord, denn jedes Thema ist an einen Ort geknüpft – respektive wird über einen Ort dingfest gemacht.
Indien in Italien. Bild: Christof Kübler
Da finden sich etwa Bilder von Häusern, in welchen die Mafia beheimatet ist. Ein anderes Projekt thematisiert Lampedusa, zeigt die Unterkünfte jener, die am südlichen Rand der EU stranden. Und lässt Einheimische sprechen. Wieder ein anderes Projekt begleitet einen Arbeiter auf seinem nächtlichen Einsatz in einem Containerhafen. Oder eines zeigt gläubige Sikhs an einem ihrer Feiertage, zeigt, wie sie diesen in Italien begehen – die Räume, ihre farbenfrohen Saris und Kleider, das Essen. Dazwischen finden immer wieder Tanzperformances statt, aber auch Filmausschnitte stellen die Verknüpfung zu den anderen Biennalen her. Alles in allem ist es ein buntes Italien, das wir sehen. Die Blicke, die wir darauf werfen, sind ebenso vergnüglich wie kritisch.