Bildstrecke: Günther Domenigs Architektur
Elias Baumgarten
27. mayo 2022
Der Mehrzwecksaal des Klosters der Schulschwestern in Graz wurde 1972 gebaut. Dem Gebäude aus Beton, damals das Material der Stunde, wurde in der Fachwelt sowohl aufgrund seiner aussergewöhnlichen Formensprache als auch wegen seiner Konstruktion grosse Aufmerksamkeit zuteil. Die Planung und Umsetzung der freien Form stellte zu dieser Zeit eine enorme Herausforderung dar. (Foto: David Schreyer)
Ab den 1960er-Jahren war Günther Domenig einer der stilbildenden Architekten Österreichs. Diesen Sommer wird sein Werk in Kärnten mit einer grossen Ausstellung gewürdigt, die an vier Orten gleichzeitig stattfindet.
Günther Domenig (1934–2012) stand nicht unbedingt im Ruf, ein einfacher Charakter zu sein. Er «grantelte» gerne, wie die Österreicher sagen, rauchte fortwährend und liebte schnelle Autos. Stets entwarf er am Skizzenblock und nicht am Computer. Architektur war für ihn Kunst. An seinem Opus magnum, dem Steinhaus am Ossiacher See, arbeitete er nicht weniger als zwanzig Jahre. Doch mit seinen Projekten, deren Architektursprache sich immer wieder veränderte, vermochte er regelmässig Impulse zu geben und oft auch stark zu polarisieren. Viele österreichische Architekt*innen inspiriert das bis heute, und wohl alle, die in den letzten Jahrzehnten in unserem Nachbarland studiert haben, kennen seine Bauten aus Vorlesungen und von Exkursionen.
Diesen Sommer wird Domenigs Werk mit der grossen Ausstellung «Günther Domenig: DIMENSIONAL» gewürdigt, die gleich an vier Orten im österreichischen Bundesland Kärnten stattfindet: dem Museum Moderner Kunst in Klagenfurt und dem Architektur Haus Kärnten sowie dem Steinhaus und Domenigs Bau für die Landesausstellung 1993 in der Heft (Gemeinde Hüttenberg). Die Schau wird am 10. Juni feierlich eröffnet und dauert bis zum 16. Oktober.
Das wichtigste Thema wird die Wirkung von Günther Domenigs Arbeit auf die zeitgenössische Architekturproduktion (in Österreich) sein. Darum werden das Steinhaus und der Ausstellungsbau in der Heft durch Projekte von Künstler*innen und Studierenden aktiviert. Wer ein besseres Verständnis für die aus Schweizer Sicht zuweilen extravagante Architektur Österreichs mit ihren skulpturalen Bauten und expressiven Gesten entwickeln und ihre Traditionslinien kennenlernen möchte, dem sei die Reise ins Nachbarland empfohlen.