Spieglein, Spieglein
Jenny Keller
3. noviembre 2014
Der Klassiker von Embru in seiner bekannten Form. Bild: jk
Am Designers' Saturday sind uns viele Spiegel aufgefallen. Hat man die reflektierende Form der Inszenierung dieses Jahr wegen des Selfie-Wahns gewählt oder war es bloss Zufall?
Rund 70 Firmen und Hochschulen setzten vergangenes Wochenende am 15. Designers’ Saturday in Langenthal ihre Produkte und Entwürfe in Form von Installationen in Szene. Uns sind die vielen Spiegel aufgefallen, die dafür eingesetzt worden sind. Einmal wähnte man sich in einem Spiegelkabinett (Galvolux, Design: Iria Degen Interiors , ein anderes Mal konnte man sich auf einen Stuhl setzen (Brunner, Design: Adrian Rovero Studio) und sich von allen Seiten in Spiegeltrennwänden begutachten. Eine breite Version des «Spaghetti»-Liegestuhls von Embru wurde in einem konvexen Spiegel wieder zu einem Einplätzer – die breite Version war nur ein Prototyp, dessen Realisierung sich Embru aber durchaus überlegen könnte! Die Inszenierung der Schweizer Möbelklassiker (Embru, Lehni, Röthlisberger, Seleform, Thut, Tossa) stammte von Benjamin Thut, dem Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Firma. Er verlängerte auch den Folienschrank seines Vaters in unbekannte Höhe, doch ein konkaver Spiegel brachte ihn auf den zweiten Blick wieder in normale Form.
Ein Zweiplätzer von Embru als Novität am Designers' Saturday? Leider nein. Das Zettelchen auf dem eigens für die Inszenierung geschaffenen Prototypen besagte: Bitte nicht setzten.
Es wurden wie jedes Jahr von einer Fachjury und den Besuchern die besten Inszenierungen prämiert. Spiegel kommen jedoch keine vor, dafür wurde eine Lanze für die Einfachheit gebrochen. Der D’S Award in der Kategorie «Gold» ging an Schätti Leuchten. Designer Jörg Boner trennte mit Papier in einer der Werkhallen von Création Baumann eine runde Fläche ab, um die Leuchten zu zeigen. Auf einer Seite standen filigrane Stehlampen und auf der anderen Seite eine massive Webmaschine. «Die Leichtigkeit dieser Trennwand aus Papier und die Qualität des Lichts schufen einen starken Kontrast zur Werkhalle mit ihren schweren Maschinen», begründete Jury-Mitglied Camille Blin seine Entscheidung.
Gold Award 2014: Schätti Leuchten, Design: Jörg Boner productdesign
Der zweite Platz wurde dieses Jahr zwei Mal vergeben. Dazu sagte Designers'
Saturday-Kurator Sergio Cavero: «Die Projekte zeigen unterschiedliche Ansätze des Inszenierens. Die einen appellieren an die Gefühle, die anderen an den Intellekt, aber alle auf sehr hohem professionellem Niveau.» Einen Preis durfte der Stuhlhersteller horgenglarus für eine beeindruckende Inszenierung durch das Studio Hannes Wettstein in den Räumlichkeiten von Ruckstuhl entgegen nehmen. «Den Designern gelang es, eine Geschichte aus der Unterwelt zu erzählen, bei der Dunkelheit, Fabelwesen, an Kuhglocken erinnernde Geräusche und Rohelemente der Stuhlproduktion eine tragende Rolle spielten», sagte Jurorin Karin Schulte vom Weissenhof-Institut der Kunstakademie Stuttgart. Axor-Hansgrohe erhielt den zweiten Platz mit einer schaumigen Installation.
Silver Award 2014: Horgenglarus, Design: Studio Hannes Wettstein
Silver Award 2014: Axor – Hansgrohe, Design: Anaïde Gregory Studio
Der dritte D’S Award ging schliesslich an die USM Möbelbausysteme mit einer Inszenierung von Atelier Oï.
Bronze Award 2014: USM Möbelbausysteme, Design: Atelier Oï
Die Besucher hatten sich hingegen für eine «lebende Installation» von Teppichhersteller Ruckstuhl entschieden. In seinen Produktionsstätten wurde der Weg von der Gewinnung der kolumbianischen Naturfaser Fique bis hin zur Herstellung von Strickteppichen gezeigt. Neben eindrücklichen Fotos waren eigens zwei von Ruckstuhl beschäftigte Strickerinnen aus Kolumbien eingeflogen worden, die vor Ort in Langenthal ihrer Arbeit nachgingen.
Damit zeigte man: Auch 2014 stehen Menschen hinter jedem Produkt. Ruckstuhl wurde dafür vom Publikum entsprechend gewürdigt.