Residenz der Gustav Zollinger-Stiftung

Intrinsischer Städtebau

Diethelm & Mumprecht
21. diciembre 2017
Haus und Park. Bild: Maximilian Meisse

Name des Bauwerks Residenz der Gustav Zollinger-Stiftung
Nutzung Wohn- und Geschäftshaus
Ort Aeschstrasse 8a,  Forch, ZH
Auftragsart Gesamtplanung inklusive Bauleitung, Gewinn Studienauftrag
Bauherrschaft Gustav Zollinger-Stiftung | Bauherrentreuhand mxb Architektur, Max Baur, Hombrechtikon ZH
Architektur Diethelm & Mumprecht Architektur GmbH, Zürich |  Projektleitung: Flavia Sutter MSC ETH ARCH | Roy Gehrig MSC ETH ARCH | Anna von Knobloch MSC ETH ARCH
Fachplaner Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten Winterthur ZH | Signaletik, Visuelle Kommunikation: Gottschalk+Ash International | Lichtplanung: mosersidler AG | Bauleitung: BBB Bauleitung Baumanagement Bauherrentreuhand | Andreas Glenck, Christian Schlumpf, Küsnacht ZH
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 22,8 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 20,8 Mio.
Gebäudevolumen ​20’400 m3
Kunst am Bau Autor Cathleen Braun, Ottoberg TG
Kunst am Bau Kurzbeschrieb ​Arvenwelt, Lichthofinstallation mit Airplants
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeisterarbeiten: Müller Forch AG, Forch ZH | Elemente in Beton: Frickbau AG, Schaan FL | Montagebau in Holz: Künzle Holzbau AG, Jona SG | Fenster: Scherer AG, Pfäffikon ZH | Metallgeländer: Wetter AG, Stetten AG | Spenglerarbeiten: Scherrer Metec AG, Zürich ZH
Fotos ​Maximilian Meisse Fotografie, Berlin

Innen und Aussen. Bild: Maximilian Meisse

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Es handelt sich um eine Bauaufgabe, wie sie viele andere Gemeinden kennen und die eine grundsätzliche Frage zum Massstab stellt: Wie kann eine grosse Anzahl Wohnungen so gebaut werden, dass deren Erscheinung die Kleinteiligkeit des umliegenden dörflichen Körpers nicht sprengt?
Diese allgemeingültige Erkenntnis in Bezug auf den Städtebau und der Anspruch, aus einem spezifischen Städtebau heraus ein spezifisches Projekt zu verwirklichen, liess letztlich nur den einen Ansatz zu: Die Form entwickelt sich aus sich selbst.

Speier. Bild: Maximilian Meisse

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das grosse Potenzial stellt der stiftungseigene Park dar. Dabei stehen die Wege durch den Park im Vordergrund: Es überrascht, dass drei Hauseingänge die Wege des Parks aufnehmen und diese durch das Haus hindurchführen. Dort, wo die Wege sich im Kern kreuzen, bildet sich die eigentliche räumliche Wurzel der daraus erwachsenden Architektur: zwei sich ineinander windende Treppenhäuser, die zwischen den verschiedenen Geschossen des Hauses vermitteln. Die Wahl, aus den verschiedenen Wegen durch den Park den «eigenen» Weg zu wählen, wird als hohes Gut gewertet. Im Innern des Hauses wird diese Qualität weiterentwickelt mit erlebnisreichen Wegen im öffentlichen Bereich und abschliessend in den privaten Räumen selbst. Alle Wohn- und Schlafzimmer wenden sich der rundum laufenden Balkonschicht zu, welche die Kategorien von Innen und Aussen auflöst. Der Park erscheint zwischen den im Licht kontrastierenden Betonschildern wie ein gerahmtes Gemälde.

Atrium. Bild: Maximilian Meisse

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Vom Fundament erstreckt sich der Beton des Kerns über die Decken bis hin zu den Balkonen, wo er sich in den vorgefertigten Betonschildern, allmählich in feinster Form auflöst. Die in den Knoten erscheinenden, golden glänzenden Speier aus Messing in Blütenform vollenden die in dieser Idee aufgehobene Analogie zur Pflanze.
Fein ausgearbeitete Details wie der speziell für das Haus entworfene Handlauf, die Lederabschlüsse der Schränke in den Wohnungen oder die Sonnerien entspringen der Überzeugung, dass der architektonische Reichtum in der Dichte zu suchen ist. Gleichzeitig klingt mit der gewählten Formensprache eine motivische Dimension an, die ihren Ursprung in der Welt des Parks findet.

Lobby. Bild: Maximilian Meisse

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Im Willen, der Form eine umfassende Sinnhaftigkeit zu verleihen: wenn das für das Intérieur des Hauses Theaterplatz entworfene Barmöbel in einen Zusammenhang zur Silhouette des gleichen Hauses gebracht werden kann, ist das Ziel erreicht. Am Beispiel der Residenz: vom Städtebau zum Speier, von der Ferne über den Baukörper und bis in die Nähe des Details folgt die Formgebung dem Diktum des Parks – der freigestellte Baukörper, die gegliederte Fassade und das architektonische Detail.

Obergeschoss.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Messing – von Haus aus gefällig, ist das Material an den für das Projekt neuralgischen Stellen verarbeitet. Neben den Speiern, den Bodenintarsien und der Signaletik sei hier das Beispiel Leuchten herausgegriffen: Das Wesen des Gestaltungsprinzips liegt darin begründet, dass eine Abdeckung einen handelsüblichen, einfachen Leuchtengrundkörper kaschiert. Dabei wird die Fassung des Leuchtmittels aus der Abdeckung ausgespart. Von der ursprünglichen Leuchte sind dadurch nur die Seitenansicht, die Fassung und das Leuchtmittel sichtbar – Stirnen und Aufsicht werden verdeckt. Der einfachen Leuchte wird durch die Abdeckung die Körperhaftigkeit entzogen, die Abdeckung selbst wird zusammen mit dem «freien» Leuchtmittel der Gestaltungsmittelpunkt der Leuchte. Erst dadurch erfährt die vormalig einfache Leuchte eine Nobilitierung. Zum Zeitpunkt, als der Speier entwickelt war, konnte aus dessen Fügungs- und Materialprinzip die Form der Leuchte abgeleitet werden.

Situation.
Erdgeschoss.
Schnitte.

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