Vertikaler Wald für die Westschweiz

Manuel Pestalozzi
13. November 2015
Bild: www.letemps.ch

Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ein Hochhausprojekt in der Westschweiz Aufmerksamkeit weckt. Sein Standort befindet sich in der Vorortsgemeinde  Chavannes-près-Renens, im Agglomerationsgewühl zwischen Lausannes westlichem Autobahnzubringer und der Metro von Renens zum EPFL-Campus von Ecublens. Der Turm soll zum Ankerpunkt des neuen Quartier des Cèdres werden, das ein wichtiges Element des Masterplans für die Gegend darstellt.
 
Der Name des Quartiers kam vor der Idee von Stefano Boeri, sein Konzept von Mailand in einer abgeänderten Variante zu wiederholen – und mit dem namensgebenden Baum zu bepflanzen. Sein Projekt wurde von der Jury des ausgeschriebenen Projektwettbewerbs einstimmig zum Sieger erklärt, die Vorschläge von Mario Botta, Richter Dahl Rocha aus Lausanne und Goettsch Partners aus Chicago hatten das Nachsehen
 
Hinter dem Projekt stehen die Entwickler Bernard Nicod et Avni Orllati. Zweihundert Millionen Franken sollen in den 117 Meter hohen Turm investiert werden, der zu 80 Prozent und auf 33 Geschossen Wohnungen aufnehmen soll. In den unteren Geschossen sind Büros vorgesehen, bekrönt wird das ganze mit einem Panoramarestaurant. Der Standard der Wohnungen bewegt sich im oberen Drittel des Angebots, es handle sich aber nicht um Luxusobjekte, wie Bernard Nicod der Tageszeitung «Le Temps» verriet. Ihre Flächen variieren zwischen 80 und 160 Quadratmetern.

Im Grundriss bildet der Turm ein langgezogenes Rechteck, das sich durch loggienartige Anbauten viele begrünbare Vorsprünge verschafft. Boeri will dort neben den Zedern auch Stechplamen und Tännchen pflanzen. Mehr als 80 Bäume sollen es sein, dazu noch 3000 Quadratmeter Sträucher.

Im Gegensatz zum bosco verticale in Mailand steht dieser Turm nicht in einem allzu dicht bebauten Gebiet, in dem es an Grünraum mangelt. Ob man demnächst auf dem Weg zum Rolex Learning Center von SANAA auch noch einen tour-forêt bewundern kann, liegt fürs erste an der Gemeinde. Sie soll im kommenden Jahr über die Baubewilligung bestimmen. Der Grundsatzentscheid für einen Turm am Standort hat die Stimmbevölkerung bereits gefällt. Sie entschied sich mit 60 Prozent ja für einen entsprechenden Quartierplan.
 

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