Wohnen im Baumgarten

Rykart Architekten
23. mayo 2024
Die halb eingezogenen Balkone und insbesondere die von der Balkenlage geprägten Untersichten wurden in Anlehnung an die traditionellen hölzernen Lauben der Gegend entwickelt. Sie verweisen auf die regionale Baukultur. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Frau Roth-Suter, wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Die dreigeschossigen Zeilenbauten sind umgeben von Grünraum und spannen einen gemeinsamen Platz auf. Sie fügen sich zurückhaltend in das ruhige Wohnquartier und die Dorfstruktur ein. Ziel war es, einen massvollen Beitrag zur Innenverdichtung zu leisten. Geschossigkeit und Grösse der Volumina entsprechen der Massstäblichkeit des Ortes. In der ersten Etappe wurden zwei Gebäude mit 18 Wohnungen realisiert, in einem späteren Schritt kann durch ein drittes Gebäude im Süden mit weiteren 12 Wohnungen nachverdichtet werden.

Die gefalteten Satteldächer, die an die traditionellen Dächer der Schöpfe und Bauernhöfe der Umgebung erinnern, und die halb eingezogenen Balkone, die von traditionellen hölzernen Lauben abgeleitet sind, schaffen eine Verbindung zur regionalen Baukultur. Zudem haben wir einen Obstgarten geplant, der die Tradition des Obstbaus in der Region Aargau aufnimmt und die Umgebung nachhaltig prägt.

In ihrer natürlichen Farbigkeit belassene Holzelemente gliedern die grünlichen Fassaden. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Bauherrschaft, die eng mit dem Ort verbunden ist, hat den Entwurf wesentlich beeinflusst. Sie wünschte sich ein vielfältiges Wohnungsangebot für eine altersdurchmischte Bewohnerschaft, das dem Dorf einen Mehrwert bietet. Die sorgfältig gestaltete biodiverse Umgebung mit Spiel- und Aufenthaltsorten für alle Generationen spiegelt diesen Wunsch wider. Unversiegelte Flächen mit Wildblumenwiesen, einheimischen Sträuchern und Obstbäumen prägen den Garten und schaffen ein naturnahes Wohnumfeld.

Blick in den sorgfältig gestalteten Eingangsbereich (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Ursprünglich war eine flachere Dachform vorgesehen, aber aufgrund der neuen Bauordnung musste die Dachneigung auf 20 Grad erhöht werden. Zudem entstand die Idee eines Gemeinschaftsraums für Freizeitbeschäftigungen, die wir schliesslich mit einem Pavillon im gemeinsamen Garten umgesetzt haben. Diese Änderungen haben das Projekt und den gemeinschaftlichen Freiraum bereichert und an Qualität gewinnen lassen.

Grosse Verglasungen verbinden das Wohnungsinnere mit dem Aussenraum. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Raumhohe Türen sorgen für ein Gefühl von Grosszügigkeit und Offenheit. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Wir haben Holz als nachhaltigen und traditionellen Baustoff gewählt, der sowohl ökologische als auch kulturelle Aspekte berücksichtigt. Es gibt Ladeplätze für Elektroautos und grosszügige Flächen für Velos und Fahrradanhänger, um eine umweltfreundliche Mobilität zu fördern. Beheizt werden die Gebäude durch eine Grundwasserwärmepumpe. Die Fotovoltaikanlage wurde als Indach-Anlage bündig integriert und deckt den gesamten Strombedarf. Im Innenausbau wurden raumhohe Türen verwendet, um ein grosszügiges und offenes Raumgefühl zu schaffen. 

Die Bäder zeichnen sich durch eine zurückhaltende und feine Farbigkeit aus. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Neben dem gemeinschaftlichen Freiraum sind die Fassadengestaltung und Materialisierung die identitätsstiftenden Elemente der neuen Wohnüberbauung. Die vertikale Holzverkleidung ist in einem leichten Grünton gestrichen und wird mit naturfarbenen Holzelementen ergänzt und gegliedert. Die raumhohen Fenster öffnen sich grosszügig zum sorgfältig gestalteten Aussenraum. Das Projekt zeichnet sich durch eine reiche Detaillierung, eine feine Farbigkeit und eine angenehme Haptik aus.

Die Fotovoltaikanlage wurde bündig in die Dachflächen integriert. Sie deckt den gesamten Strombedarf der Überbauung. (Foto: Rykart Architekten AG, Oliver Jakob)
Situation (© Rykart Architekten)
Grundriss Erdgeschoss und Schnitt (© Rykart Architekten)
Bauwerk
Wohnen im Baumgarten
 
Standort
Lottenweg 7, 9a und 9b, 5102 Rupperswil
 
Nutzung
Mehrfamilienhäuser
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Rykart Architekten AG, Liebefeld 
Entwurf: Katja Roth-Suter und Claude Rykart 
Projektleitung: Alexander Wahli und Katja Roth-Suter 
 
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG, Bern
Bauingenieur*in: qsi Engineering GmbH, Aarau
Elektroplanung: Elcon Elektro Engineering GmbH, Suhr
HLK-Planung: Thermoplan Suhr GmbH, Suhr
Sanitärplanung: Planungsbüro S. Widmer, Suhr
Bauphysik: Grolimund + Partner AG, Bern
 
Bauleitung
Consensus Projektmanagement GmhH, Gränichen
 
Fertigstellung
2024
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 8.3 Mio.
 
Gebäudevolumen
11'590 m3 (gemäss SIA 416)
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Holzbau: Wacker Holzbau GmbH, Seon
 
Fotos
Rykart Architekten AG, Oliver Jakob

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