Urbane Hochpunkte
Boltshauser Architekten
11. junio 2020
Foto: Philip Heckhausen
Boltshauser Architekten haben die Bebauung des Baufelds F der Zürcher Europaallee gestaltet. Roger Boltshauser beantwortet unsere Fragen zu der Anlage, die 168 Mietwohnungen, eine Kita, Büros und ein Auditorium aufnimmt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Mit dem Gestaltungsplan «Stadtraum HB» entstand an zentralster Lage am Zürcher Hauptbahnhof ein urbanes Quartier von hoher städtebaulicher und ökologischer Qualität. Als Beitrag zur Belebung des neuen Stadtquartiers wurden auf dem Baufeld F im Erdgeschoss publikumswirksame Nutzungen wie Detailhandel und Gastronomie geplant. Im ersten bis dritten Obergeschoss des Hofgebäudes wurde eine flexible Grundstruktur realisiert, welche auf die Bedürfnisse des Büroausbaus angepasst werden konnte. Die drei Wohntürme generieren zudem einen hohen Wohnanteil auf dem Areal, der die Nutzungsdichte des Quartiers über die Arbeits- und Ladenöffnungszeiten hinaus sicherstellt.
Foto: Philip Heckhausen
Foto: Philip Heckhausen
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der «Stadtraum HB» zeichnet sich entlang der Europaallee durch eine virtuose Entwicklung von Punktsetzungen auf Sockeln aus, die auf dem Baufeld F durch drei zusätzliche Hochpunkte fortgeführt wird. Zum Gleisfeld ergibt sich auf diese Weise eine rhythmische Stadtsilhouette, die durch die parabelförmige Höhenentwicklung eine Verdichtung am Gustav-Gull-Platz erfährt. Die Aufteilung des Baufelds in einen Sockelbau mit zwei Wohntürmen und einen freistehenden Turm unterstützt sowohl die typologische Gesamterscheinung des Quartiers als auch die Zentrumsfunktion des öffentlichen Platzes. Zudem wird durch die Trennung eine Transparenz zwischen Europaallee und Gleisfeld geschaffen. Durch den Innenhof des Sockelbaus wird der Stadtraum mit einem öffentlich zugänglichen, aber introvertierten Ort ergänzt.
Foto: Philip Heckhausen
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der für Zürich neue städtebauliche Massstab und die angestrebte Dichte innerhalb der Europaallee erforderten ein Höchstmass an Sensibilität und Verantwortung im Ausdruck der Gebäude. Die Fassade des Baufeld F reagiert durch die tektonische Gliederung und die eigenständige Materialkombination in hohem Masse auf diese Anforderungen. Die Materialkombination aus Metall und Naturstein wird zum Vermittler zwischen Gleisfeld und Stadtbaukörper und verortet das Gebäude an diesem spezifischen städtischen Ort.
Foto: Philip Heckhausen
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Die Verwendung von langlebigen Materialien für den Rohbau und die Fassade sowie der Einsatz von natürlichen Rohstoffen im Ausbau führen zu einem differenzierten Umgang mit den Ressourcen. Bei der Fassadenkonstruktion wurde ein geschichteter Aufbau gewählt, bei dem jede Schicht auf ihre spezifische Anforderung optimiert wurde. Die Verkleidungselemente, die Dämmungen sowie der geschichtete Fassadenaufbau wurden mechanisch befestigt, sodass sie sortenrein getrennt werden können. Im Ausbau wurden natürliche Materialien wie zum Beispiel Kalk- und Lehmputze verwendet, welche helfen, das Raumklima zu regulieren.
Situation
Grundriss Regelgeschoss
Schnitt
Baufeld F, Europaallee Zürich
Standort
Europaallee 30, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 48, Gustav-Gull-Platz 10, 11, 12, Robert-Stephenson-Weg 31, Eisgasse 17, 19, 21, 8004 Zürich
Nutzung
168 Mietwohnungen, Kita, Büros, Auditorium
Auftragsart
Wettbewerb mit 15 Teams, 1. Preis
Bauherrschaft
SBB Immobilien, Bern
Architektur
Boltshauser Architekten AG, Zürich
Markus Durrer (Projektleitung), Fabian Gmür (Stv. Projektleitung), Roger Boltshauser, Markus Boltshauser, Daniel Hoffmann, Tanja Reimer, Martin Kaschub, Mireille Lehmann, Stefanie Müller, Annette Grosskinsky, Christoph Kling, Michelle Kamm, Reinhard Prikoszovich, Aurel Martin, Nathalie Pietrzko, Hideaki Takenaga, Caspar Lohner, Ania Tschenett, Gian Trachsler, Chelsea Morrissey, Marie-Hélène Witry, Dominik Keller, Christof Kovacs, Tony Krauthahn, Adriano Martinelli, Cornel Staeheli, Maria Spanou, Resul Kurt, Philip Heckhausen, Mike Azzaoui, Kathrin Herleb-Durrer, Joel Baur, Zoya Zalyesna, Lucas Podzuweit, Matthias Grob, Marie-Pascale Wellinger, Jonas Sundberg, Thomas Benninger, Gabrielle Rossier, Daria Rey, Sean Hoskyn, Julien Genoud, Antonia Martinelli
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Mettler Landschaftsarchitektur, Gossau
Statik: Basler & Hofmann AG, Zürich
Fachkoordination: Haerter und Partner AG, Zürich
HLKK: Waldhauser + Hermann AG, Münchenstein
Sanitär: Balzer Ingenieure AF, Winterthur
Elektro: MSRL, IBG B. Graf AG, Winterthur
Bauphysik: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen
Brandschutz: Gruner AG, Basel
Fassade: Reba Fassadentechnik AG, Chur und Atelier P3 AG, Zürich ZH
Totalunternehmer
Porr Suisse AG, Opfikon ZH
Jahr der Fertigstellung
2019
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 163 Mio. (Stand TU-Submission)
Gebäudevolumen
178'750 m2 (SIA 416)
Kunst am Bau
Hanspeter Frehner, Zürich: Konzert mit anschliessend dauerhafter Klanginstallation
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten: Anliker AG, Emmenbrücke
HLKK: Lippuner Energie- und Metallbautechnik AG, Grabs
Sanitär: SH-Technik AG, Dietikon
Elektro: Melcom AG, Wallisellen
Fassade: Yuanda Europe Ltd., Basel
Gipserarbeiten: Estermann Gipserunternehmen AG, Zofingen
Küchen: Frech Interieur GmbH, Rheinfelden
Schreinerarbeiten: Oertel Möbelwerkstätten GmbH & Co. KG, Neumarkt (Deutschland)
Fotos
Philip Heckhausen
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