Piazza am See
neon bureau
19. septiembre 2019
Betriebshaus (Foto: Roman Keller)
Das Büro neon hat das historische Arbeiterstrandbad von Tennwil (1935) saniert, umgebaut und um einen leichten, filigranen Neubau aus Holz für Kiosk und Sanitäranlagen erweitert. Barbara Wiskemann und Michèle Mambourg erklären ihre Gestaltung und beantworten unsere Fragen.
Ort Strandbadweg 1, 5617 Tennwil, AG
Nutzung Strandbad, Restaurant, Kiosk und Campinginfrastruktur
Auftragsart 1. Rang beim Studienauftrag
Bauherrschaft Stiftung Arbeiterstrandbad Tennwil
Architektur neon bureau ag
Fachplaner Landschaftsarchitektur: égü Landschaftsarchitekten, Zürich | Bauingenieur: Büro Thomas Boyle + Partner AG Bauingenieure, Zürich | Holzbauingenieur: Ingenieurbüro Guderath AG, Niederurnen | HLKS-Planung: Planea AG, Wohlen | Elektroplanung: Mettler Partner AG, Zürich | Bauphysik und Akustik: BWS Bauphysik, Winterthur | Gastroküchenplanung und Kälteplanung: Axet GmbH, Embrach und Simeta, Niederwil | Signaletik: Hannes Gloor, Zürich
Bauleitung Thomas Melliger Bauplanung, Zürich
Jahr der Fertigstellung 2019
Gesamtkosten BKP 1-9 4,2 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 3 Mio.
Massgeblich beteiligte Unternehmen Baumeister: Domino Bau GmbH, Tennwil | Holzbau: Bühlmann, Dietikon | Fensterbauer: Hauri AG, Staffelbach | Gastroküche: Simeta AG, Niederwil | Schreiner: Ammann, Unterentfelden | Plattenarbeiten: Edgar Stadelmann, Bremgarten | Heizung und Sanitär: Eichenberger AG, Reinach | Elektriker: Eniwa AG, Reinach | Gartenbau: Pascal Weber Gartenbau, Seengen
Fotos Roman Keller
Die Badi Tennwil ist ein gewachsener Betrieb, der 1935 aus der Arbeiterbewegung heraus entstand. Heute steht die Anlage bei sehr unterschiedlichen Nutzer*innen wie Badegästen, Campern, Ferienlagergästen, Wanderern und Seglern hoch im Kurs und unterhält überdies einen Saisonbetrieb mit extrem hohen Spitzenbelegungen.
Sanitäranlagen (Foto: Roman Keller)
Buffet im Restaurant (Foto: Roman Keller)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Mit dem tief gezogenen Walmdach oder den dunklen, geschlossenen Brüstungen erinnerte uns die Architektur des bestehenden Betriebsgebäudes eher an ein Zweifamilienhaus. Zudem hatten die drei alten Gebäude alle einen ganz unterschiedlichen Ausdruck. Wir haben deshalb eine sommerlich-leichte Holzarchitektur entwickelt, welche den Umbau des Betriebshauses, den Neubau von Kiosk und Sanitärhaus sowie das bestehende Gruppenlagerhaus zusammenbringt. Der Bau für Kiosk und Sanitäranlagen ist komplett aus Holz konstruiert, mit einer zweifarbigen Deckelschalung sowie einem ausladenden Vordach. Das Betriebshaus haben wir mit einer vorangestellten Terrasse – ebenfalls aus Holz – und einem leicht nach oben geneigten Dach neu interpretiert.
Die vorherige Terrasse des Restaurants war auf einem aufgeschütteten Hügel angelegt, der die Anlage geteilt hat und so gar nicht ans sanft abfallende Ufer des Hallwilersees passen wollte. Zusammen mit den Landschaftsarchitekten haben wir schon für den Studienauftrag einen langen Platz vor den Gebäuden vorgeschlagen. Diese «Piazza am See» verbindet alle Nutzungen und Niveaus und schafft einen grosszügigen Treffpunkt, an dem das Betriebshaus als prominentester Bau hervorsticht.
Auf der neuen Terrasse (Foto: Roman Keller)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?Die Stiftung Arbeiterstrandbad hat unseren Entwurf von Anfang an mitgetragen und unsere Vorschläge, die den Betrieb stark beeinflusst haben, weiterentwickelt. Weil es sich um eine private Stiftung handelt, die wenig öffentliche Gelder erhält, war das Budget stets ein Thema. Gemeinsam suchten und fanden wir aber Lösungen.
Piazza (Foto: Roman Keller)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?Das ausgeführte Projekt ist dem Vorschlag aus dem Studienauftrag noch sehr ähnlich. In einer Sparrunde wurde ein rückwärtiger Anbau an das Betriebsgebäude weggelassen und der Terrasse nachträglich ein Dach hinzugefügt. Heute sind wir mit beiden Änderungen sehr glücklich.
Leichtigkeit ist in vielen unserer Projekte ein wichtiges Thema, etwa beim neuen Schulhaus Feldmeilen oder einem Umbau mit Aufstockung in Albisrieden. Zudem ist der öffentliche oder gemeinschaftliche Freiraum ein Schwerpunkt der Überlegungen in vielen unserer Projekten, so zum Beispiel beim erwähnten Schulhaus Feldmeilen und der geplanten Erweiterung der Schule Wetzwil.
Treppenaufgang Steg (Foto: Roman Keller)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?Schon im Studienauftrag hatten wir eine solare Energiegewinnung vorgeschlagen, da der Betrieb primär läuft, wenn die Sonne scheint. Die nun gebaute Anlage mit Warmwasserkollektoren und sehr grossem Speicher sorgt für die Warmwasseraufbereitung und die Bodenheizung. Da der Betrieb zwischen Ende Oktober und Ende März ruht, muss im Winter nur die Wohnung des Betriebsleiters versorgt werden, was mit der gewählten Konfiguration möglich ist.