Fichtenholz statt Marmor – die neue GKB-Schalterhalle

Manuel Pestalozzi
14. November 2022
Am Fusse des neuen Holzturms im Zentrum der Schalterhalle befindet sich die Empfangstheke der Bank. Ihre Filialen möchte die Graubündner Kantonalbank künftig vor allem zur Beratung nutzen, während das Tagesgeschäft mehr und mehr digital abgewickelt wird. (Foto © Graubündner Kantonalbank)

Viele Bankgeschäfte werden heute digital abgewickelt. Trotzdem bleiben die Filialen wichtig, auch wenn viele Banken ihr Netz ausdünnen: Viele Kund*innen suchen sie nach wie vor auf, um sich persönlich beraten zu lassen. Die Graubündner Kantonalbank (GKB) hat deswegen die Kundenhalle ihres Hauptsitzes umgestaltet. Sie befindet sich in einem über 100 Jahre alten und sehr repräsentativen Bau in der Bündner Kantonshauptstadt. Am 5. November wurde die neue Gestaltung im Zuge eines Tages der offenen Tür Kundschaft und Öffentlichkeit präsentiert.

Die neu gestaltete Schalterhalle soll «heimelig» wirken und zugleich modern. Im Zentrum der trapezförmigen Halle steht nun ein Turm aus unbehandelten Fichten-Kanthölzern, die kreuzweise gestapelt wurden. Im Inneren befinden sich Bildschirme, die auf die digitalen Dienstleistungen der GKB verweisen. Im vorderen Teil geht der Turm in die Empfangstheke über, die aus demselben Holz gefertigt ist. Der neue Einbau verströmt einen angenehmen Duft nach frischem Holz. 

Zum Gestaltungskonzept gehört auch ein Bibliothekspavillon, in dem Treffen stattfinden können. (Foto © Graubündner Kantonalbank)

Die Intervention in der Kundenhalle umfasst neben dem Turm noch weitere Massnahmen – mehr dazu gleich. Sie ist eine Zusammenarbeit des Architekturbüros Jüngling und Hagmann mit dem Designer Rolf Sachs und der Bündner Künstlerin Zilla Leutenegger. Jüngling und Hagmann hatten bereits im Zeitraum zwischen 2003 und 2006 tiefe Eingriffe in die geschichtsträchtige Bausubstanz am zentral gelegenen Postplatz vorgenommen: Sie ergänzten damals das repräsentative Bestandsgebäude von Otto Schäfer (1879–1953) und Martin Risch (1880–1961) (Schäfer & Risch) und schufen zum Fontanapark hin die moderne Schalterhalle. 

Rolf Sachs, der Sohn des bekannten Industrieerben und Fotografen Gunter Sachs, spielte bei der Unternehmung eine Schlüsselrolle. «Die Neugestaltung der Halle soll Emotion auslösen, erstaunen, erwärmen, zusammenbringen. Das kreative Ambiente steht für die Kundenfreundlichkeit und Fortschrittlichkeit der GKB», wird er in der Medienmitteilung der GKB zitiert. Zu den Massnahmen des interdisziplinären Gestalterteams gehören auch ein verglaster Bibliothekspavillon (allerdings mehr als Gestaltungselement, denn zur Ausleihe gedacht, wie das Portal GR heute bereits kritisiert) und einige Beratungskuben. Im historischen Raum der alten Schalterhalle wurde zudem ein Bistro eingerichtet, das sich an einem traditionellen Kaffeehaus orientiert. 

Zilla Leuteneggers Beitrag besteht aus einer Lichtinstallation. Mit ihrer Arbeit «Marie, Marie» möchte sie den Bogen spannen zwischen innen und aussen, Stille und Bewegung. Die Installation steht jedoch auch in einem direkten Zusammenhang mit der Funktion der betreffenden Räume: Sie bindet den rund um die Uhr zugänglichen Eingangsbereich mit den Bancomaten in das Gesamtkonzept ein.

Im Bereich der historischen Halle wurde ein Bistro eingerichtet. Dabei orientierten sich die Gestalter an einem Kaffeehaus. (Foto © Graubündner Kantonalbank)

Die Arbeiten in der Halle weckten auch das Interesse von Inside Paradeplatz, der berühmt-berüchtigten Klatsch- und Informationsplattform der Bankenwelt, die für ihre zuweilen polemisch-bissigen Texte bekannt ist. Sie wusste zu berichten, dass dem Turm die «Cornel»-Ecke für die Kinder der Kund*innen geopfert wurde. Nach der Einweihung hat die Geschäftsleitung der GKB entschieden, diese anderenorts wieder zu installieren. 

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