12. December 2018
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Im Mai dieses Jahres hat uns Tom Wolfe verlassen. Robert Venturi starb im September. In Wolfes Essay «From Bauhaus to our House» wird kein gutes Haar an Venturi gelassen.
Tom Wolfe, der Dandy in Weiss rechnete mit dem Essay «From Bauhaus to our House» 1981 anekdotenreich mit der rationalistischen Architektur – der Moderne – ab. Aber auch von der Postmoderne, die diese Langeweile der Moderne nur reflektiere und deformiere, hielt er nicht viel. Im sechsten Kapitel knöpft er sich Robert Venturi vor, der 1966 mit 41 Jahren (und das sei jung für einen Architekten, «among architects, anybody under fifty was young») zum grossen «Influencer» der Szene wurde «who had built scarcely half a dozen buildings in his life». In Theorie fordere Venturi Bauten, die weniger akademisch, näher beim Leben seien, und selbst habe er eine billige Bruno-Taut-Hufeisen-Siedlung-Kopie (Guild House in Philadelphia 1963) gebaut. In der Bildunterschrift zu den beiden Gebäuden liest man: «It took us thirty-seven years to get this far.» Auf den ersten Blick wirkten Venturis Worte rebellisch. Seine Entwürfe sind hingegen nichts Anderes als ängstlich. Das Buch liest sich ganz leicht; es ist ein süffiges Beispiel dafür, dass man nicht alles glauben muss, was schwarz auf weiss irgendwo geschrieben steht, und dass Literatur – auch wenn sie von Architektur handelt – auch Spass machen kann.
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From Bauhaus to Our House
Tom Wolfe
Herausgeber: Farrar, Straus and Giroux, 1981
Neuauflage: Picador, 2009
ISBN-13: 978-0-312-42914-0